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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.4238#0008
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Burgkmairs Celtis-Medaille.

In einer kürzlich veröffentlichten kleinen Studie über »Über Burgkmair und Dürer«1 ergab sich mir Veranlassung,
jene Gruppe von Holzschnitten Burgkmairs zu besprechen, die, zwischen 1504 und 1507 entstanden, den nahen
Beziehungen des Künstlers zu Konrad Celtis ihre Entstehung verdanken.3

Es wurde in diesem Zusammenhange auch eines bisher unbekannten Holzschnittes gedacht, der das Bildnis
Konrad Celtis' in Form einer Gedenkmünze darstellt. Das einzige mir bis dahin bekannte Exemplar, das sich in der
Wiener Hof bibliothek, und zwar eingeklebt auf dem Vorsatzblatte der Handschrift Nr. 3448 befindet, hatte sich infolge
seines schlechten Erhaltungszustandes als für eine Reproduktion ungeeignet erwiesen. Der Umstand, daß mir bald
nach dem Abschlüsse des erwähnten Aufsatzes ein zweites und zwar sowohl vorzüglich gedrucktes als auch tadellos
erhaltenes Exemplar bekannt wurde, veranlaßt mich, die Reproduktion dieses künstlerisch feinen und gegenständlich
nicht unwichtigen Blättchens hier nachzutragen.

In der manche Kostbarkeit in sich schließenden Sammlung von Einzelblättern der Münchener Staatsbibliothek
wird auch ein schöner Druck von Burgkmairs »großem Reichsadler« (Pass. 120) verwahrt, auf dessen unterem
Randesich der hierin sammengehörigkeitmit

MVMVS AENEYS SYMMETRIE CELT

Originalgröße abgebil-
dete Holzschnitt der
Celtis-Medaille abge-
druckt findet. Er bildet
mit dem Reichsadler
keineswegs eine ikono-
graphische Einheit, so
daß das Ganze als ein

besonderer Zustand
von Pass. 120 aufzu-
fassen wäre, er ist viel-
mehr nur wegen seiner
gegenständlichen Zu-

dem Adler oder sogar
wahrscheinlicher nach-
träglich unter dem Adler

abgedruckt worden.
Das Blatt war einmal
gefaltet gewesen und ist
mit zwei Ziffern, 148
und 149, versehen, die
die bekannten Züge

Hartmann Schedels
aufweisen. Mit Schedels

übrigem Nachlasse
ging auch das Werk-

chen Peutingers, Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum, Augsburg 1505, aus seinem Besitze in die
Münchener Bibliothek über, dem das sogenannte Totenbild des Celtis von 1507, ein Geschenk des Celtis an
Schedel, vorgeheftet ist. Dieses Doppelblatt und das ganze Heftchen tragen die fortlaufende Seitenbezifferung 123
bis 134, und zwar von derselben Hand, Größe und Tinte wie die beiden Nummern auf dem »Reichsadler«. Auch das
Format des Bogens, auf dem dieser abgedruckt ist, entspricht in der alten Faltung dem der Druckschrift. Es geht
daraus hervor, daß das Blatt einem von Schedel zusammengesetzten größeren Konvolut entnommen ist, dessen
übrige Teile sich aus seinem Nachlaß wohl auch feststellen ließen.

Ohne Zweifel geht die Anregung zu dem Holzschnitt von Celtis selbst aus, in dem wir auch den Autor der Schrift
darauf annehmen müssen. Das Wort »Symmetria« in der Überschrift dürfte einfach als Maaß, Form, Gestalt zu
deuten sein. In der späteren Gräzität wird der Ausdruck, wie Herr Dr. v. Premerstein die Güte hatte mir mitzuteilen,
auch vom Übereinstimmen eines Bildes mit seinem Original, also im Sinne von »Porträt« gebraucht. Ob diese
Anwendung bei den Humanisten anzunehmen ist, weiß ich nicht. Der die Revers-Seite der Medaille ausfüllende Text,
der sich sonst auf die dargestellte Person zu beziehen pflegt, klingt hier in ein Lob auf den Künstler aus. Und in der
Tat stellt diese Münze die beste und deutlichste Überlieferung dar, die wir von den Gesichtszügen des Dichters besitzen.

Die Überschrift nennt das Bild kurzweg einen »nummus aeneus«. Die Frage ist: Haben wir es mit dem Abbild
oder dem Entwurf einer Medaille zu tun?

So viel ich in Erfahrung bringen konnte, ist eine Celtis-Medaille bisher nicht bekannt geworden. Daß dem
Künstler ein solches Werk vorlag, dünkt mich schon aus dem Grunde unwahrscheinlich, weil der Celtiskopf
durchaus das Gepräge Burgkmairscher Auffassung trägt und der Künstler in anderen, nach italienischen Medaillen
gearbeiteten Porträten, wie in den Holzschnitten B. 33 und besonders B. 20 bewiesen hat, wie gut er sich in

1 »Beiträge zur Kunstgeschichte. Franz Wickhoff gewidmet von einem Kreise von Freunden und Schülern. Wien, 1903«.

2 Ich benütze die Gelegenheit, zu dem erwähnten Aufsatze hier nachzutragen, daß die beiden in der »Rhapsodia« des Celtis erschienenen
Holzschnitte, darstellend die »Insignien des Poetenkollegs« und die »Böhmische Schlacht« schon von Thausing Burgkmair zugeschrieben
wurden, und zwar in einem in Bd. 17 der »Berichte und Mitteil, des Wiener Altertumsvereines« veröffentlichten Aufsätze über »Die Celtes-Ciste
der Wiener Universität«, der mir früher leider entgangen war.
 
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