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eine Spur. Ich halte daher nach wie vor an dem Nürnberger Ursprung des Holzschnittes fest, bei dessen Konzeption
dem Zeichner allem Anschein nach Dürers kleiner Kurier (B. 80) vorgeschwebt zu haben scheint. Auf welchem Wege
aber der Stock nach Cöln gekommen sein mag, das ist mir freilich vor der Hand noch unerfindlich. Immerhin bleibt
als letzter Ausweg noch die Möglichkeit bestehen, daß ein Cölner Formenschneider nach einer Nürnberger Zeichnung
gearbeitet hat, was bei dem häufigen Vorkommen von Kopien der Baseler und Nürnberger Schule in den Cölner
Drucken jener Zeit nicht einmal sehr außergewöhnlich scheinen würde. Alsred Hagelstange.
Die Verwertung der Linearperspektive zur Datierung- von Bildern.
1. Wenn die kunstgeschichtliche Forschung der Gegenwart die Tendenz zeigt, bei einem Kunstwerk nicht mü-
den historischen Zusammenhang, sondern auch die Art der Wirkung und die Form des künstlerischen Ausdruckes zu
untersuchen, so hängt es damit zusammen, daß auch die rein formalen Ausdrucksmittel eine genauere Würdigung
finden. Zu ihnen gehört vor allem die Linearperspektive, die, selbst bei aller Freiheit in der Anwendung, doch erst die
Darstellung des Raumzusammenhanges eines Bildes ermöglicht. Der Aufschwung, den die Kunst in Italien zu Beginn
des XV. Jahrhunderts nahm, ging Hand in Hand mit der theoretischen Ausbildung der Perspektive, zu der man
durch Abstraktion aus dem Sehprozeß gelangt war. Nach Deutschland hat Dürer durch seine italienischen Reisen
diese Wissenschaft verpflanzt. Aber auch in den Niederlanden beobachten wir in der ersten Hälfte des XV. Jahr-
hunderts eine geradezu staunenswerte Blütezeit der Kunst, welche durch die Brüder Eyck herbeigeführt wird. War
nun auch bei diesen die größere Vollendung der Raumdarstellung mit einer theoretischen Erkenntnis des Wesens der
Perspektive verbunden? Hat insbesondere Jan van Eyck die ersten Grundsätze dieser Disziplin erkannt oder sind
beide Künstler vielleicht durch die italienischen Theoretiker beeinssußt worden? Für die Beantwortung aller dieser
Fragen ist eine genaue Untersuchung der Perspektive in den Bildern der Brüder Eyck eine unerläßliche Vorbedingung
und es ist das Verdienst von Herrn Dr. G. Josef Kern,1 sich dieser mühevollen Arbeit unterzogen zu haben. Natürlich
sind nur diejenigen Bilder für diesen
Zweck zu verwenden, welche durch
architektonische Hintergründe eine stren-
gere Kontrolle der Perspektive überhaupt
zulassen. Nach den größten erhältlichen
Photographien stellte der Verfasser Um-
rißzeichnungen her, meistenteils unter
gleichzeitiger Benutzung der Originale,
und trug in erstere die Konstruktions-
linien ein. Die beigegebenen Tafeln sind
starke Verkleinerungen dieser Zeich-
nungen, sie enthalten die Koordinaten
einzelner Flucht- und Schnittpunkte,
sowie die Angabe der Reduktion gegen-
über den Originalen. Auch aus der Zeit
vor den Brüdern Eyck (Broederlam)
sowie von Petrus Christus, einem Schüler
des Jan van Eyck, sind zwei, beziehungs-
weise drei Tafeln beigefügt.
Nach der größeren oder geringeren
Richtigkeit der perspektivischen Kon-
struktion werden nun die Bilder, sosern
sie nicht datiert sind, in eine Reihe
geordnet und Kern gelangt zu dem
Schluße, daß die Rolin-Madonna des
Louvre an das Ende dieser Entwicklung
VI
IV
in
Jan van Eyck, Die Madonna des Kanzlers Rolin im Louvre.
i Die Grundzüge der linearperspektivischen
Darstellung in der Kunst der Gebrüder van Eyck
und ihrer Schule. I. Die perspektivische Projektion.
Mit 3 Zeichnungen im Text und 14 Taseln. Leipzig.
Seemann. 1904.
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wir bei diesen
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eine Spur. Ich halte daher nach wie vor an dem Nürnberger Ursprung des Holzschnittes fest, bei dessen Konzeption
dem Zeichner allem Anschein nach Dürers kleiner Kurier (B. 80) vorgeschwebt zu haben scheint. Auf welchem Wege
aber der Stock nach Cöln gekommen sein mag, das ist mir freilich vor der Hand noch unerfindlich. Immerhin bleibt
als letzter Ausweg noch die Möglichkeit bestehen, daß ein Cölner Formenschneider nach einer Nürnberger Zeichnung
gearbeitet hat, was bei dem häufigen Vorkommen von Kopien der Baseler und Nürnberger Schule in den Cölner
Drucken jener Zeit nicht einmal sehr außergewöhnlich scheinen würde. Alsred Hagelstange.
Die Verwertung der Linearperspektive zur Datierung- von Bildern.
1. Wenn die kunstgeschichtliche Forschung der Gegenwart die Tendenz zeigt, bei einem Kunstwerk nicht mü-
den historischen Zusammenhang, sondern auch die Art der Wirkung und die Form des künstlerischen Ausdruckes zu
untersuchen, so hängt es damit zusammen, daß auch die rein formalen Ausdrucksmittel eine genauere Würdigung
finden. Zu ihnen gehört vor allem die Linearperspektive, die, selbst bei aller Freiheit in der Anwendung, doch erst die
Darstellung des Raumzusammenhanges eines Bildes ermöglicht. Der Aufschwung, den die Kunst in Italien zu Beginn
des XV. Jahrhunderts nahm, ging Hand in Hand mit der theoretischen Ausbildung der Perspektive, zu der man
durch Abstraktion aus dem Sehprozeß gelangt war. Nach Deutschland hat Dürer durch seine italienischen Reisen
diese Wissenschaft verpflanzt. Aber auch in den Niederlanden beobachten wir in der ersten Hälfte des XV. Jahr-
hunderts eine geradezu staunenswerte Blütezeit der Kunst, welche durch die Brüder Eyck herbeigeführt wird. War
nun auch bei diesen die größere Vollendung der Raumdarstellung mit einer theoretischen Erkenntnis des Wesens der
Perspektive verbunden? Hat insbesondere Jan van Eyck die ersten Grundsätze dieser Disziplin erkannt oder sind
beide Künstler vielleicht durch die italienischen Theoretiker beeinssußt worden? Für die Beantwortung aller dieser
Fragen ist eine genaue Untersuchung der Perspektive in den Bildern der Brüder Eyck eine unerläßliche Vorbedingung
und es ist das Verdienst von Herrn Dr. G. Josef Kern,1 sich dieser mühevollen Arbeit unterzogen zu haben. Natürlich
sind nur diejenigen Bilder für diesen
Zweck zu verwenden, welche durch
architektonische Hintergründe eine stren-
gere Kontrolle der Perspektive überhaupt
zulassen. Nach den größten erhältlichen
Photographien stellte der Verfasser Um-
rißzeichnungen her, meistenteils unter
gleichzeitiger Benutzung der Originale,
und trug in erstere die Konstruktions-
linien ein. Die beigegebenen Tafeln sind
starke Verkleinerungen dieser Zeich-
nungen, sie enthalten die Koordinaten
einzelner Flucht- und Schnittpunkte,
sowie die Angabe der Reduktion gegen-
über den Originalen. Auch aus der Zeit
vor den Brüdern Eyck (Broederlam)
sowie von Petrus Christus, einem Schüler
des Jan van Eyck, sind zwei, beziehungs-
weise drei Tafeln beigefügt.
Nach der größeren oder geringeren
Richtigkeit der perspektivischen Kon-
struktion werden nun die Bilder, sosern
sie nicht datiert sind, in eine Reihe
geordnet und Kern gelangt zu dem
Schluße, daß die Rolin-Madonna des
Louvre an das Ende dieser Entwicklung
VI
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Jan van Eyck, Die Madonna des Kanzlers Rolin im Louvre.
i Die Grundzüge der linearperspektivischen
Darstellung in der Kunst der Gebrüder van Eyck
und ihrer Schule. I. Die perspektivische Projektion.
Mit 3 Zeichnungen im Text und 14 Taseln. Leipzig.
Seemann. 1904.
Jan van E
sie also au
wir bei diesen
■:' Betrachtung der E
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