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IV III II I 12
Jan van Eyck, Die Madonna des Kanonikus Van der Pale in der Akademie zu Brügge.
zu setzen ist, daß sie also auch späteren Ursprunges ist als die die Jahreszahl 1436 tragende Pale-Madonna in
Brügge. Verweilen wir bei diesem Resultate länger, da es für die ganze Untersuchung von Bedeutung ist. Ich gelange
auf Grund der Betrachtung der Eyckschen Bilder zu anderen Schlüßen.
2. Bezeichnen wir eine Linie, welche auf der Bildebene lotrecht steht, kurz als Tiefenlinie, so stellen wir uns
zunächst die Frage: Haben die Brüder Eyck den Satz gekannt, daß die Bilder von Tiefenlinien, die einer Ebene, zum
Beispiel der Bodenfläche angehören, durch einen Punkt, den gemeinsamen Fluchtpunkt (Augpunkt) gehen? Kern
bejaht diese Frage unter Hinweis auf die Fußboden des Genter-Altars. Mir scheint schon aus den beigegebenen
Taseln hervorzugehen, daß man dazu kaum berechtigt ist.
Es wird gut sein, wenn ich vorausschicke, daß ich mich von jeder Pedanterie sern halten möchte. Ich weiß, wie
groß die Ungenauigkeiten sind, die bei einer solchen Rekonstruktion in Betracht zu ziehen sind. Mag die ursprüng-
liche Vorzeichnung auf dem Bilde sogar mathematisch richtig gewesen sein, so wird sie bereits durch den Auftrag
der Farbe ungenauer, in dem die geraden Linien an Schärfe verlieren. Durch die photographische Aufnahme
entstehen neue Fehler, die Kopien verziehen sich in den Bädern und beim Aufziehen u. s. w. Indes zeigt eine Photo-
graphie eines richtig konstruierten Bildes, zum Beispiel der Schule von Athen, doch bald, welchen Grad der Genauig-
keit man vernünftigerweise noch erwarten darf.
Ich bitte nun die Abbildung auf S. 10 zu betrachten, welche nach einer Braunschen Photographie (Format 36 : 38)
hergestellt ist, wobei die Mißhandlung des Bildes durch die Konstruktionslinien im Interesse des vorliegenden
Zweckes gütigst übersehen werden möge. Die Tiesenlinien des Fußbodens sind beziehungsweise mit 1,2,... 7,
I, II, . . . VII bezeichnet.
IV III II I 12
Jan van Eyck, Die Madonna des Kanonikus Van der Pale in der Akademie zu Brügge.
zu setzen ist, daß sie also auch späteren Ursprunges ist als die die Jahreszahl 1436 tragende Pale-Madonna in
Brügge. Verweilen wir bei diesem Resultate länger, da es für die ganze Untersuchung von Bedeutung ist. Ich gelange
auf Grund der Betrachtung der Eyckschen Bilder zu anderen Schlüßen.
2. Bezeichnen wir eine Linie, welche auf der Bildebene lotrecht steht, kurz als Tiefenlinie, so stellen wir uns
zunächst die Frage: Haben die Brüder Eyck den Satz gekannt, daß die Bilder von Tiefenlinien, die einer Ebene, zum
Beispiel der Bodenfläche angehören, durch einen Punkt, den gemeinsamen Fluchtpunkt (Augpunkt) gehen? Kern
bejaht diese Frage unter Hinweis auf die Fußboden des Genter-Altars. Mir scheint schon aus den beigegebenen
Taseln hervorzugehen, daß man dazu kaum berechtigt ist.
Es wird gut sein, wenn ich vorausschicke, daß ich mich von jeder Pedanterie sern halten möchte. Ich weiß, wie
groß die Ungenauigkeiten sind, die bei einer solchen Rekonstruktion in Betracht zu ziehen sind. Mag die ursprüng-
liche Vorzeichnung auf dem Bilde sogar mathematisch richtig gewesen sein, so wird sie bereits durch den Auftrag
der Farbe ungenauer, in dem die geraden Linien an Schärfe verlieren. Durch die photographische Aufnahme
entstehen neue Fehler, die Kopien verziehen sich in den Bädern und beim Aufziehen u. s. w. Indes zeigt eine Photo-
graphie eines richtig konstruierten Bildes, zum Beispiel der Schule von Athen, doch bald, welchen Grad der Genauig-
keit man vernünftigerweise noch erwarten darf.
Ich bitte nun die Abbildung auf S. 10 zu betrachten, welche nach einer Braunschen Photographie (Format 36 : 38)
hergestellt ist, wobei die Mißhandlung des Bildes durch die Konstruktionslinien im Interesse des vorliegenden
Zweckes gütigst übersehen werden möge. Die Tiesenlinien des Fußbodens sind beziehungsweise mit 1,2,... 7,
I, II, . . . VII bezeichnet.