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zusammengestellt bei Klaiber,1 der den alten Beobachtungen viele treffliche neue hinzugefügt hat. Eine weitere, die die
Abhängigkeit des Pferdes aus Dürers Kupferstich »Ritter, Tod und Teufe!« von Leonardos Modell zum Reiterdenkmal
des Francesco Sforza betrifft, hat vor kurzem Wölfflin beigebracht.- Diese Beziehungen sind zumeist Anklänge, die
sich bei Dürer an Werke und Gedanken Da Vincis finden, seltener sind es freie Nachschöpfungen, und nur ein
einzigesmal kommt darunter eine ausgesprochene Entlehnung vor: die Pferdestudie im Dresdener Kodex, von der
Ephrussi nachgewiesen hat, daß sie zum Teil die Kopie nach einer Leonardo-Zeichnung im Besitz des Herrn
Galichon ist.- Daß die bei Brück4 auf den Tafeln 107—109 reproduzierten Zeichnungen des Dresdener Kodex', die
aus äußeren und inneren Gründen zu der Pferdestudie aus Tafel 128 gehören, gleichfalls auf Leonardo zurückgehen,
habe ich bereits 1899 in meiner (nicht gedruckten) Institutsarbeit über den Dresdener Kodex angenommen; seither habe
ich diese Vermutung in meiner Besprechung von Brucks Ausgabe wiederholt/' und unabhängig von mir hat sie
mittlerweile auch Wölsflin ausgesprochen.«
Für die Zeichnungen auf Tafel 107 und 108 des Dresdener Kodex' habe ich nun tatsächlich die anatomischen
Studien Leonardos gefunden, die als Vorlagen gedient haben. Sie sind bei Rouveyre" unter den Fragments-Etudes
anatomiques (Recueil B) als Feuillet Nr. 2 Recto und Verso publiziert. Ich verweise auf die vier Abbildungen, die trotz
der starken Verkleinerung wohl am schnellsten überzeugen werden, und schließe ihnen nur ein paar Worte an. Hie
beiden Zeichnungen Dürers (daß sie eigenhändig sind, ist zweifellos) sind keine Pausen, sondern Kopien und zwar
höchst wahrscheinlich mittelbare. Für letzteres spricht schon die Erwägung, daß Dürer 1517 das Original Leonardos
kaum in der Hand gehabt haben kann, und daß sie nicht pausiert sind, geht vor allem aus der ziemlich freien Behand-
lung von Einzelheiten hervor. Sie sind im Gegensinn gehalten. Dazu gab vermutlich die Spiegelschrift auf Feuillet 2 v.
Anlaß, die auf der anderen Seite des gegen das Licht gehaltenen Blattes als gewöhnliche Schrift gelesen werden
kann. Wie dabei die Zeichnung erscheint, so hielt man sie für richtig und kopierte sie. Es ist nicht alles nach-
gezeichnet. Tafel 107 enthält von Feuillet 2 r. nur die beiden Beine und den rechten Arm in Umrissen und mit
spärlicher Innenzeichnung und die Knochen und ein paar schematische, schnurförmige Muskeln des linken Beines
und des Armes, die Knochenhand aber ist von der Rückseite des Leonardo-Blattes genommen. Von Feuillet 2 v. gingen
auf Tafel 108 nicht über: die vereinfachte Wiederholung des bloß aus Knochen und schematischen Muskeln bestehenden
linken Armes, die flüchtige Skizze von Luftröhre und Lungen und die paar Wirbel; das kleine Detail der Verzweigung
der Muskelschnüre unter dem Schlüsselbein ward dagegen kopiert. Die Schrift blieb überall unbeachtet.
Diese Nachzeichnungen liefern einen neuen Beweis sür den Anteil, den Dürer an der Tätigkeit des geistes-
verwandten Italieners nahm, für die Kenntnis, die er davon hatte. Ich zweifle nicht, daß sich noch mehr solcher Be-
ziehungen werden aufdecken lassen, vielleicht sogar mit Hilfe der Rouveyreschen Publikation, die ich selbst leider
noch nicht ganz zu Gesicht bekommen habe. Arpad Weixlgärtner.
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33
Leonardo-Mss. in Windsor, ed. Rouveyre, Recueil B, Feuill. 2 v.
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Dürer-Kodex in Dresden, ed. Brück, Tas. 107.
1 Beiträge zu Dürers Kunsttheorie, Blaubeuren 1903.
> Die Kunst Albrecht Dürers, München 1905, S. 188 ff.
» Albert Dürer et ses Dessins, Paris 1882, S. 128 IT.
* Das Skizzenbuch Albrecht Dürers in der königl. ösfentl. Bibliothek zu Dresden, Straubing 1905.
s Kunstgeschichtliche Anzeigen, Innsbruck 1906, S. 19 f. Ebenda (S. 19 ff.") auch meine Ansicht über Dürers Verhältnis zur Anatomie.
• L.C., S. 189, Anm.2.
7 Leonard de Vinci. Feuillets inedits, reproduits d'apres les originaux conserves ä la Bibliotheque du Chateau de Windsor, Paris 1901.
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zusammengestellt bei Klaiber,1 der den alten Beobachtungen viele treffliche neue hinzugefügt hat. Eine weitere, die die
Abhängigkeit des Pferdes aus Dürers Kupferstich »Ritter, Tod und Teufe!« von Leonardos Modell zum Reiterdenkmal
des Francesco Sforza betrifft, hat vor kurzem Wölfflin beigebracht.- Diese Beziehungen sind zumeist Anklänge, die
sich bei Dürer an Werke und Gedanken Da Vincis finden, seltener sind es freie Nachschöpfungen, und nur ein
einzigesmal kommt darunter eine ausgesprochene Entlehnung vor: die Pferdestudie im Dresdener Kodex, von der
Ephrussi nachgewiesen hat, daß sie zum Teil die Kopie nach einer Leonardo-Zeichnung im Besitz des Herrn
Galichon ist.- Daß die bei Brück4 auf den Tafeln 107—109 reproduzierten Zeichnungen des Dresdener Kodex', die
aus äußeren und inneren Gründen zu der Pferdestudie aus Tafel 128 gehören, gleichfalls auf Leonardo zurückgehen,
habe ich bereits 1899 in meiner (nicht gedruckten) Institutsarbeit über den Dresdener Kodex angenommen; seither habe
ich diese Vermutung in meiner Besprechung von Brucks Ausgabe wiederholt/' und unabhängig von mir hat sie
mittlerweile auch Wölsflin ausgesprochen.«
Für die Zeichnungen auf Tafel 107 und 108 des Dresdener Kodex' habe ich nun tatsächlich die anatomischen
Studien Leonardos gefunden, die als Vorlagen gedient haben. Sie sind bei Rouveyre" unter den Fragments-Etudes
anatomiques (Recueil B) als Feuillet Nr. 2 Recto und Verso publiziert. Ich verweise auf die vier Abbildungen, die trotz
der starken Verkleinerung wohl am schnellsten überzeugen werden, und schließe ihnen nur ein paar Worte an. Hie
beiden Zeichnungen Dürers (daß sie eigenhändig sind, ist zweifellos) sind keine Pausen, sondern Kopien und zwar
höchst wahrscheinlich mittelbare. Für letzteres spricht schon die Erwägung, daß Dürer 1517 das Original Leonardos
kaum in der Hand gehabt haben kann, und daß sie nicht pausiert sind, geht vor allem aus der ziemlich freien Behand-
lung von Einzelheiten hervor. Sie sind im Gegensinn gehalten. Dazu gab vermutlich die Spiegelschrift auf Feuillet 2 v.
Anlaß, die auf der anderen Seite des gegen das Licht gehaltenen Blattes als gewöhnliche Schrift gelesen werden
kann. Wie dabei die Zeichnung erscheint, so hielt man sie für richtig und kopierte sie. Es ist nicht alles nach-
gezeichnet. Tafel 107 enthält von Feuillet 2 r. nur die beiden Beine und den rechten Arm in Umrissen und mit
spärlicher Innenzeichnung und die Knochen und ein paar schematische, schnurförmige Muskeln des linken Beines
und des Armes, die Knochenhand aber ist von der Rückseite des Leonardo-Blattes genommen. Von Feuillet 2 v. gingen
auf Tafel 108 nicht über: die vereinfachte Wiederholung des bloß aus Knochen und schematischen Muskeln bestehenden
linken Armes, die flüchtige Skizze von Luftröhre und Lungen und die paar Wirbel; das kleine Detail der Verzweigung
der Muskelschnüre unter dem Schlüsselbein ward dagegen kopiert. Die Schrift blieb überall unbeachtet.
Diese Nachzeichnungen liefern einen neuen Beweis sür den Anteil, den Dürer an der Tätigkeit des geistes-
verwandten Italieners nahm, für die Kenntnis, die er davon hatte. Ich zweifle nicht, daß sich noch mehr solcher Be-
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1 Beiträge zu Dürers Kunsttheorie, Blaubeuren 1903.
> Die Kunst Albrecht Dürers, München 1905, S. 188 ff.
» Albert Dürer et ses Dessins, Paris 1882, S. 128 IT.
* Das Skizzenbuch Albrecht Dürers in der königl. ösfentl. Bibliothek zu Dresden, Straubing 1905.
s Kunstgeschichtliche Anzeigen, Innsbruck 1906, S. 19 f. Ebenda (S. 19 ff.") auch meine Ansicht über Dürers Verhältnis zur Anatomie.
• L.C., S. 189, Anm.2.
7 Leonard de Vinci. Feuillets inedits, reproduits d'apres les originaux conserves ä la Bibliotheque du Chateau de Windsor, Paris 1901.
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