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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.4249#0034
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Tafeln der ersten Gruppe, der Passions-
gruppe, als selbständige Bilder ge-
wonnen wurden.1 Diese ehemalige Zu-
sammengehörigkeit müssen wir gleich
hier betonen.
Abweichend aber in Größe, Inhalt
und Stil begegnet uns endlich noch
eine dritte Abteilung von zwei, respek-
tive vier Tafeln, da auch hier wieder
ein Auseinandersägen stattgefunden
hat. Diese haben das Ausmaß 84:35 cm
und stellen die Grablegung und Auf-
erstehung, St. Margareta und Barbara
im Gespräche und Propst Peter vor dem
Kruzifix dar, welche wir teilweise in
kleinen, daher unzureichenden Repro-
duktionen dem Leser zur Anschauung
bringen.
Demnach haben wir im ganzen
sechzehn, eigentlich aber nur zehn
Tafeln, und zwar sechs doppelseitige
und vier einseitige. Der ursprüngliche
Zustand der Tafeln (vor dem Ausein-
andersägen) belehrt uns einmal, daß
einerseits die Sebastian- und Florian-


Darstellungen mit dem Passionszyklus
vereinigt waren, zweitens, daß Propst
Peter, Margareta und Barbara und Grab-
legung und Auserstehung anderseits
zusammengehörten. Drittens, daß eben
diese letzte Gruppe den ergänzenden
und beschließenden Teil der großen
Passionsdarstellung bildete, daß dem-
nach alle auch eine innere Zusammen-
gehörigkeit besitzen. Berücksichtigt man
noch ferner, daß bis zu einem gewissen
Grade durch alle sechzehn Taseln ein
einheitlicher Stil, und zwar jener der
Regensburger Schule geht, so kommt
man sukzessive zu dem Schlüsse, daß
wir hier doch nur Reste eines einzigen
Altarwerkes vor uns haben. Darüber
wurde schon viel disputiert und manche
Ansicht ausgesprochen. P. Czerny und
nach ihm Friedländer dachten an zwei
Altäre, an jenen großen im linken
Seitenschisfe und an einen kleinen
Hausaltar, den sich Propst Peter zum
Privatgebrauch machen ließ.5 Allein
diese Annahme sührt zu keinem besrie-

digenden Abschlüsse und bringt uns auch noch mit der alten Beschreibung in Konslikt. Dieselbe sührt sieben Heilige
an: St. Florian, Sebastian, Leopold, Katharina, Ursula, Barbara, Margareta, welchen der Altarschrein geweiht war. Nun
finden wir hier aus den großen Taseln St. Florian
und Sebastian, aus den kleinen Barbara und Mar-
gareta, also schon vier der genannten Heiligen.
So wie sich die Serie der Heiligen aus den beiden
Formaten ergänzt, ebenso findet auch die Passion
in den beiden Gruppen ihre natürliche Fortsetzung
und ihren Abschluß. Die große Gruppe begann mit
der Gesangennahme und endigte mit der Kreuzi-
gung, wir vermissen hier demnach den üblichen
Schluß, die Grablegung- und Auserstehung. Gerade
diese beiden letzten Darstellungen finden sich aber
aus den kleinen Taseln. Erwägt man weiters, daß aus
einer der Rückseiten dieser letzteren Propst Peter
vor dem Kruzifix kniend sich dargestellt befindet,
welcher das Kunstwerk gestistet und darunter be-
graben werden wollte, so liegt der Schluß ziemlich




Altdorfer, St. Margareta und Barbara.
Linker Predellenssügel (innen).

i Czerny a. a. 0., Seite 112. — H. Ubell glaubte Seite 18
und 21 a. a. 0. irrtümlicherweise annehmen zu müssen, daß
sich noch zwei Bilder mit der Gesangennahme Florians aus der
Ennsbrücke und dem Todessturze des Heiligen bei dem Altar-
werk befunden hätten, welche verloren gegangen seien. Dagegen
sprechen einmal die beiden gleichfalls nur in zwei Darstellungen
vorhandenen Gegenstücke der St. Sebastian-Bilder und die ganz
erhaltene Passionsserie, von welcherja die Heiligendarstellungen
erst durch Zersägen gelöst wurden. In derselben Abhandlung
wurden auch beide Florian-Bilder zum ersten Male reproduziert.
Siehe Tasel VI und VII.
~ Czerny a. a. 0., Seite 113.
s Czerny weist (a. a. 0., Seite 112, Anmerkung 2) zwar
auf Fälle hin, wo die Passion in acht Bildern dargestellt ist, und
sührt Holbein d. j. an und die Passion in Freisingen.


Altdorter, Propst Peter.
Rechter Predellenflügel (innen).
 
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