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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.4249#0063
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MMH

— 59 —
Reproduktion, mit unserem Gemälde mehrmals verglichen haben, konnten wir die Überzeugung nicht unterdrücken,
daß beide Werke dieselbe Person darstellen, und die ähnliche Bearbeitung der Bildnisse beweist es, daß dieselben
einander auch zeitlich nahe stehen müssen.
Der Abgebildete trägt auf der Wiener Zeichnung ebenfalls eine Netzhaube, wendet sich aber im Dreiviertelprofil
nach links, ein Umstand, der den Vergleich etwas erschwert. Die Identität der Formen kann jedoch nicht in Zweifel
gezogen werden. Dieselbe hohe Stirn und hervortretende Jochbeinpartie sowie dasselbe spitze und in der Mitte ein-
geschnittene Kinn charakterisieren den Knochenbau der Köpfe. Der übereinstimmende Charakter der engen Schultern
und der großen Adamsäpfel kann auch auf einer anderen, ebenfalls den Bruder des Künstlers darstellenden Zeichnung
der Albertina (L.— Meder 532) kontrolliert werden. Die Konstruktion der Nasenwurzel, die Augen mit ihren aufwärts
gebogenen äußeren Ecken, der kleine Ohrlappen und der stark ausschwellende innere Teil der Ohrmuschel sind
auf Zeichnung und Gemälde ähnlich gebildet. Die Nasenflügel stehen auf dem letzteren nicht so hoch und der
schiefe Schnitt des Mundes kommt auch nur auf dem Gemälde zum Ausdruck. Solche kleine und doch sehr steif
wirkende Verschiebungen kommen aber bei Dürer nicht selten und in allen Perioden seines Schaffens vor, besonders
wenn er bestrebt ist, dem Gesicht einen lebhafteren Ausdruck zu verleihen. Als Beispiele seien erwähnt: das Bildnis
eines jungen Mannes (Hans Dürer, 1500) München; Apostel Jakobus (1516) Florenz; ein rechtshin gewandter
Knabenkopf (um 1516) Paris, Nationalbibliothek; Jakob Muffel (1526) Berlin; Handzeichnungen, wie der Kopf eines
Jünglings (1503) Wien, Akademie (L. 426); das Brustbild eines bartlosen Mannes (1517) Paris, Rothschild (L. 371);
Kardinal Albrecht V.Brandenburg, Albertina (L.—Meder 547); Kardinal Lang v. Wellenburg, Albertina (L.—Meder 548);
das Brustbild eines Mannes, München (L. 202); ein junger Mann (1520) Berlin (L. 445); eine jüngere und eine ältere
Frau nebeneinander (1520) Chantilly (L. 342); ein junges Mädchen (1521) Louvre (L. 326); Lord Morley (1522)
Berlin (L. 87) etc. Der Friedrich den Weisen darstellende Kupferstich (1524, B. 104) beweist dann, wie der Künstler
in solcher Detailzeichnung, beim ausgeführten Werk, von seiner Vorstudie (Paris, Samml. Walton, L. 387) abweicht.
Zu den Wiener und Budapester Bildnissen zurückkehrend, verzeichnen wir auch die vollkommen überein-
stimmende, äußerst feine Wiedergabe der Mundmuskeln und die entsprechende Lage der Augenbrauen. Endlich, um
alle Zweifel aufzuheben, wollen wir noch einen Beweis anführen. Man bemerkt auf dem Gemälde bei genauerem
Zusehen auf der linken Spitze des Kinnes ein paar Haare, und wenn wir die stark abgeriebene Zeichnung aufmerksam
beobachten, so werden wir auch dort desselben Kennzeichens gewahr.
Die Werke sind überhaupt nur beschädigte Reste der Originale. Das Gemälde wurde zuerst ganz übermalt und
dann — in Thausings Gegenwart — abgeputzt. Die Zeichnung befindet sich ebenfalls in äußerst schlechtem Zustand,
mit stellenweise ungeschickt nachgezogenen Konturen von fremder Hand. (So auf dem Munde und der Nase.) Die
Überreste der ursprünglichen Bearbeitung zeigen jedoch an beiden Orten dieselbe Behandlungsweise. Einerseits
sorgfältig modellierende, aber doch leichte Stiftzüge, andererseits die Spuren von ebensolchen Pinselstrichen.
Das Alter des Mannes kann auf dem Budapester Bild in seinem jetzigen Zustand nicht genauer bestimmt werden.
Wir müssen also in der Datierungsfrage hauptsächlich die Malweise in Betracht ziehen. Die Gemälde aus der Zeit
1512—1516 gruppieren sich in dieser Beziehung zwanglos um unser Bild herum. So die Nürnberger Kaiserbilder,
die Wiener Madonna, der Bremer Salvator Mundi und die Florentiner Apostelköpfe. Alle diese Werke sind noch
— gleich unserem Bilde — weit entfernt von der Schärfe der Bildnisse aus den Zwanzigerjahren. Eine um ein paar
Jahre frühere Datierung als 1514 würde dagegen den Ergebnissen unserer stilkritischen Untersuchungen weniger
widersprechen. Zoltän Takäcs.

Bemerkungen zu den Radierungen und Lithographien Goyas im Britischen
Museum.

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In seinem sorgfältigen und wertvollen Katalog von Goyas graphischen Arbeiten1 erwähnt Julius Hofmann einige
Drucke oder Zustände von großer Seltenheit, die sich im Besitz des Britischen Museums befinden. Die meisten dieser
Blätter wurden auf der Auktion Burty im Jahre 1876, viele noch früher, vom Jahre 1848 an, erworben, und zwar zu
Preisen, die im Vergleich mit den heutzutage für Drucke von ähnlicher Qualität auf dem Kunstmarkt verlangten
lächerlich niedrig erscheinen. Im Hinblick auf das stetig anwachsende Interesse, das jetzt besonders in Deutschland der
Kunst Goyas entgegengebracht wird, ist es hier vielleicht nicht unangemessen, um der wissenschaftlichen Genauigkeit
willen ein paar Fehler, die sich auf diese Londoner Seltenheiten beziehen, richtig zu stellen; es sind dies Fehler, die
leicht unterlaufen, wenn der Autor eines Katalogs nicht in der Lage gewesen ist, die Sammlung, über die er berichtet,
selbst zu besichtigen.

< Francisco de Goya. Katalog seines graphischen Werkes. Von Julius Hofmann, Wien 1907.

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