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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.4233#0067
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(Radierung und Algraphie) des Grazers Ferdinand Pam-
berger. — Der Graphik auf der XXIII. Ausstellung des
Aquarellistenklubs (Jänner 1909) gaben Arbeiten des
Karlsruher Künstlerbundes das Gepräge. Gleich muß ge-
sagt werden, daß von seinen großen Meistern keine her-
vorragenden, ja sogar schwache Arbeiten zu sehen waren,
mochten sie nun schon etliche Jahre alt oder neu sein. Das
gilt vor allem von Gustav Kampmann und Hans v.
Volkmann. Unter den Blättern der übrigen ragten die Ra-
dierungen Ad. Schinnerers durch ihre schlichte, treuher-
zige und starke Art und die farbigen Lithographien Hans
Schrödters durch ihre volkstümliche Poesie hervor.
Ausgestellt hatten außerdem noch A. Babberger, Walter
Conz (und zwar vortreffliche Blätter), Ed. Euler, Otto
Fikentscher, Georg Greve-Lindau, Otto Leiber,
K. 0. Matthäi, G. Schäfer und ß. Welte (dessen Holz-
schnitte der Katalog konsequent Heliogravüren nannte).
Abgesehen vom Bunde war das Ausland durch eine große
Radierung (dekorative Landschaft) Am Endes, das Inland
nur durch Radierungen Golds und gute farbige Holz-
schnitte Ernst Danas vertreten.

Auf der XXX. Ausstellung der Sezession (April 1908)
blieb die Graphik ziemlich im Hintergrund. Die III. von
der Sezession publizierte graphische Mappe, welche
ausgestellt war, enthält sechs farbige Lithographien von
Otto Friedrich, Maximilian Liebenwein, Karl
Müller, Robert Oerley, Ludwig Rösch und Oswald
Roux; Außergewöhnliches befindet sich nicht darunter.
Tiefdrucke waren von Luigi Bonazza und Rudolf
Jettmar zu sehen, auch Karl v. Schmoll und Josef
Stoitzner, deren Begabung sie doch auf die farbige Litho-
graphie und den farbigen Holzschnitt hinweist, hatten
Radierungen, einen farbigen Holzschnitt hatte Luise
Pollitzer ausgestellt. — Weitaus interessanter war die
Graphik auf der XXXI. Ausstellung (»Moderne russische
Kunst«, Herbst 1908). An erster Stelle verdienen die vor-
züglichen farbigen Holzschnitte der Frau A. Ostrou-
mova-Ljebedewa genannt zu werden. Gut oder doch
originell waren ferner die Zeichnungen von N.Theofilak-
toff und M. Dobuschinski und die Illustrationen und
dekorativen Entwürfe von J. Bilibin und N. Röhrich.

Noch viel stärker aber als auf dieser Ausstellung
der Sezession war die slawische Kunst im Hagenbund
durch die Polen vertreten (»Sztuka«). Da ich die Aus-
stellung krankheitshalber leider versäumen mußte, sehe
ich mich genötigt, auf das zu verweisen, was Karl
M. Kuzmany in den Graphischen Künsten über die Ra-
dierer, Holzschneider und Lithographen der Polen sagt
und was er über ihre Illustratoren noch sagen wird. —
Eine untergeordnete Rolle spielte die Graphik auf der
»Kaiserhuldigungsausstellung« (Hagenbund, Manes und
Sztuka). Richard Lux und Michl hatten gute Radie-
rungen, Heinrich Lefler und Josef Urban ihre neueste
Kompaniearbeit, Aquarelle in ihrer bekannten, immer
preziöser und raffinierter werdenden Manier zu Sergels
»Jugendsonne« beigesteuert. Die geschmackvollen dekora-

tiven Farbholzschnitte auf dem Umschlag und den
Schmutzblättern des Katalogs rühren von Dr. Rudolf
Junk her. — Auf der XXVII. Ausstellung (November 1908
bis Jänner 1909) gab es Radierungen und Monotypien
von Oskar Laske, Radierungen von Michl, Simon und
Lily Steiner und die großen dekorativen farbigen Holz-
schnitte von Alois Jaronek zu sehen, die unseren Lesern
aus Reproduktionen in den Graphischen Künsten zum Teil
schon bekannt sind. Wie immer erfreuten Originale der
Simplizissimuszeichner Olaf GuIbransson,Ferdinand
Reznicek f, Wilhelm Schulz, Eduard Thöny,
und Rudolf Wilke f, Zeichnungen in verschiedenen
Techniken des Affenporträtisten Emmerich Simay
waren oft wohl unerquicklich, aber kaum jemals schlecht,
den Aquarellen Leflers und Urbans zu Herzigs Jubi-
läumsprachtwerk »An Ehren und Siegen reich« merkte
man die nicht ganz erwünschte, die Mußarbeit deut-
lich an.

Auf der Kunstschau nahm die Graphik einen breiten
Raum ein. Entsprechend den Tendenzen, die diese ganze
Veranstaltung beherrschten, nahm die Radierung, deren
eigentliches Wesen sich ja zu rein dekorativen und stili-
sierenden Zwecken nur wenig eignet, keine führende
Stellung ein. Wilhelm Leglers mit deutscher Ehrlich-
keit gearbeitete Blätter fielen aus dem sonst zu Sehenden
ebenso heraus wie etwa seine und Karl Molls Gemälde.
Auch August Brömses nicht nur technisch von Klingers
kläubelnder und gedankenschwerer Art abhängige radierte
Phantasiestücke paßten nicht ganz zu dem übrigen,
schon eher die Radierungen Richard Teschners und
Milewa Rollers und in ganz anderm Sinne freilich
als diese auch die Radierungen Emil Orliks. Phantastik
freilich ist ihm durchaus fremd, technisch und stilistisch
aber geht er natürlich mit der neuesten Mode. Holz-
schnitte waren von C. O. Czeschka, Urban Janke,
Walter Klemm, Berthold Löffler, Karl Moll, Karl-
Moser, Orlik, C. Pinell-Koller, Karl Anton Reichel
Milewa Roller und Heinrich Schröder zu sehen;
die stärksten darunter waren von Czeschka, Klemm,
Moll und Orlik. Unter den Zeichnungen nahmen die
Akte Gustav Klimts die erste Stelle ein. Mit ihren
Sujets ein Horreur für den Philister und die Wonne des
Snobs, erregten sie die Bewunderung eines jeden Freundes
genial vereinfachender Zeichenkunst. Czeschkas orna-
mental behandeltes Kaiserbildnis war verunglückt, gut
waren seine längst bekannten Illustrationen zu Gerlachs
»Jugendbücherei«, zu der auch die Originale von J. Lou-
kota, Hugo Steiner und Franz Wacik ausgestellt
waren. Viel Talent, freilich nur zu oft sich ins Extrava-
gante und Abstruse verlierend, zeigte sich auf der Berthold
Löffler unterstehenden Abteilung für Plakatkunst.

Im Ii. k. Versteigerungsamt (Dorotkeum) wurde ver-
gangenen November das gesamte radierte Werk William
Ungers versteigert. Zum Glück ward es nicht zerstreut,
sondern ging vollständig in den Besitz der Akademie der
bildenden Künste über.
 
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