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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.4233#0080
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Pause die Geschichte des Jüng-
lings zu Nain dargestellt, dann,
weil auf dem letzteren Blatt links
und rechts die Mitglieder der be-
treffenden Familie als Adoranten
gebracht sind und endlich, weil
die Figuren auf beiden Dar-
stellungen direkt auf dem un-
teren Rand aufstehen, was in
Hubers Werken sonst nicht vor-
kommt.

Mit dem »Tod Mariens«
hat das Berliner Relief eine be-
sondere Ähnlichkeit. Die Anlage
der Architektur, die Engelreihen
oben, die sich denen des Reliefs
unmittelbar vergleichen, beson-
ders aber der segnende Gottvater
in derHöhe(inBasel dieTrinität)
weisen schlagende Uberein-
stimmungen auf. Gleichwohl ver-
hindert, wie gesagt, der jetzige
Zustand des Epitaphs eine ganz
bestimmte Zuschreibung. Seine
Zugehörigkeit zum Kreise der
Donaumeister und besonders die
Beziehung zu Huber halte
ich immerhin für unbe-
zweifelbar.

Es ist natürlich, daß
mit dem Ableben der
Donaurenaissance auch
der Einfluß dieser Kunst
ein Ende hat. Den späteren
Meistern hatte die Feinheit
und die zurückhaltende
Scheu Altdorfers nichts
mehr zu sagen. Als eine
Art geistigen Fortsetzers
könnte man zwar Adam
Elsheimer betrachten, der
in der Landschaft, der
Empfindung, dem Bildideal
frappante Ähnlichkeiten
mit dem Regensburger
Meister aufweist, aber
doch nicht wirklich an ihn
angeknüpft hat. Ein in-
direktes Zeugnis für diese
geistigeVerwandtschaft ist
eine Radierung, die das
British Museum als Els-
heimer besitzt, an den sie
allerdingsbeiflüchtigerBe-
trachtung erinnern könnte.
Schon von Bode ward

Jakob Binck, »Landschaft«

Radierung.

Unbekannter Meister, »Allegorische Figur«

Radierung im British Museum

jedoch diese Attribution als un-
gerechtfertigt zurückgewiesen,
und die Frage nach dem Radierer
bleibt damit zunächst offen.
Worauf ich nun aufmerksam
machen möchte, ist, daß dem
Blatte zweifellos eine Zeichnung
Altdorfers zugrunde liegt, die
wahrscheinlich nur teilweise
benutzt wurde. Dargestellt ist
die aus Dürers B. 77 bekannte
Figur der Fortuna, die hier,
der Altdorferschen Art ent-
sprechend, ins Bekleidete trans-
poniert worden ist. Der helle
Hintergrund überrascht; wahr-
scheinlich befand sich dort in
der Vorlage eine Landschaft,
vielleicht auch wirklich nichts
weiter, aber jedenfalls war der
Übergang von den unten liegen-
den allegorischen Geräten nach
oben hin auf der Vorlage ein
andrer.

Die Entlehnung von Alt-
dorfer wird unmittelbar ein-
leuchtend, wenn man die
stehende Dienerin mit dem
Korbe von der Münchner
»Susanna im Bade«(1526)
vergleichend heranzieht,
die in der Haltung des
Körpers, der Neigung des
Kopfes, dem Fall der Ge-
wandung und der Arm-
bewegung stärkste Ähn-
lichkeiten mit der Zeich-
nung aufweist. Außerdem
sind die eigentümlichen
breiigen Fältelungen des
L'ntergewands der Lon-
doner Figur schlagend alt-
dorferisch. Auch eine Ge-
stalt aus seinem näheren
Kreise, die heilige Katha-
rina des H3 von 1518 (Al-
bertina-Publikation 1244)
ist von verwandter Anlage,
aber freilich von andrer
Kopfhaltung. Am wenig-
sten altdorferisch wirkt
das Gesicht der Londoner
Gestalt; offenbar befrie-
digte das Schönheitsideal
des Regensburgers den
Radierer nicht. Immerhin
 
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