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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.3753#0023
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19

Meisterzeichnungen deutscher Künstler. Für
den Kunstunterricht herausgegeben von Karl Reichhold, mit
Text von G. J. Kern, Max Lehrs, H. Pallmann und J. Vogel.
München, F. Bruckmann A.-G., 1910.

Eine Publikation, die einem trotz ihres Zweckes, den man. gewiß
nur gutheißen kann, und trotz der vielen hübschen Reproduktionen nach
guten Zeichnungen dennoch nichts weniger als Freude bereitet. Das liegt
wohl vor allem an der unsystematischen Anordnung und der unkritischen
Auswahl der Illustrationen. Sie sind nämlich weder chronologisch
aneinandergereiht, noch stehen die nach einem und demselben Künstler
angefertigten beisammen, noch hat — und das ist vielleicht das Aller-
schlimmste — bei ihrer Gruppierung ein auch nur halbwegs guter Ge-
schmack gewaltet. Zwei prachtvolle Studienköpfe der Käthe Kollwitz
stehen zum Beispiel auf demselben Blatte mit einem wenig charakte-
ristischen Exlibris von Julius Diez und einem ganz flauen Putto von Fritz
August Kaulbach. Kaltenmoser, Kalckreuth und Steinle müssen gleichfalls
nebeneinander Platz finden. Auch Skarbina und Camphausen vertragen
sich, einer an den andern gedrängt, nicht allzu gut. Daß von den
Österreichischen Künstlern so hervorragende Zeichner wie Führich und
Pettenkofen fehlen, läßt sich wohl nicht dadurch erklären, daß nur
Zeichnungen von rei chsdeutschen Meislern gebracht werden sollen,
denn wenn schon Schwind nicht als Österreicher, sondern als Deutscher
Aufnahme gefunden hat, so ist doch Segantini in der Sammlung höchstens
als Österreicher verständlich. Schlimmer aber noch ist, daß von aus-
gezeichneten Künstlern uncharakteristische, wenn nicht gar belanglose
Blätter ausgewählt wurden. Am meisten fällt dies bei Gabriel Max auf,
aber auch Feuerbach und Klinger sind nicht gut vertreten. Am allei-
schlimmsten aber ist, daß auch eine Zeichnung als das Werk eines

Meisters wiedergegeben wurde, von dem sie gar nicht herrührt, nämlich
das Blatt, das eine breitspurige Signatur zu einem Schwind stempeln
möchte. Es ist, wie mich die beiden besten Kenner von Schwinds Kunst
leicht zu überzeugen vermochten, eine Fälschung. Daß hinter ganz simpeln
Bildbeschreibungen die Chiffre >M. L.«, das ist Max Lehrs, steht, mutet
komisch an, und der Name des ausgezeichneten Gelehrten auf dem Titel-
blatt legt den Verdacht einer übel angebrachten Reklame nahe. A. W.

LovisCorinth, Das Leben Walter Leistikows.
Ein Stück Berliner Kulturgeschichte. Mit zwei Original-
radierungen und zahlreichen Abbildungen im Text. Berlin,
Paul Cassirer.

Das Buch ist ungemein interessant und sympathisch. Der Freund
hat es über den Freund, der Künstler über den Künstler geschrieben, und
beide Männer, der tote und der lebende, sind nicht nur als Künstler, sondern
auch als Menschen echt. Dazu kommt, daß Leistikow der Gründer der
Berliner Sezession, daß sein allzufrüh abgebrochener Lebenslauf mit dem
Aufschwung, den das Kunstleben der deutschen Reichshauptstadt seit den
achtziger Jahren des vergangenen Säkulums genommen hat, untrennbar
verknüpft ist. Der Kampf der Sezession gegen Anton von Werner, Tschudis
gegen den Kaiser, der künstlerisch-literarische Kreis um Leistikow und
Gerhard Hauptmann, das Eintreten Liebermanns für den französischen
Impressionismus, die enge Fühlung Berlins mit dem Norden, das Werden
des Fischerschen und des Cassirerschen Weltverlages, all das und noch
manches andere tritt dank der anschaulichen Darstellungsgabe, über die
der Maler Corinth auch als Schriftsteller verfügt, dem Leser aus dem
Buche greifbar lebendig entgegen. In Leistikow aber lernt er neben dem
bedeutenden Künstler einen feinen, edeln Menschen kennen, dessen
Leben reich an Leiden und nicht arm an Freuden war. D. R.

Anzeigen neuer Erscheinungen.

DIE GRAPHISCHEN KÜNSTE IN DEN ZEITSCHRIFTEN (MÄRZ BIS MAI 1911).

Allgemeine Zeitung (München). 20. und 27. Mai: Walter Eggert

Wmdegg, In Moritz von Schwinds berühmtem Briefstil.

Der Cicerone. Heft 18 (1910): Auf S. 629, 632 u. 633 Abb. von
Stichen von Wenzel Hollar, Alaert Claes, Hendrik Goltzius u.

Lucas van Leyden.--------Heft 20: Auf S. 665 Abb. eines Aquarelles

von Peter Fendi. — Auf S. 695—697 Abb. von graphischen Arbeiten
Leibls, Bracquemonds, Greiners u. Klingers. — — Hcit 21:
Auf S. 730 — 733 Abb. von graphischen Arbeiten F. A. v.-Kaulbachs,
E. T. A. Hoffmanns, Thackerays, Mathias Zündts u. Alfred

Cossmanns.--------Heft 22: Auf S. 772 u. 773 Abb. einer Zeichnung

P. A. Willes und eines Aquarells W, v.Kobells. — — Heft 23:
William Cohn, Die Malerei in der ostasiatischen Kunstabteilung der

Berliner Museen. Mit 25 Abb.---------III. Jahrgg. (1911), Heft 4: Auf

S. 155 Abb. eines Stiches von Stefano della Bella und eines Holz-
schnittes von Wolfgang Huber, auf S. 158 u. 159 von Zeichnungen
Chodowieckis u. Menzels.-------Heft 5; Auf S. 203 Abb. einer Zeich-
nung Rousseaus. -------Heft 6: Auf S. 229 Abb. einer Radg. von C. G.

Hermann, auf Seite 239 eines anonymen satirischen niederländischen
Kupierst, vom Ende des XVI. Jahrhunderts, auf S. 240 eines Holzschnittes

Holbeins d. J.-------Heft 7: Auf S. 291 Abb. eines Holzschnittes von

Dürer. — — Heft 8: Auf S. 313 Abb. eines Holzschnittes von

L. Cranach, auf S. 314 u. 315 von Zeichnungen Benedetto Lutis u.

F. Ch. v. Kügelgens.

Deutsche Monatshefte (Düsseldorf). März: S.,Emil Preetorius.

Mit 13 Abb. und 2 färb. Taf.-------Mai: S., Karl Moll. Mit S Abb. und

1 färb. Taf. (Holzschnitt).

Illustrierte Zeitung (Leipzig). 18. Mai: Richard Graul, Zwei

deutsche Miniaturhandschriften. Mit 2 färb. Abb.

Internationale Sammler-Zeitung i Wien). 15. März: Ign. Schwarz,

Der Wiener Kaufruf von Brand. Mit 8 Abb.

Die Kunst für Alle. 1. April: Axel Gauffin, Carl Larsson. Em

Kunstlerprofil. Mit 10 Abb. und 1 färb. Taf.--------15. April: Richard

Braungart, Alois Kolb. Mit 21 Abb.

Kunst und Handwerk (München). Jahrgg. 1911, Heft 6: Jos. v.

Schmaedel, Rudolf von Seitz. Mit 35 Abb. u. 7 färb. Taf.-------Heft 7:

Stephan Steinlein, Schreibgerät und Schriftcharakter. Mit 66 Abb.

Kunst und Künstler. März: Artur Holitscher, Julius Pascin.
Mit 6 Abb. und 1 handkolorierten Taf. nach einer Zeichnung (>Straße in
Bukarest«). — April: Kunstlerbriefe des 19. Jahrhunderts. Mit 2 färb. Taf.
nach Zeichngn. Franz Krügers u. vielen Abb. zumeist nach Zeichngn.
von Overbeck, C.D.Friedrich, Ludw. Richter, Rethel, Feuer-
bach, BöckÜn, Menzel, G. Schadowu. A. — Mai: Als Beilage eine
Orig.-Lithogr. von Rudo-lf Gross mann: Berliner Bilder IL Am Bahnhof
Friedrichstraße.

Kunstchronik. 21. März: M.D.Henkel, P. Dupont f.--------

14.April: B. X. G., Dürer und der Hausbuchmeister. — — 2S. April:
Hermann Hieber, Ein wiederentdecktes Gemälde von Lucas Cranach
d. Älteren. — W. F. St., Martin Schon gauers Lehrer. — W. F. St.,

Die Gemälde des Hausbuchmeisters.--------19. Mai. Willy F. Storck,

Der Meister des Hausbuches als Zeichner für den Holzschnitt.

Mitteilungen aus den Sächsischen Kunstsammlungen. 1. Jahr-
gang: M.Lehrs, Vier neue Grunewald-Zeichnungen. — W. v. Seidlitz,
Landschaftszeichnung von Rembrandt. — W.v.Seidlitz. Die Sammlung
Cichorius.

Monatshefte für Kunstwissenschaft. Heft 10: Max Geisberg,
Zwei neue Handzeichnungen deutscher Stecher des XV. Jahrhunderts
(des Meisters E. S. und des Hausbuchmeisters). Mit 6 Abb. auf
2 Taf. — — Heft 11: Elfried Bock, Die Bildnisse des Lucas van
Leyden. Mit 4 Abb. auf 2 Taf. — LeoBaer, Weitere Beiträge zur Chrono-
logie und Lokalisierung der Werke des Hausbuchmeister*. ■—Kurt
Gerstenberg, Dürer in Arco. Mit 2 Abb. auf 1 Taf. — Wilh. Suida, Be-
sprechung von Hermann Nasses Buch über Jacques Callot. — Georg
Biermann, Besprechung von Ottokar Maschas Buch über Felicien Rops.

-------Heft 12: Hanns Schulze, Besprechung von Fritz Knapps Buch über

Andrea Mantegna.--------Jahrgang 1911, Heft 1: Ignaz Beth, Der

junge Cranach. Mit 6 Abb. und 2 Taf. — Hans \V. Singer, Besprechung
 
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