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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.3753#0077
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MITTEILUNGEN

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE'

1912.

WIEN.

Nr. 4.

Studien und Forschungen.

Holzschnitt von
dorfer.

Der graphische Schmuck der Mondseer Codices der Wiener Hofbibliothek.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Formschnitte, die heute den Stolz der Kupferstich-
sammlung der Hofbibliothek bilden, stammt aus den Handschriften des Stiftes Mondsee in
Oberösterreich, dessen reiche Bibliotheksbestände nach der Aufhebung des Klosters unter
Kaiser Josef II. teils nach Wien, teils nach Linz gekommen sind. Die Handschriften und ein
Teil der Inkunabeln wurden der Wiener Hofbibliothek einverleibt, während die graphischen
Blätter, die meist in den handschriftlichen Andachtsbüchern des Stiftes klebten, in die Kupfer-
stichsammlung übertragen wurden. Hier wird die Mondseer Herkunft vieler Blätter dadurch
bewiesen, daß die Darstellung von einem rot-grünen oder nur roten Gitterrahmen umgeben
erscheint. Mit einer solchen Umrahmung pflegte man nämlich in Mondsee die eingeklebten
graphischen Blätter organisch in den Text
einzufügen. Leider wurden die meisten Kunstblätter aus den Hand-
schriften entfernt, und es ist ein Zufall, wenn noch heute hie und
da ein Blatt unentdeckt in den Bänden klebt. Wann die Schnitte
und Stiche losgelöst wurden, läßt sich meist nicht mehr fest-
stellen, doch finden sich in einigen Bänden darauf bezügliche
Inskriptionen, so im Cod. 3555: »Holzschnitt. Vier Kupferstiche.
Ap. 1847«, im Cod. 3570: »Holzschnitt. Yide Kupferstichsammlung.
Apr. 1847« (am Vorderdeckel), »Holzschnitt. Vide Kupferstich-
sammlung. Apr. 1847« (am Rückdeckel) und im Cod. 3575: »Holz-
schnitt und Kupferstiche. Apr. 1847«. Zweifellos wurden die Hand-
schriften erst in Wien auf ihren Bildschmuck hin untersucht, dieser
hier losgelöst und in der Kupferstichsammlung aufbewahrt, wo die
Provenienzen in Vergessenheit gerieten. Die Ablösung wurde meist
durch Wasser bewirkt, wie Abdrücke von Druckpapier, das man
zwischen die noch feuchten Blätter legte, beweisen; doch ging
man manchmal recht barbarisch vor, indem man ohne Anwendung
von Wasser graphische Blätter herausriß, ja sogar ganze bildge-
schmückte Seiten herausschnitt. Bedeutendere Fragmente von
Stichen und Schnitten enthalten die folgenden Handschriften:
Cod. 3546: auf einer der ersten Seiten ein Fragment des Christus
am Kreuz vom Meister des heiligen Wolfgang, L. 1; Cod. 3549:
Spuren eines Schnittes auf dem Vorderdeckel; Cod. 3575: Fol.
143b Fragment eines Schnittes; Cod. 3579: ebenso am Vorder-
deckel; Cod. 3582: auf Fol. 4b Fragmente eines Schnittes; Cod.
3812 enthält am Vorderdeckel Spuren eines Schnittes der Mondseer
Werkstatt, ebenso auf Fol. 153 b Fragmente eines Schnittes; Cod. Der hollige Micha«!.
 
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