Abb 3 Enea Vico, Bekehrung 1
tragende Figur zu äußerst links unverkennbar eine freie Umbildung der berühmten Trägerin aus dem Borgobrande
dar; andere Gestalten erinnern an die Loggien, zumal an die von Perino ausgeführten biblischen Szenen. Auch den
Einfluß des aus der gleichen Richtung hervorgegangenen Parmigianino nimmt man deutlich wahr, sowohl in der
Eleganz der schlanken Figuren wie in der Vorliebe für Profilhaltungen, den beweglichen, nervösen Fingern, den
angespannten Gesichtszügen.
In den späteren Werken reißt der Einfluß Michelangelos mehr und mehr die Herrschaft an sich; die Fresken
des Palazzo Yecchio zu Florenz verraten das durch die Übersteigerung des plastischen Ausdruckes, die grotesken
Übertreibungen in der Schilderung der bewegten Form, zumal in den Gelenken; in der späten Geburt des Johannes
(S. Giovanni decollato, Rom) (Abb. 2) ist dagegen eine starke Vereinfachung zu konstatieren, die wiederum auf das
Studium Michelangelos zurückgeht, ihm aber nicht mehr den Reichtum, sondern den bewußten Verzicht darauf
zugunsten des Monumentalen entnimmt.
Dieses in knapper Skizze die Hauptmomente einer Entwicklung, die durch den Wechsel der äußeren Lebens-
umstände, durch die aufeinanderfolgenden künstlerischen Einflüsse und die schillernde Vielseitigkeit der Bestrebungen
Salviaüs im einzelnen außerordentlich kompliziert wird. Obwohl die in ihm sich kreuzenden Stilweisen ungefähr die
gleichen sind wie bei seinem Freund und Altersgenossen Vasari, gewinnen wir von ihm doch ein ganz anderes
Gesamtbild als von dem nach fertigen Rezepten arbeitenden, sich ewig wiederholenden Manieristen aus Arezzo: wir
sehen einen unausgesetzt innerlich weiterschreitenden, äußerst sensiblen Künstler, der verschiedenartigen Eindrücken
in Natur und Kunstwerken weit geöffnet ist, einen eminenten Zeichner echt florentinischer Prägung und vor allem
einen Meister des großdekorativen Stiles, der von keinem Zeitgenossen an Reichtum und Glanz der Erfindung über-
boten wird.
Daß eine so vielseitige, für die Form wie wenige begabte Natur auf die Grenzgebiete der Malerei hinüberwirken
mußte, erscheint ohne weiteres verständlich. Wir besitzen mehrere wundervolle Arazzi nach Salviatis Kartons und
eine Reihe großartiger Entwürfe dieser Art unter den Handzeichnungen der Offizien. Vasari spricht von diesen Arbeiten
in seiner sonst so ausführlichen Lebensbeschreibung des Künstlers auffallend wenig; so kann es uns auch nicht
verwundern, daß er sich über den sicherlich zu vermutenden Zusammenhang mit der Graphik nur an zwei Stellen
ziemlich flüchtig ausläßt. Einen unmittelbaren Anhaltspunkt bietet er uns mit den folgenden Worten: »ma fra l'altre
cose diede fine a una carta, la quäle aveva disegnata molto prima in Roma, della Conversione di S. Paolo, che e
bellissima; il quäle fece intagliare in rame da Enea Vico da Parma in Fiorenza«.
Diese Darstellung der Bekehrung Pauli, ein Stich von ungewöhnlichen Dimensionen (Abb. 3), findet sich von Bartsch
unter den Blättern des Enea Vico zwar aufgeführt (B. XV, Nr. 13), wird aber auf Grund der falsch aufgelösten
tragende Figur zu äußerst links unverkennbar eine freie Umbildung der berühmten Trägerin aus dem Borgobrande
dar; andere Gestalten erinnern an die Loggien, zumal an die von Perino ausgeführten biblischen Szenen. Auch den
Einfluß des aus der gleichen Richtung hervorgegangenen Parmigianino nimmt man deutlich wahr, sowohl in der
Eleganz der schlanken Figuren wie in der Vorliebe für Profilhaltungen, den beweglichen, nervösen Fingern, den
angespannten Gesichtszügen.
In den späteren Werken reißt der Einfluß Michelangelos mehr und mehr die Herrschaft an sich; die Fresken
des Palazzo Yecchio zu Florenz verraten das durch die Übersteigerung des plastischen Ausdruckes, die grotesken
Übertreibungen in der Schilderung der bewegten Form, zumal in den Gelenken; in der späten Geburt des Johannes
(S. Giovanni decollato, Rom) (Abb. 2) ist dagegen eine starke Vereinfachung zu konstatieren, die wiederum auf das
Studium Michelangelos zurückgeht, ihm aber nicht mehr den Reichtum, sondern den bewußten Verzicht darauf
zugunsten des Monumentalen entnimmt.
Dieses in knapper Skizze die Hauptmomente einer Entwicklung, die durch den Wechsel der äußeren Lebens-
umstände, durch die aufeinanderfolgenden künstlerischen Einflüsse und die schillernde Vielseitigkeit der Bestrebungen
Salviaüs im einzelnen außerordentlich kompliziert wird. Obwohl die in ihm sich kreuzenden Stilweisen ungefähr die
gleichen sind wie bei seinem Freund und Altersgenossen Vasari, gewinnen wir von ihm doch ein ganz anderes
Gesamtbild als von dem nach fertigen Rezepten arbeitenden, sich ewig wiederholenden Manieristen aus Arezzo: wir
sehen einen unausgesetzt innerlich weiterschreitenden, äußerst sensiblen Künstler, der verschiedenartigen Eindrücken
in Natur und Kunstwerken weit geöffnet ist, einen eminenten Zeichner echt florentinischer Prägung und vor allem
einen Meister des großdekorativen Stiles, der von keinem Zeitgenossen an Reichtum und Glanz der Erfindung über-
boten wird.
Daß eine so vielseitige, für die Form wie wenige begabte Natur auf die Grenzgebiete der Malerei hinüberwirken
mußte, erscheint ohne weiteres verständlich. Wir besitzen mehrere wundervolle Arazzi nach Salviatis Kartons und
eine Reihe großartiger Entwürfe dieser Art unter den Handzeichnungen der Offizien. Vasari spricht von diesen Arbeiten
in seiner sonst so ausführlichen Lebensbeschreibung des Künstlers auffallend wenig; so kann es uns auch nicht
verwundern, daß er sich über den sicherlich zu vermutenden Zusammenhang mit der Graphik nur an zwei Stellen
ziemlich flüchtig ausläßt. Einen unmittelbaren Anhaltspunkt bietet er uns mit den folgenden Worten: »ma fra l'altre
cose diede fine a una carta, la quäle aveva disegnata molto prima in Roma, della Conversione di S. Paolo, che e
bellissima; il quäle fece intagliare in rame da Enea Vico da Parma in Fiorenza«.
Diese Darstellung der Bekehrung Pauli, ein Stich von ungewöhnlichen Dimensionen (Abb. 3), findet sich von Bartsch
unter den Blättern des Enea Vico zwar aufgeführt (B. XV, Nr. 13), wird aber auf Grund der falsch aufgelösten