Abb. 14. Meister E. S., Der Buchstabe r)
Kupferstich.
Abb [5. Meister E. S., Dci Buchstabe X.
Kupferstich.
hervorgehoben hat1 — Stil und Formenwiedergabe dieses Alphabets, im Gegensatz zu den andern Stichen des
Meisters, vergröbert erscheinen und nur wenige Analogien mit seinen übrigen Werken bieten, so ist es nicht
ungerechtfertigt, wenn wir Bedenken gegen die Zugehörigkeit des Alphabets zum (Euvre des Meisters erheben. Das
Alphabet dürfte wohl nur von einem Schüler oder Nachahmer desselben in Anlehnuni; an das alte Vorbild ausgeführt
worden sein. Und daß es in späterer Zeit so oft nachgeahmt und kopiert worden ist,- beweist nichts für die Berühmt-
heit seines Autors, sondern zeigt nur, welcher Beliebtheit sich derartige Vorlagen zu Zwecken des Buchschmucks in
damaliger Zeit erfreuten.
Schließlich läßt sich noch in einem dritten Werk, dessen Herkunft zwar nicht endgültig festgestellt ist, das aber
sicher ebenfalls aus einem nordischen Kunstzentrum — möglicherweise aus den Niederlanden — stammt, der Einfluß
unserer Vorlage nachweisen. Es ist dies das Holzschnittalphabet von 1464, von dem sich ein Exemplar im British
Museum zu London, eine verkleinerte Kopie danach zu Basel befindet.3 Es ist ein Majuskelalphabet, dessen Buch-
stabenformen wesentlich von den unseren differieren. Dementsprechend läßt sich nur ein einziger Buchstabe, das .V
auf unser Vorbild zurückführen. Hier aber ist die Abhängigkeit unverkennbar. Der Buchstabe ist ebenso aus vier
diagonal zueinander angeordneten Figuren gebildet, die zwar im einzelnen verändert erscheinen — sie sind vor
allem nicht als Musikanten charakterisiert —, von denen aber einer, wie auf unserem Initial und wie beim Meister
1 Max Geisberg: Op. cit,, pag. 107. Ich setze seine diesbezüglichen Worte hieihei. »Fast alles ist da ins Übertriebene, Lacherliche oder
Derbsinnliche verdreht, eine burleske, in den tollsten Karikaturen sich gefallende und manchmal etwas wüste Laune hat hier ihr Spiel getrieben und
wir werden uns wohl mit dem Gedanken vertraut machen müssen, daß mitten zwischen den mühevoll gearbeiteten, schonen, geschlossenen Bildern
des Meisters uns hier eine Folge von Mustervorlagen entgegentritt, die keine höheren künstlerischen Ansprüche erhebt als etwa unsere heutigen
Witzblätter. Darin sehe ich die Erklärung, warum die Formensprache dieses Alphabets so sehr aus dem übrigen (Euvre
des Meisters herauslallt, warum hier alles grob und verzerrt erscheint und warum die Buchstaben so schlecht mit den
übrigen Stichen des Meisters in Vergleich zu ziehen sind. Analogien zu dem Mädchenkopf im nt und zu den Proportionen
der kämpfenden Ritter im rr sind kaum beizubringen«.
2 Vergleiche über diese Kopien Max Lehrs Geschichte und kritischer Katalog etc., Band II, pag. 375 ff.
■; Vergleiche darüber Campbell Dodgson: Grotesque Alphabet of 1464. Reproduced in Facsimile from the Original Woodcuts in the British
Museum, London 1899. —Derselbe: Two woodeut alphabets of the fifteenth Century, Burlington Magazine, 1910, pag. 362. — Derselbe: Vier
unpublizierte Buchstaben des Holzschnittalphabets von 1464, Mitteilungen d. Ges. f. vervielfältig. Kunst, Wien 1911, pag. 6. — Jaro Springer: Gotische
Alphabete, pag. 3. — Ludwig Kämmerer: Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen, 1S97. — Schreiber: Manuel de l'amateur de la gravure sur
bois et sur metal au XVe siede, Beilin 1891—1910, Band II, Nr. 1998 und 1999. Über die Kopie des Bandrollenmeisters vergleiche: Publikation der
chalkographischen Gesellschal I » ,i. 12 (1, 2, 3). — Max Lehrs: Der Meister mit den Bandrollen.
Kupferstich.
Abb [5. Meister E. S., Dci Buchstabe X.
Kupferstich.
hervorgehoben hat1 — Stil und Formenwiedergabe dieses Alphabets, im Gegensatz zu den andern Stichen des
Meisters, vergröbert erscheinen und nur wenige Analogien mit seinen übrigen Werken bieten, so ist es nicht
ungerechtfertigt, wenn wir Bedenken gegen die Zugehörigkeit des Alphabets zum (Euvre des Meisters erheben. Das
Alphabet dürfte wohl nur von einem Schüler oder Nachahmer desselben in Anlehnuni; an das alte Vorbild ausgeführt
worden sein. Und daß es in späterer Zeit so oft nachgeahmt und kopiert worden ist,- beweist nichts für die Berühmt-
heit seines Autors, sondern zeigt nur, welcher Beliebtheit sich derartige Vorlagen zu Zwecken des Buchschmucks in
damaliger Zeit erfreuten.
Schließlich läßt sich noch in einem dritten Werk, dessen Herkunft zwar nicht endgültig festgestellt ist, das aber
sicher ebenfalls aus einem nordischen Kunstzentrum — möglicherweise aus den Niederlanden — stammt, der Einfluß
unserer Vorlage nachweisen. Es ist dies das Holzschnittalphabet von 1464, von dem sich ein Exemplar im British
Museum zu London, eine verkleinerte Kopie danach zu Basel befindet.3 Es ist ein Majuskelalphabet, dessen Buch-
stabenformen wesentlich von den unseren differieren. Dementsprechend läßt sich nur ein einziger Buchstabe, das .V
auf unser Vorbild zurückführen. Hier aber ist die Abhängigkeit unverkennbar. Der Buchstabe ist ebenso aus vier
diagonal zueinander angeordneten Figuren gebildet, die zwar im einzelnen verändert erscheinen — sie sind vor
allem nicht als Musikanten charakterisiert —, von denen aber einer, wie auf unserem Initial und wie beim Meister
1 Max Geisberg: Op. cit,, pag. 107. Ich setze seine diesbezüglichen Worte hieihei. »Fast alles ist da ins Übertriebene, Lacherliche oder
Derbsinnliche verdreht, eine burleske, in den tollsten Karikaturen sich gefallende und manchmal etwas wüste Laune hat hier ihr Spiel getrieben und
wir werden uns wohl mit dem Gedanken vertraut machen müssen, daß mitten zwischen den mühevoll gearbeiteten, schonen, geschlossenen Bildern
des Meisters uns hier eine Folge von Mustervorlagen entgegentritt, die keine höheren künstlerischen Ansprüche erhebt als etwa unsere heutigen
Witzblätter. Darin sehe ich die Erklärung, warum die Formensprache dieses Alphabets so sehr aus dem übrigen (Euvre
des Meisters herauslallt, warum hier alles grob und verzerrt erscheint und warum die Buchstaben so schlecht mit den
übrigen Stichen des Meisters in Vergleich zu ziehen sind. Analogien zu dem Mädchenkopf im nt und zu den Proportionen
der kämpfenden Ritter im rr sind kaum beizubringen«.
2 Vergleiche über diese Kopien Max Lehrs Geschichte und kritischer Katalog etc., Band II, pag. 375 ff.
■; Vergleiche darüber Campbell Dodgson: Grotesque Alphabet of 1464. Reproduced in Facsimile from the Original Woodcuts in the British
Museum, London 1899. —Derselbe: Two woodeut alphabets of the fifteenth Century, Burlington Magazine, 1910, pag. 362. — Derselbe: Vier
unpublizierte Buchstaben des Holzschnittalphabets von 1464, Mitteilungen d. Ges. f. vervielfältig. Kunst, Wien 1911, pag. 6. — Jaro Springer: Gotische
Alphabete, pag. 3. — Ludwig Kämmerer: Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen, 1S97. — Schreiber: Manuel de l'amateur de la gravure sur
bois et sur metal au XVe siede, Beilin 1891—1910, Band II, Nr. 1998 und 1999. Über die Kopie des Bandrollenmeisters vergleiche: Publikation der
chalkographischen Gesellschal I » ,i. 12 (1, 2, 3). — Max Lehrs: Der Meister mit den Bandrollen.