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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.3753#0065
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Abb. 1. Unbekannter italienischer Stecher aus der Nähe des Beatrizet

(Girolamo Fagiuoli ?): Adam und Eva. Kupferstich nach Francesco

Salviati.

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Abb. 2. Unbekannter italienischer Stecher aus der Nähe des Beatrizet
(Girolamo Fagiuoli?): Adam und Eva beweinen den Tod Abels. Kupfer-
stich nach Francesco Salviati.

Hintergrund eingefügte Jagd des kalydonischen Ebers. * Auch die Gewandmotive, die Zeichnung der Haare, ferner
Akzessorien wie die Baumstamme und überhaupt das Landschaftliche bekräftigen unsere Beobachtung.3

Das dritte von diesen Blättern endlich, die trotz des andersartigen Gegenstandes ebenfalls zugehörige Bestrafung
des Marsyas durch Apollo (Abb. 3) bietet weiteren Anhalt vornehmlich in der höchst charakteristischen abflatternden
Draperie des Gottes, der Haltung seiner Beine (vgl. den Jüngling auf dem Opfer der Iphigenie vorn rechts), der Zeichnung
der Lorbeerbäume, die jener des »Opfers« genau entspricht. Auf Typen, Hände, Bewegungen, Anatomie der Körper hinzu-
weisen mag überflüssig scheinen, da mehrfach Gesagtes wiederholt werden mußte. Gerade in der virtuosen Beherr-
schung des bewegten menschlichen Körpers und in dem hiermit zusammenhängenden Gruppenbau bieten die drei
Kompositionen so Außerordentliches, daß man sie zu den bedeutendsten Inspirationen Salviatis unbedenklich rechnen
darf, trotz unleugbarer manieristischer Übertreibungen in der pathetischen Schilderung der bewegten Form. Die
Beschränkung auf wenige Figuren, die untereinander wirksam kontrastiert sind, spricht in diesem Sinne günstig mit
und fördert die Einheitlichkeit der dramatischen Wirkung durch die sich die drei Kompositionen besonders aus-
zeichnen. Ohne Kommentar sei noch erwähnt, daß Le Blanc eine der Darstellungen, die Beweinung Abels, auf Pernio
del Vaga zurückführen möchte, während das 1863 in Paris veröffentlichte Stichwerk 3 alle drei Michelangelo altri-
buiert (ebenso den »Tod des Meleager«),

Die bisher besprochenen Stiche nach Salviati liefern uns ein so einheitliches Bild seines Stiles, daß zwei weitere
Arbeiten hier ohne ausführliche stilkritische Begründung angeführt werden können, da die Abbildungen deutlich für die
Zuschreibung zeugen. Die »Enthaltsamkeit des Scipio« (B. XV, 30,3) (Abb. 4) nähert sich in der pompösen Aufbietung des
kriegerischen Apparates den Camillus-Fresken im Palazzo vecchio (Abb. 6) und dürfte wenige Jahre vorher entstanden

1 Zu diesen Hintergrundszenen vergleiche man die verwandte kleinfigurige Gruppe auf einem der Camillus-Fresken (Abb. 6).

'-' Dem Gegenstande nach gehört hierher ein bei Nagler (K.-L.) aufgeführter anonymer italienischer Stich: Kain, zu dem Gottvater nach der
Ermurdung Abels redet. Die Bezeichnung »F. Saluiati inuentor« rechts unten dürfte allerdings zutreffen, doch läßt das ungewöhnlich verdrehte
Bewegungsmotiv nur den Gedanken an die letzte Phase seiner Entwicklung zu.

3 CEuvres completes de Miehel-Ange et choix de Baccio Bandinelli et de Daniel de Volterre.
 
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