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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.3753#0080
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Zwei Seiten aus dem (Mondseer)! odex4101 derWienc

othek mit je einem eingeklebten Holzschnitt A. Altdorfers (HI. Johann Ev.u. Hl. Andreas).

unmöglich, da nicht mehr feststellbar ist, wo einst jene Blätter klebten, die heute in der Kupferstiehsammlung stehen.
Im folgenden sollen nun die Kunstblätter, welche noch in den Handschriften kleben, behandelt werden, und zwai
zunächst jene, welche etwa zu Folgen, die im Kupferstichkabinett bewahrt werden, gehören und diese ergänzen,
dann die Folgen, die nur in der Handschriftenabteilung noch in Bände eingeklebt sind, endlich Einzelblätter, Stiche,
Teigdrucke und Holzschnitte.

A. Die venezianische Heiligenfolge in Portalen.

Die Folge ist ein Unikum der Wiener Hofbibliothek und wurden die Blätter der Kupferstiehsammlung von
Schreiber im III. Band des Manuel beschrieben. Mehrere Irrtümer, die dort in der Namengebung der Heiligen unter-
laufen waren, berichtigte ein Aufsatz A. Weixlgärtners in diesen Mitteilungen, XXX. (1907;, p. 73 — 74, wo die neue
Lokalisierung als venezianisch und die Datierung um 1500 aufgestellt wurde; außerdem sind auf p. 73 der
»Mitteilungen« die sechs damals bekannten Blätter abgebildet, deren Provenienz noch unbekannt war. Sie stammen
aus Cod. 4101 der Wiener Hofbibliothek, der einst Eigentum des Stiftes Mondsee war. Es klebten Sehr. 2721 auf
Fol. 194 b (im Text St. Petrus!), Sehr. 2732 auf Fol. 195 a (im Text richtig St. Thomas), Sehr. 2522 auf Fol. 22S a
(im Text richtig St. Agnes); die andern Blätter lassen sich nicht mehr genau nachweisen, doch sind sie sicher auf
Fol. 230 b, Fol. 233 a, Fol. 234 a und auf den jetzt fehlenden Blättern (zwischen Fol. 232 und 233, Fol. 233 und 2341
aufgeklebt gewesen; üie Kupferstiehsammlung enthält nämlich sieben Blätter, wovon eines ein Duplikat ist
(St. Dorothea, Sehr. 2611); aus dem Text der Handschrift, wie er vorliegt, sind aber nur an sechs Stellen Blatter
entfernt, die zur venezianischen Folge gehören; eines davon (Fol. 228a) ist nur fragmentarisch entfernt, während die
Blätter der Kupferstiehsammlung sehr gut erhalten sind; offenbar hat man das zerrissene Blatt, das Fol. 228 a klebte,
verworfen; für die zwei ferneren Blätter der Kupferstiehsammlung bleiben also als Provenienz die beiden aus-
geschnittenen Blätter (zwischen Fol. 232—234), die auch örtlich den Aufklebestellen der Heiligenfolge naheliegen.
Es ist nach diesen Ausführungen kein Zweifel, daß alle sieben bisher bekannten Exemplare aus Cod. 4101 stammen.

Zwei bisher nicht bekannte Blätter enthält Cod. 4060, von denen eines (St. Magdalena nach dem Text und der
Berichtigung A. Weixlgärtners gegenüber der Namengebung »St. Barbara« Schreibers, Sehr. 2560) auf Fol. 594 a klebt
und ein Duplikat des gleichen Exemplars der Kupferstiehsammlung ist. Das zweite Blatt ist ein unbeschriebenes
Unikum und stellt St. Ursula dar, wie auch der Text die Heilige nennt; es klebt auf Fol. 1 b der Handschrift, ist
trefflich erhalten und leicht bemalt (Abb. S. 75). Das Vorhandensein der heiligen Ursula in dieser Folo-e "ibt einen
neuen Hinweis auf die venezianische Entstehung der Heiligenreihe. St. Ursula war in Venedig, wie schon der
Zyklus Carpaccios beweist, eine außerordentlich beliebte Heilige. So wird also an der Entstehung dieser Fol^e in
Venedig kaum mehr zu zweifeln sein Sie gelangte wohl über Salzburg in den Besitz des Stiftes Mondsee, und man
kann aus ihrem Vorkommen auf dem salzburgischen Kunstmarkt Schlüsse auf dessen Zusammensetzung ziehen
Der Salzburger Markt wurde von Venedig und Nürnberg (cf. G. Leidinger: München, Schnitte, I. Band [Straßbur"
 
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