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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3754#0005
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MITTEILUNGEN

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE'

1913.

WIEN.

Nr. 1.

Studien und Forschungen.

Der Wiener Maler und Formschneider Donat Hübschman und sein

Holzschnittwerk.

Dem Wiener Topographen und Kunstforscher Johann Schlager gebührt das Verdienst, den Namen Donat
Hübschman in die österreichische Kunstgeschichte eingeführt zu haben, indem er bereits 1850 in seinen
»Materialien zur österreichischen Kunstgeschichte« ' zwei Notizen über diesen Künstler aus der geheimen Kammer-
rechnung Kaiser Ferdinands I. » und aus den Wiener Stadtrechnungen ;1 veröffentlichte. Auf Grund dieser Regesten
versuchte dann Dr. Anton Mayer in seiner Buchdruckergeschichte Wiens (1883 bis 1887) das von ihm auf einigen
Holzschnitten in Wiener Drucken aufgefundene Monogramm BI auf diesen Künstler zu deuten, nachdem auch
schon Andresen 1865 * beim Porträt Frankolins auf Donat Hübschman hingewiesen hatte. Allein die Notizen Schlagers
bestätigen wohl die Tätigkeit eines Malers und Bürgers dieses Namens in Wien in der Zeit von 1564 bis 1579,
genügten aber doch nicht, um mit Sicherheit die mit IBI signierten Holzschnitte als Werke Donat Hübschmans zu
beglaubigen. Erst auf Grund des seither zusammengetragenen Quellenmaterials, so lückenhaft und spärlich dasselbe
noch immer ist, glauben wir uns berechtigt, die Richtigkeit der Ansicht Andresens und Mayers zu bestätigen und
nunmehr den Wiener Maler und Formschneider Donat Hübschman als den Verfertiger einer Reihe zum Teil vor-
trefflicher Holzschnitte in der Zeit von 1557 bis naph 1575 festzustellen.

Hübschman war kein geborener Wiener, sondern kam, wie aus den Ehematriken von St. Stephan (siehe unten)
hervorgeht, jedenfalls vor dem Jahre 1559, aus welchem bereits Arbeiten in Wiener Drucken von ihm vorliegen, aus
Leipzig hierher.

Sein Vater Wolf Hübschman, Maurer in Leipzig, erwarb dort 1541 '• das Bürgerrecht, starb daselbst 1559 ■ und
hinterließ vier Kinder: Donat, Martin, Anna und Hans. Letzterer war blödsinnig und blieb in Leipzig, die andern
Geschwister aber zogen nach Wien. Zunächst wohl Donat, dessen Arbeiten in Wien, wie wir sehen werden, vom
Jahre 1559 an in rascher Folge auftauchen.

Martin Hübschman, Formschneider, dürfte seinem Bruder bald nach Wien gefolgt sein, heiratete hier, hatte um
1571 eine Druckerei und erwarb 1572 das Bürgerrecht; ' er starb früher als sein Bruder Donat, wie aus dessen am
20. Februar 1583 errichteten Testament » hervorgeht. Demselben entnehmen wir auch, daß die Witwe Martins den
aus Salzburg stammenden Maler und Formschneider Hans Bocksberger, Bürger in Wien, geheiratet hatte und daß
Donats Schwester, Anna, als Gattin des Mehlmessers Stephan Gundel in Wien lebte.

Das früheste uns bekannte Werk Donat Hübschmans, das 1557 datierte Wappen des Wilhelm von Rosenberg,
ist zwar nicht von ihm selbst geschnitten, aber das schöne Blatt zeigt uns den Künstler bereits als gewandten, mit
dem heraldischen Stile vertrauten Zeichner. Da die erste, bisher nicht festzustellende Verwendung dieses Wappens
eines hervorragenden böhmischen Adelsgeschlechtes wohl für ein in Böhmen erschienenes Druckwerk angenommen

i Publiziert in dem von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen »Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-
quellen«; auch im Separatabdruck' erschienen S. 30 u. 72. — a Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. VII. 4967.
— »Jahrbuch. XVIII. 18825. — 4 Andresen, Peint.-Gr. II. 229. — 5 Leipziger Bin gerbuch: Wolff Hubschmann, Meurer Civis factus ipsa Die
Nativitatis M|ariae]. Anno eod[em] (1541.) — « Leipziger Ratsbuch: Hans Fruebe und Lorentz Grimmer übernehmen die Vormundschaft von Wolffen
Hübschmans Meurers Kindern, 28. Aug. 1559. — * Jahrbuch. XVIII. 158Ü5. — s Mitgeteilt durch Dr. Ign. Schwarz im Monatsblatt des Altertums-
vereines zu Wien. X. Bd. Nr. 11. November 1911.
 
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