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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3754#0052
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— 48 —

Fülle des Lichtes. Gerade jene feinen Blätter, teilweise auch Radierungen,
i;cbcn einen Begriff von der Größe der Kunst Willi Geigers, sie sind es,
die die höchste Achtung vor diesem genialen Schöpfer abringen. Leider
verlieren sie etwas von ihrem intimen Reiz durch das übergroße Papier-
format, das mit Rücksicht auf die großen Kaltnadelblätter gewählt wurde.
Diese großen Blätter geben Skizzen der Bewegung der einzelnen
Kämpfer wieder, die abernicht allevollkommen befriedigen können, da im
einzelnen der Aulwand an Format und der Inhalt nicht im rechten
Verhältnisse zu stellen scheinen, doch sind auch unter ihnen prächtig
kühn hingesetzte Striche und Bewegungserscheinungen. Im Gegensätze
zu der ersten .Mappe, die sich mehr mit dem Lichtproblem der
Arena befallt, sind in dieser Mappe die Bewegungsprobleme vorherrschend.

H. S.

Figürliche Kompositionen. Zwanzig Original-Stein -
Zeichnungen von Robert Genin.Delphin-Verlag,München.

Der Visitkarte, die Genin mit seinem Blatte »Am Brunnen« in der
Sema-Mappe des Delphin-Verlags abgegeben hat, folgt nun eine Vorstellung

in aller Form: die zwanzig Steinzeichnungen der vorliegenden Mappe um-
schreiben das künstlerische Wollen und Können einer Persönlichkeit, der
man nicht durch flüchtige Bekanntschaft, sondern nur durch den Versuch
ernsterer Vertiefung etwas abgewinnen kann; gleichzeitig einer Persönlich-
keit, der ein Sichbegnügen mit den leichten Erfolgen gefälliger Naturwieder-
gabe versagt ist, die sich vielmehr in schwerer Arbeit zum innersten
Dienst der Kunst hindurchringen muß und der gegenüber sich deshalb
auch der Kritiker der verantwortungsvollen Aufgabe, zur eigenen Klärung
des Schaffenden zu helfen, doppelt bewußt sein soll. Denn Robert Genin
ist ein Unfertiger, der mit schüchterner Gebärde vor uns tritt und mit jugend-
licher Unbefangenheit die Einflüsse unverhüllt läßt, die an ihm gebildet
haben; aber diese Einwirkungen von Mareesund Hodler, von Puvis und
Denis widersprechen seiner inneren Selbständigkeit so wenig wie die
Anklänge an ähnliche Jünglingsalter der Kunstentwicklung, an ober-
italienische Quattrocentozeichner, deren eckige Anmut zum herben Reiz
seiner Blätter herüberzugrüßen scheint. Genin ist voll von der monu-

mentalen Sehnsucht unserer Zeit, aber er schleppt noch manchen wüsten
Rest impressionistischer Auffassung mit sich, klebt noch hie und da all-
zusehr an der Einzelerscheinung und gelangt so nicht immer zu der
freien Beherrschung der Naturformen, die ihm in den reifsten Blättern ge-
lingt. Wo ein stürmischerer Atem durch die Kompositionen hindurchweht
(Angst) oder wo rhythmische Bewegung mehrere Figuren verknüpft (Feld-
arbeitcrinnen), bleibt ein ungelöster Rest, der als Lahmheit der Funktionen,
als Zufälligkeit der Motive störend empfunden wird. Dies mögen die vor-
laufigen Grenzen seiner Kraft sein, die in ruhig existentiellen Bildern ihre
volle Straffheit erreicht; in diesen wenig bewegten Akten, deren Dasein
so völlig verstanden und so tiefempfunden ist, ist alles Tastende, bloß
Studien- und Skizzenhafte abgestreift und ein großer Stil erkämpft.
Hier stehen, knien, liegen Menschen, nicht weil ihre Bewegungen ein-
mal im Fluge so erhascht wurden, sondern aus einem tief eingedrungenen
Verständnis der menschlichen Form heraus; hier schließen sich die Ge-
stalten zu Gruppen (Freude, Frieden, Wäscherinnen), nicht um dekorativ
zu wirken oder glänzende Überschneidungen zur Schau zu stellen, sondern
um die wohltuende Harmonie ausgeglichener Kräfteverteilung zu erzielen;
und hiei fügen sich endlich — und dies hebt Riezlers Vorwort sicher mit
Recht als die eigentümlichste Stärke Genins hervor — Mensch und Land-
schaft in so vollendetem Wohlklang ineinander, daß beide von gleicher
Empfindung durchtränkt erscheinen und solche Blätter (wie Schlafender
Jüngling, Am Brunnen, Ruhender Hirte, Abend u. a.) auch dem Beschauer
zu innerlichen Erlebnissen werden. Denn die Zufälligkeiten des einzelnen
Natureindrucks sind restlos ausgemerzt, in weichem Schwung folgen die
Linien von Berg und Baum den Gestalten und der Tiefraum, der diese
umschließt, bleibt stets bildhafter Wirkung untergeordnet.

Robert Genins Kunst kann nur durch das Vermeiden jeder Konzession
so stark und rein bleiben, wie sie hier strebt, und so sei ihm gewünscht,
daß Temperament und äußere Umstände ihm gestatten, seine künstlerischen
Keime zu ruhiger Reife gedeihen zu lassen und nicht mehr gestalten zu
müssen als er mit Empfindung und Formbegreifen auszufüllen vermag;
denn für eine Kunst dieser Art wäre die Entartung in bloße Geschicklichkeit
der Zusammenbruch. 7/rm.s Tidzc.

Anzeigen neuer Erscheinungen.

MAPPEN, ILLUSTRIERTE BÜCHER UND LITERATUR DER GRAPHISCHEN KÜNSTE.

Barlach, Ernst, Der tote Tag. 27 Original-Lithogr. in einer
Mappe. Mit einem Textband. (X. Werk der Pan-Presse). Berlin, Paul
Cassirer. Mk. 150. (Auf Japan. Pap. Mk. 300.—.)

Beringer, Jos. Aug., Emil Lugo. Geschichte seines Lebens und
Schaffens. Mit 13 Taf. (111 S.) Kl. 4°. Mannheim, Selbstverlag.

Lmblattdruckc des 15. Jahrhunderts. Herausgegeb. v. Paul Heitz.
36-5X28-5 cm- Straßburg, J. H. E. Heitz. — Emil Sarnow, Formschnitte
und Kupferstiche im Besitze der Stadtbibliothek zu Frankfurt a. M. Mit
Einltg v. W. L. Schreiber. Mit 2(i z. T. handkolor. Taf. (17 S. Text).
Mk. 50.—.

Erinnerungsbüchlein an die Brautzeit Alfred Rethels. Zeich-
nungen von Rethel für seine Braut mit Versen, die sie den Blättern hin-
zugefügt, aus dem Jahre 1851. (52 Bl.) 16°. Berlin, J. Bard. Mk. 4.—

Grimm, Brüder, Kinder- und Hausmärchen. Jubiläums-Auflage
1812—1912, besorgt von Reinhold Steig. Mit 8 Bildern (Taf.) von
Ludwig Grimm. (XL, 589 S.) 8°. Stuttgart, J. G. Cottas Nacht. Mk. 5.—.

Hegenbart, Fritz. Ein Bildwerk mit begleitendem Text von
Artur Roessler. (32 Taf. mit 25 S. Text.) 32-5X25-5 cm. Wien, Brüder
Rosenbaum. Mk. 35.—.

Marshall, Hans, Bonaventura Gcncili. Mit 27 Abb. (93 S.) 8°.
dl. Bd. der Sammig.: Der Künstler und sein Werk.) Leipzig, Xcnien-
Verlag. Mk. 2.—.

Meid, Hans, Don Juan. 15 Radgn. zul Oper von Mozart. Berlin,
Paul Cassirer. Mk. 000.—. (Vorzugs-Ausgabe Mk. 800.—.)

Meistei der Zeichnung. Herausg. von Hans W. Singer. Lex. 8°.
Leipzig, Baumgärtner.- 4. Bd. Otto Greiner. 52 Taf. in Lichtdruck. -

5. Bd. William Strang. 50 Taf. in Lichtdr. (Je 19 S.Text.) Je Mk. 15.—.

Model, Jul., u. Jaro Springer, Der französische Farbenstich des
18. Jahrhunderts. 50 farb.Taf. (70 S.Text u. 50 Bl. Erklärungen.) 34X 25-5 cm.
Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. Mk. 75.—. (Luxus-Ausg. Mk. 100.—.1

Pottner, Emil, Eindrücke aus dem Leben der Vögel. 20 Stein-
zeichngn. (5 S. Text.i 32-5X25 cm. (7. Werk der Pan-Presse.) Berlin,
P. Cassirer. Mk. 20.—. (Vorzugs-Ausgabe Mk. 50.—.)

Rethels, Alfr., Briefe. In Auswahl herausgegeb. v. Jos. Ponten.
(189 S.) S°. Mit 11 Tal. u. I Fksm. Berlin, ß. Cassirer. Mk. 4.—.

Rops, Felicien, 43 Briefe. Übersetzt u. herausgegeben von Franz
Blei. (85 S.) 8°. München, G. Müller. .Mk. 4.—. (Luxus-Ausg. Mk. 15.—.,

Salomon-Schuler, Walt., Phantasus. 5 Radierungen. 5 Taf.
(2 S. Text.) 46X32-5 cm. Berlin, Reuss & Pollack. Mk. 30.—.

Scharff, Edwin, Temperamente. Zyklus von 7 Orig.-Radgn.
Op. III. (III S. Text.) 76-5X53-5 cm. München, Graphik-Verlag. Mk. 250.—.

Schur, Ernst, Rudolph Töpffer. (92 S.) Lex. 8°. Mit Abb.
Berlin, P. Cassirer. Mk. 3-50.

Stein hausen, Wilhelm, Aus meinem Lehen. Erinnerungen und
Betrachtungen. (VIII, 140S. mit Taf.) Lex. 8°. Berlin, M, Warneck. Mk. 8.—.

Ubbclohde, Otto, Der Rhein. Nach Federzeichnungen. 12 BL
40X30 cm. Lauterbach, ü. Mandt. Mk. 0.—.

Verzeichnis der Radierungen von Dr. Otto Gampert Mit
1 Bildnis u. 9 Taf. (50 S.) Lex. 8°. München, F. Bruckmann. Mk. 20.-

Weber, Leopold, Aus Weltis Leben. Fünfzig Blätter seiner
Kunst zu einem Bilde seines Lebens. Herausgegeben vom Kunstwart.
(38 S. Text.) 20X21-5 cm. München, G. D. W. Callwev. Mk 10 -
 
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