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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3754#0056
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52

in Wien (Hofbibl., cod. 1897) an: der zwölfjährige Christus im Tempel
Krau des Stifters, Margaretha Tudor, vor der Madonna (Abb. 7).2 Das
Die drei Miniaturen waren von jeher ein Rätsel für mich. Sie stachen
kenden Bildern ab,

verrieten durch ihr
eigentümliches Ko-
lorit, das sich ganz
ähnlich bei den Bil-
dern der Escorial-
handschrift wieder-
holt, einen unab-
hängigen Künstler,
der sich aber trotz
der auffälligen, et-
was verbissener] Far-
ben, der wenig ab-
wechslungsreichen
Faltenzeichnung
nicht in andern
Werken nachwei-
sen ließ. Außerdem
mußte der Verfer-
tiger ein geschätz-
ter Meister sein, da
er das Votivbild der
F'rau des Stifters
übertragen bekam.
An künstlerischer
Bedeutung kann
dieses sich freilich
nicht mit dem des
Stifters (Abb. 9) ver-
gleichen.

Es gibt kaum
ein zweites Werk
der Gent-Brügger
Schule um 1500,
das der Aufteilung
der Bilder an ein-
zelne Künstler so
große Schwierig-
keiten entgegen-
stelltwie das Gebet-
buch Jakobs IV. Die
Kalenderbilder, die
meines Wissens die
ersten — sehrschö-

(Abb. 4), die Auferstehung Christi (Abb. 5),< die
Gebetbuch entstand zwischen 1503 und 1518.3
stark von den übrigen das Gebetbuch schmük-
nen — Landschaf-
ten ohne figürliche
Staffage enthalten,
scheinen das Werk
des Meisters des
»Hortulus anima?«
zu sein, dem der
Hieronymus auf fol.
189v zuzuweisen
ist. Der Meister des
Titelbildes (fol.24v),
Jakob IV. mit sei-
nem Namensheili-
gen (Abb. 9), hat

sicherlich auch
zahlreiche Bilder in

dem Gebetbuch
35313 in London
geschaffen,das dem
British Museum
durch die Schen-
kung Rothschild
zufiel (Abb. 10).*
Von den andern
Bildern des Gebet-
buchessinddie drei,
die ich der Clara de
Keysere zuschrei-
ben möchte, die ein-
zigen, die noch un-
zweifelhaft als
Werke einer Hand

erkannt werden
können. Alle andern
Bilder sind schwer

zu scheidendes
Werkstattgut. s Der
Hortulus-Meister
bekam wohl den
Auftrag und über
ließ die Ausführung-
äußer seiner Werk-
stattauchzwei selb-
ständigen Meistern.

i Die Komposition stammt kaum von dieser Künstlerin, sie kommt auch in einer Londoner Handschrift (Egerton ms. 2125 fol. 17CK) und —
nur in Einzelheiten übereinstimmend — in einem Gebetbuch im Escorial (Abb. 6) vor.

2 Die Madonna stimmt genau überein mit der im älteren Gebetbuch Maximilians in Wien (cod. 1907; Abb. 8).

s Katalog der Miniaturenausstellung Wien, 1902, Nr. 187.

* Der Meister Jakobs IV. schuf die Bilder auf fol. 10 v, 18 v bis 34, 56 v bis 126,158 ', 159. DieKreuztragungauffol.28 v isteinegenaue Kopie der
Darstellung in dem Wiener Gebetbuch 1857, die ihrerseits mitdrei andern Bildern dieser Handschrift zu den bedeutendsten Hervorbringungen der
zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts zählt.

5 Fol. 104v scheint von einem selbständigen Meister zu sein, ihm sind vielleicht die beiden Miniaturendes Bethlehemitischen Kindermordes
und der Flucht nachÄgyptenim Museum in Altenburg zuzuschreiben. Ebenso gehören wohl fol. 59v, 73v, 82v einer Hand. Alles übrige ist — meist
sehr nachlässig und wenig erfreulich — im Stile der Werkstatt des Hortulus-Meisters ausgeführt.
 
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