<¥*•#*,*©«*.« »e<
Si***J^i a, t'
t g ftgffyr^
^4i
von 16 Jahren geschaffen haben. Ob überhaupt die ganze
Persönlichkeit des älteren Johann Kellerthaler nur eine
Hilfskonstruktion der Monogrammistenliteratur ist — in
den Akten der Dresdener Goldschmiedezunft scheint er zu
fehlen — kann ich zurzeit nicht nachprüfen. Wir dürfen
davon hier absehen, da die bislang Johann Kellerthaler sen.
zugeschriebenen Punzenstiche auf Grund einer Entdeckung
im kgl. Kreisarchiv in Nürnberg auf den Namen des Gold-
schmiedes Jobst Kammerer umgetauft werden müssen.
Herr kgl. Kreisarchivassessor Dr. Fürst hat dort nämlich
kürzlich die Platten aufgefunden, die Kammerer in den
Jahren 1552 und 1557 der Stadt Nürnberg dedizierte, und
diese stimmen sogenau mit den vermeintlichen Kell erthaler-
Arbeiten überein, daß wir nicht umhin können, die ganze
Reihe für den Hallischen Meister in Anspruch zu nehmen.
Die einschlägigen Nürnberger Urkunden waren
bereits zum Teil bekannt.1 Zuerst übersandte Kammerer
im Jahre 1552 das Nürnberger Wappen. Er wurde dafür
honoriert, und gleichzeitig bedeutete man ihm, er brauche
sich nicht ferner zu bemühen. Trotzdem kam er nach fünf
Jahren wieder. Diesmal versuchte er es mit einem weniger
individuellen Geschenk, dem Bildnis Karls V. (Abb. 3), das
jedoch dem Rat ausnehmend gefiel und wesentlich freund-
licher beantwortet wurde als das erste »Kunststück«. Der-
artige Widmungen waren im XVI. Jahrhundert, wie von
Dürers »Temperamenten« her bekannt, gang und gäbi\
Nicht nur Kommunen, auch Bischöfe und geistliche Körper-
schaften wurden in dieser Weise angegangen. Das Würz-
burger Domkapitel erhielt und honorierte Z.B.Geschenke von Studenten, Schulmeistern, Notaren und Kupferstechern,
die die Produkte ihres Fleißes meist gleich in mehreren Exemplaren stifteten. In der Liste von Beispielen, wie die
Werke der Gelehrten und Künstler im XVI. und XVII. Jahrhundert belohnt wurden, die in Scharolds Beiträgen zur
alten und neueren Chronik von Würzburg5 zusammengestellt sind, erscheint auch unser Jobst Kammerer. Er hatte
dem Würzburger Domkapitel 1557 — im selben Jahre wie dem Nürnberger Rat — ein »mcssings geätztes oder
bunzenirtes Täfelein, darin die Effigies caroli quinti Caesaris war«, übersendet, und das Kapitel erwies ihm seine
Erkenntlichkeit mit 10 Reichstalern — in Nürnberg bekam er 12. Ein Jahr später wendete er sich nach Köln. Die
betreffende Urkunde wurde von L. v. Ennen veröffentlicht» und wiewohl darin nur von einem »conterfact von eyner
sonderlichen erbt« die Rede ist, dahin interpretiert, daß es sich um eine Medaille gehandelt habe. Diese irrige Annahme
ist dann in der Literatur weitergetragen worden. L. Forrer in seinem Biographical Dictionary of Medallists4 hat aus
der urkundlichen Nachricht über das gepunzte Bildnis Karls V. sogar eine Porträtmedaille auf Kaiser Ferdinand l.
gemacht: »Kammerer or Cammerer Jobst Goldsmith of Hall in Saxony, who sent to the Nürnberg Council a Portrait-
medal, gilt and chased, of the Emperor Ferdinand L, for which he received the sum of 12 Thalers, on 22. April 1557«.
Mit einziger Ausnahme einer unbezeichneten Platte mit dem Medaillonbildnis Karls V., von der sich im Biitish
Museum ein Abdruck findet (Abb. 1), sind die Punzenarbeiten Kammerers nie rund, sondern hoch rechteckig, Karl V.
erscheint, von dem genannten Medaillon abgesehen, stets in der Tracht, in der er bei der Belagerung von Wittenberg
gesehen wurde, so wie der Kaiser auf einem mit dem Monogramm M R bezeichneten Holzschnitt, der vielleicht auch
das Vorbild abgegeben hat, dargestellt ist (Abb. 4). Dieses Modell scheint ein besonders gutgehender Artikel gewesen
zu sein. Kammerer hat es offenbar sehr oft benutzt. Die jüngeren Exemplare sind dementsprechend mehr handwerks
mäßig ausgeführt. Dasselbe gilt von den Lutherbildnissen. Das älteste, vom Jahre 1546, ist das eindrucksvollste (Abb. 2). •
Zu den frühen Platten gehört wohl auch das undatierte Porträt Albrechts von Brandenburg im Hofmuseum m
Wien. Es wird noch zu Lebzeiten des Kardinals, der 1541 starb, wenn nicht anläßlich seines Todes entstanden sein
Abb. 2. Jobst Kammerer, Bildnis Martin Luthers.
Abdruck einer gepunzten Platte im Berliner Kupferstichkabinett.
' Vgl. zuletzt den Artikel Jobst Cammerer in Thieme-Bcckers Neuem Allgemeinen Kiinstlerlexikon.
3 Würzburg 1818, S. 89 ff.
J Zeitschrift f. bildende Kunst 7 (1872), S. 143.
♦ London 1907, vol. III., S. 117.
■- Die Photographie verdanken wir dem kgl. Kupierstichkabinett in Berlin.
mBHERmSmKk
gfSgjffigj
-,--..■';...-.,.■ . ■'-:'■■<'-;■.
' HUB S^Ä^sÄ&Ssä&tts ütes&a
ä^v^kfe