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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.4208#0013
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— 9 —

Abb.

Krönung Mai

Zeichnung. Parma, Pinakothek.

einzelnen Gestalten. Nr. 5102 (Feder, laviert, 16-6x8'5 cm) zeigt die rechte Figur in der Stellung dem Fresko ähnlicher
als auf den beiden andern Entwürfen, da hier nicht mehr der linke Arm den Körper überschneidet und die Hand
zur nächsten Figur hinstreckt, sondern die Linke die Vase auf dem Kopfe stützt und der rechte Arm ausgestreckt
ist, so daß die Figur fast ganz von vorn gesehen wird. Das Gewand ist flüchtiger behandelt, der Oberkörper vorn
entblößt, auch das linke Bein zeichnet sich deutlicher ab. Die andere Zeichnung (Nr. 5 1 029; Stift, 191 X 14 c«/) gibt
in flüchtiger Skizzierung die mittlere Figur, die fast ganz nackt ist. Diese eher nur angedeutete als ausgeführte Zeich-
nung ist etwas verblaßt. Nr. 51013 (Stift, schwarz und weiß, 19'lXlO cm; Abb. 10) ist eine energische, wundervoll
durchgeführte Aktzeichnung in ganz ähnlicher Stellung wie die rechte Figur auf der Louvre-Handzeichnung. Sie zeigt
Parmigianinos ganze Virtuosität und Sicherheit. Ob er die Absicht hatte, auch nackte Figuren in der Dekoration
zu verwenden, läßt sich natürlich nicht nachweisen. Daß die rechte Figur der Bogendekoration links über dem
Eingang nackt ist, beweist nur die Kenntnis seiner Nachfolger von dieser oder von andern verloren gegangenen
Zeichnungen. Parmigianino mag, so wie Raffael, seine Figuren auch als Akte skizziert haben, um sicher zu sein,
daß sich unter der Kleidung der Körper richtig bewege.

Eine verwandle Zeichnung ist der Frauenakt in der Galerie Corsini in Rom (Kohle, weiß gehöht, Abb. 9).
Da eine Andeutung der Vase auf dem Kopf und die Kassette, auf die die linke Hand gestützt ist, sich findet,
war wohl auch dieser Entwurf im Hinblick auf die Steccata-Dekoration entstanden. So flüchtig auch manches
daran, zum Beispiel die etwas große linke Hand, das Handgelenk und der hypertrophische linke Arm sind, so
genial sind die Linien, die Hals, Brust, Leib und Schenkel ihre Form geben.

Eine sorgfältiger ausgeführte Zeichnung ist die Judith mit dem Haupt des Holofernes (Florenz, Nr. 1523;
Feder, weiß gehöht auf rötlichem Grund; 17'4X 17 cm), die Girolamo Mazzola als Vorbild für seine Figur auf der linken
Bogenseite der Kapelle links vom Eingang diente. Dieses Blatt entbehrt beim ersten Anblick des besonderen Reizes,
den viele Handzeichnungen Parmigianinos besitzen, doch weisen die Zeichnung der Arme und der Beine der Judith
und die Gestalt des Holofernes mit größter Wahrscheinlichkeit auf ihn. Diese Zeichnung hat nichts mit der Radierung
Parmigianinos zu tun (Bartsch XVI, Nr. 1), nach der es auch eine Radierung und Zeichnung von Schiavone gibt
(abgebildet im Jahrbuch des Allerhöchsten Kaiserhauses XXXI, Fig. 3, 4 und 6), doch war sie vielleicht dazu bestimmt,
reproduziert zu werden, was ihre sorgfältigere Ausführung erklären würde.

Obwohl ein direkter Zusammenhang mit den Fresken der Steccata nicht nachweisbar ist, möchte ich doch
hier noch eine hervorragende Zeichnung heranziehen (Florenz, Nr. 1518, Feder, laviert, 16 5 X 20-4 cm; Abb. 13).
 
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