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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.4208#0016
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fehlt. Doch da die Kopfstellung
des Sprechenden in der Figur
des Bildes beibehalten wurde,
ist es möglich, daß Parmigia-
nino auch diese zweite Figur
ausführen wollte, worauf auch
einige unklare Flecken rechts
neben der männlichen Figur,
die wie die Andeutung eines
Fußes wirken, hinzuweisen
scheinen.

Beim Vergleich des Bildes
mit der Zeichnung finden wir
wieder eine für Parmigianino
charakteristische wichtige Ver-
änderung. Die Madonna auf dem
Gemälde ist in die Mitte gerückt,
sie dominiert, und die Anord-
nung der Dimensionen der zum
Teil durch einen Vorhang er-
setzten Architektur wie dieFigur
des Mannes, der die Rolle ent-
faltet, sind durch eine bewußte
Reduktion der Größenverhält-
nisse der Eindringlichkeit der Komposition vollständig
untergeordnet worden. Wie sehr das Bild dadurch gewonnen
hat, zeigt der Vergleich mit der Handzeichnung. Eine
detailliertere Ausführung der Madonna und des Kindes,
als sie sich auf der eben beschriebenen Louvre-Zeichnung
finden, sehen wir auf einer andern Handzeichnung des Louvre (Rötel, 23'8 X 12cm; Abb. 18). Die Stellung des
Kindes ist geändert und entspricht mehr dem Parmigianino eigentümlichen knabenhaften Kindertypus; in der linken
Ecke der Zeichnung findet sich der Kopf der Madonna noch einmal, dem Bilde ähnlicher, als der der Hauptfigur dieser
Skizze. Die Durchführung des wundervoll graziösen Motivs der auf die Brust gelegten rechten Hand der Madonna
finden wir auf einer fragmentarischen Federzeichnung des Britischen Museums (1905-11-10-62; Feder, 8'5x6-2 cm).
Die ganze Figur der Madonna endlich in vollkommener Schönheit wie auf dem Bilde selbst zeigt uns die herrliche
Rötelzeichnung des Louvre (197 X 12*5 cm; Abb. 17). Hier thront die Madonna in der Mitte des Raumes, der Engel links
ist nicht mehr wie auf den früheren Entwürfen ein Putto, sondern ein schlankes, körperlich reiferes Wesen; die Draperie
und Architektur sind an derselben Stelle wie auf dem Bilde, zu dem diese Zeichnung, da sie uns auch die Säulenflucht
mit Kapitellen und Gebälk in genauer Ausführung zeigt, eine besonders wertvolle Ergänzung bildet.

Lili Fröhlich-Bum.

Abb. 20. Parmigianino, Ent-
wurf zur »Madonna del Collo
Lungo«. Zeichnung. London,
Britisches Museum.

Abb. 19. Parmigianino, Entwurf zur »Madonna del Collo Lungo
nung. Paris, Louvre.

Zeich-

Ein Selbstbildnis Hans Burgkmairs des Älteren.

Die Universitätsbibliothek zu Erlangen bewahrt eine flüchtige, leicht gewischte Kohlenzeichnung, die durch Ver-
reibung und kleine Überarbeitungen gelitten hat. Ungleich beschnitten, hat sie eine durchschnittliche Höhe von 24 und
eine durchschnittliche Breite von 20 cm. Das Papier weist das Wasserzeichen einer Krone mit einem Kreuze
auf. In der rechten oberen Ecke befindet sich ein aus C und P oder G und P gebildetes Monogramm und die darunter-
geschriebene Jahreszahl 1540. Monogramm und Datum sind sicher alt und mit derselben oder jedenfalls mit sehr ähn-
licher Kohle hingesetzt, so daß die Echtheit der Signierung nicht ohne zwingende Gründe bestritten werden kann.
Dargestellt ist der ins scharfe rechte Profil gesetzte Kopf eines jüngeren Mannes, der bis auf geringe Rudimente
seitlich des Ohres bartlos ist. Ober der Stirn quellen die Ansatzlocken des Haares unter der runden karrierten Haube hervor.

Den Porträtierten glaube ich erkennen zu können. Vergleicht man die hohe gewölbte Stirn, die starke Nasen-
wurzel, die lange Nase mit der nach einer seichten Einbuchtung etwas vorgebogenen Spitze, die kräftigen Lippen und
das nach starker Sattelung rund vorspringende Kinn mit der Zeichnung von 1517 in der Hamburger Kunsthalle, die
 
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