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durch die reizenden, fröhlich spielenden
Hüblein im Marienleben (Ruhe auf der
Flucht, B. 90, und Mariae Verehrung,
B. 95), auf Pirkheimers Bücher-
zeichen (B. app. 52) und auf der Baseler
Zeichnung von 1509 (heilige Familie),
wo sie sich überall in ähnlicher Weise
mit Windrädern und Tieren tummeln.
Auch der Holzschnitt zur lutherischen
1'bersetzung Pirkheimers von Plutarchs
•Da vitanda usura« (Xürnberg, 1513,
P. 205) gehört hierher.
Dieser Pokal ist aber auch das
einzige Werk im AschaffenburgerCodex,
das signiert ist. Es trägt auf dem Ast-
abschnitt das aus den Reliefs, Stichen
und Holzschnitten bekannte Zeichen
des Ludwig Krug, die Buchstaben
L K mit dem Krug dazwischen. Wir
können Rosenberg deshalb ohne wei-
teres beipflichten, wenn er Ludwig
Krug als den Meister des Ciboriums
bezeichnet, obwohl es im allgemeinen
nicht üblich war, auf Goldschmiede-
arbeiten, die dem Zunftzwange der
Stempelung unterlagen, derartigeKünst-
lerbezeichnungen anzubringen. Vorge-
schrieben war in Nürnberg das Stadt-
zeichen und nach 1541 außerdem
noch das Meisterzeichen, die beide mit
dem Punzen eingeschlagen wurden.
Andrerseits ist zu betonen, daß Künstler-
signaturen in der Art der Krugschen
einigemale zu finden sind. So haben
die Augsburger Meister Hans Müller
und Heinrich Hufnagel 1470 und 1482
zwei ihrer Werke, eine Marienfigur und
eine Monstranz,bezeichnet (Rosenberg
Nr. 95 und 96), dann erinnere ich an
die Signaturen der gleichfalls in Augsburg zünftigen Goldschmiede Georg und Nikolaus Seid um 1492 und 1494
(Rosenberg, 98/9). In Nürnberg haben, um nur noch diese Stadt zu nennen, Melchior Baier (Silberaltar in der
Jagellonenkapelle des Krakauer Domes auf dem Wawel, Rosenberg, 3086), Wenzel Jamnitzer (Rosenberg, 3088),
Christoph Jamnitzer (Rosenberg, 3097), Hans Lencker (Rosenberg, 3110) und Jonas Silber (Rosenberg, 3123)
neben den vorgeschriebenen Punzen Monogramme oder Künstlerinschriften in ihre Werke je einmal
eingraviert. Übrigens war Ludwig Krug in der Zeit, als dieser Pokal wohl entstanden, also etwa zwischen
1515 und 1520, noch nicht Meister und es blieb dem auf sein Werk stolzen Gesellen, selbst wenn schon ein
Meisterzeichen damals vorgeschrieben gewesen wäre, nur die Signierung durch das eingravierte Monogramm übrig,
dessen er sich schon einige Zeit bediente.
Von diesem sicheren Werke des Ludwig Krug ausgehend, schreibe ich ihm oder vielmehr der Werkstätte, in der
er beschäftigt war, die drei oben beschriebenen Pokale mit Muschelreliefs zu, weil ihr stilistischer Zusammenhang-
tatsächlich ein so enger ist, daß zum mindesten die Entstehung in ein und derselben Zentrale zugegeben werden muß.
Ich füge noch ein fünftes Werk hinzu, einen vergoldeten Deckelpokal der Moskauer Rüstkammer (Abb. 15),1
ein wahres Prachtstück feiner und kunstreicher Arbeit, das wiederum die bereits aufgezählten Elemente der
Abb. 10. Ludwig Krug, Die Vertreibung aus dem Paradies. Holzschnitt.
l Vgl. das große russische Werk von Filimonof, Nr. 1162, Taf. 194. Der Text führt kein Beschauzeichen an. ohne daß damit gesagt ist, daß
nicht doch ein solches bei genauem Nachsehen zu finden wäre.
durch die reizenden, fröhlich spielenden
Hüblein im Marienleben (Ruhe auf der
Flucht, B. 90, und Mariae Verehrung,
B. 95), auf Pirkheimers Bücher-
zeichen (B. app. 52) und auf der Baseler
Zeichnung von 1509 (heilige Familie),
wo sie sich überall in ähnlicher Weise
mit Windrädern und Tieren tummeln.
Auch der Holzschnitt zur lutherischen
1'bersetzung Pirkheimers von Plutarchs
•Da vitanda usura« (Xürnberg, 1513,
P. 205) gehört hierher.
Dieser Pokal ist aber auch das
einzige Werk im AschaffenburgerCodex,
das signiert ist. Es trägt auf dem Ast-
abschnitt das aus den Reliefs, Stichen
und Holzschnitten bekannte Zeichen
des Ludwig Krug, die Buchstaben
L K mit dem Krug dazwischen. Wir
können Rosenberg deshalb ohne wei-
teres beipflichten, wenn er Ludwig
Krug als den Meister des Ciboriums
bezeichnet, obwohl es im allgemeinen
nicht üblich war, auf Goldschmiede-
arbeiten, die dem Zunftzwange der
Stempelung unterlagen, derartigeKünst-
lerbezeichnungen anzubringen. Vorge-
schrieben war in Nürnberg das Stadt-
zeichen und nach 1541 außerdem
noch das Meisterzeichen, die beide mit
dem Punzen eingeschlagen wurden.
Andrerseits ist zu betonen, daß Künstler-
signaturen in der Art der Krugschen
einigemale zu finden sind. So haben
die Augsburger Meister Hans Müller
und Heinrich Hufnagel 1470 und 1482
zwei ihrer Werke, eine Marienfigur und
eine Monstranz,bezeichnet (Rosenberg
Nr. 95 und 96), dann erinnere ich an
die Signaturen der gleichfalls in Augsburg zünftigen Goldschmiede Georg und Nikolaus Seid um 1492 und 1494
(Rosenberg, 98/9). In Nürnberg haben, um nur noch diese Stadt zu nennen, Melchior Baier (Silberaltar in der
Jagellonenkapelle des Krakauer Domes auf dem Wawel, Rosenberg, 3086), Wenzel Jamnitzer (Rosenberg, 3088),
Christoph Jamnitzer (Rosenberg, 3097), Hans Lencker (Rosenberg, 3110) und Jonas Silber (Rosenberg, 3123)
neben den vorgeschriebenen Punzen Monogramme oder Künstlerinschriften in ihre Werke je einmal
eingraviert. Übrigens war Ludwig Krug in der Zeit, als dieser Pokal wohl entstanden, also etwa zwischen
1515 und 1520, noch nicht Meister und es blieb dem auf sein Werk stolzen Gesellen, selbst wenn schon ein
Meisterzeichen damals vorgeschrieben gewesen wäre, nur die Signierung durch das eingravierte Monogramm übrig,
dessen er sich schon einige Zeit bediente.
Von diesem sicheren Werke des Ludwig Krug ausgehend, schreibe ich ihm oder vielmehr der Werkstätte, in der
er beschäftigt war, die drei oben beschriebenen Pokale mit Muschelreliefs zu, weil ihr stilistischer Zusammenhang-
tatsächlich ein so enger ist, daß zum mindesten die Entstehung in ein und derselben Zentrale zugegeben werden muß.
Ich füge noch ein fünftes Werk hinzu, einen vergoldeten Deckelpokal der Moskauer Rüstkammer (Abb. 15),1
ein wahres Prachtstück feiner und kunstreicher Arbeit, das wiederum die bereits aufgezählten Elemente der
Abb. 10. Ludwig Krug, Die Vertreibung aus dem Paradies. Holzschnitt.
l Vgl. das große russische Werk von Filimonof, Nr. 1162, Taf. 194. Der Text führt kein Beschauzeichen an. ohne daß damit gesagt ist, daß
nicht doch ein solches bei genauem Nachsehen zu finden wäre.