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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.4208#0066
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— 02 —

KU RATO RIU M SVE RSAM M LU N G.

Die Jahressitzung des Kuratoriums fand unter Vorsitz'des Präsidenten, des Ministers a. I). Dr. Max Grafen
Wickenburg am 31. Mai d. J. im K. k. Österreichischen Museum statt. Anwesend waren die Kuratoren: Universitäts-
professor Dr. Dvorak, Dr. Richard Faber, Ministerialrat v. Förster-Streffleur, Galeriedirektor Dr. Haberditzl,
Dr. August Heymann, Max Horny, Universitätsprofessor Dr. Hupka, Maler Dr. Junk, Hofrat Direktor der Hofbibliothek
Dr. v. Karabacek, Minister a. D. Dr. Klein, Hofrat Direktor Dr. Leisching, Maler Leitner, Hofrat Dr. Maresch,
Stephan Mautner, Galeriedirektor Dr. Meder, Sektionschef Dr. Adolf Müller, Regierungsrat Ritter, Professor Schmutzer,
Handelskammerpräsident Paul v. Schoeller, Regierungsrat Dr. v. Schubert-Soldern, Dr. Franz v. Sprung, Sektionschef
Freiherr v. Weckbecker, Universitätsprofessor Hofrat Freiherr v. Wieser, Bildhauer Wollek, Josef Wünsch, ferner die
Sekretäre Galeriedirektor Dr. Glück und Kustos Dr. Weixlgärtner sowie der Direktor der Gesellschaft A. Gradmann.

Der Präsident Minister a. 1). Graf Max Wickenburg widmete in seiner Eröffnungsrede den im abgelaufenen
Jahre verstorbenen langjährigen Mitgliedern des Kuratoriums, den Herren Dr. Friedrich Fechtner, Konservator
Max Rooses (Antwerpen) und Professor Rudolf von Weyr, sowie den Gründern Fürst Josef Adolf Schwar-
zenberg und Leopold von Lieben warme Worte der Erinnerung. Der Präsident brachte sodann zur Kenntnis des
Kuratoriums, daß die Gesellschaft aus Anlaß der Leipziger Buchgewerbe-Ausstellung durch die große sächsische
Staatsmedaille ausgezeichnet wurde und gab der Genugtuung darüber Ausdruck, daß trotz der Ungunst der Verhält-
nisse das Jahr 1914 ohne nennenswerte Verluste an Mitgliedern abgeschlossen werden konnte. Schließlich gedachte er
in patriotischen, von der Versammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Worten Sr. Majestät des Kaisers und
verwies auf das von der Gesellschaft herausgegebene Kinderbildnis des Kaisers nach Waldmüller, dessen erster
Druck vom Präsidenten und vom Obmann des Yerwaltungsrat.es in einer am 10. März gewährten Audienz Sr. Majestät
dem Kaiser unterbreitet wurde.

Der Obmann des Verwaltungsrates Hof rat Leisching erläuterte dann den unten abgedruckten Bericht des
Verwaltungsrates und berichtete über die graphischen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen des abgelaufenen
Jahres sowie über die für 1915 vorgesehenen Neuerscheinungen.

Hofrat Leisching sagte unter anderem, anknüpfend an seine Erörterung der Finanzlage der Gesellschaft,
folgendes: »Dank dieser vernünftigen, die Entwicklung und den Bestand der Gesellschaft sichernden Wirtschaft und
vor allem dank der künstlerischen, wissenschaftlichen und literarischen Leistungen hat sich die Gesellschaft, welche
in ihrer gegenwärtigen Form 45 Jahre besteht, seit jeher Achtung in der ganzen Welt erworben.

In diesem Zusammenhange wird es daher am Platze sein, eine Frage zu berühren, vor welche die Gesellschaft
seit ihrem Bestände noch nie gestellt war und die durch die gegenwärtigen Zeitereignisse nun in Erscheinung tritt,
nämlich die Frage nach dem Verhältnisse der Gesellschaft zur Internationalität. Die Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst ist als Wiener Gesellschaft im Hinblicke auf ihre Geschäfts- und Verhandlungssprache und hinsichtlich der
Sprache aller ihrer Veröffentlichungen selbstverständlich eine deutsche, aber ihre gesamte Arbeit ist aufgebaut auf
dem Prinzipe der Internationalität, welche ja auch in der Mitgliederliste und in der Liste des Kuratoriums zum Aus-
drucke kommt. Von unseren Mitgliedern gehört die Hälfte Österreich-Ungarn und die andere Hälfte dem
Auslande an, und zwar derart, daß */„ auf das Deutsche Reich und */s auf das heute feindliche oder neutrale
Ausland entfallen. Eine Reihe hervorragender gelehrter Mitarbeiter dieser letzteren Länder gehört persönlich oder in
Vertretung der von ihnen geleiteten wissenschaftlichen Institute teils in der Gruppe der Gewählten, teils in der
Gruppe der Gründer dem Kuratorium der Gesellschaft an, und es liegt uns selbstverständlich am Herzen, diese Mit-
arbeiter auf dem Boden gemeinsamer Arbeit uns zu erhalten. Wie in dieser Zusammensetzung der Mitgliederliste
und des Kuratoriums, so kommt noch in viel höherem Maße in unserer wissenschaftlichen und publizistischen Arbeit
über die graphische Kunst aller Zeiten und Völker jener höhere, die allgemeine Kultur umfassende Gesichtspunkt
satzungsgemäß zur Geltung. Und wenn wir auch in den letzten Heften der »Graphischen Künste« aus selbstverständ-
licher Rücksichtnahme auf den Krieg und wegen des erschwerten Verkehrs mit ausländischen künstlerischen und
literarischen Mitarbeitern das Österreichische und Deutsche besonders betont haben, und wenn auch nicht abzusehen
ist, wie die Wirkungen dieses Krieges sich geltend machen werden, so darf doch wohl namens des Verwaltungsrates
und auch im Sinne des Kuratoriums ausgesprochen werden, daß, wenn, wie wir alle hoffen und wünschen, die Be-
tonung und Geltendmachung der Kulturideale. welche über Staaten und Nationen stehen, wieder durchgesetzt werden
soll und kann, Gesellschaften wie die unsere dazu berufen sind, hiebei hervorragend mitzuhelfen«.
 
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