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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.3629#0004
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MITTEILUNGEN

DER

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.
BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE".

1917.

WIEN.

Nr. 1.

Studien und Forschungen.

Der Radierer und Holzschneider Hans Sebald Lautensack.

Mit einem einleitenden Kapitel über seinen Vater Paul Lautensack.

I. Paul Lautensack, der Vater des Künstlers.

Schon der Vater Hans Sebald Lautensacks war Maler. Zu Bamberg geboren, wirkte er mit kurzen Unter-
brechungen bis zu seinem Lebensende in Nürnberg, als Künstler zwischen Gotik und Dürer pendelnd, als Mensch
ein seltsamer theologischer Denker, dessen Schriften noch im XVIII. Jahrhundert Neuausgaben erlebt haben.

Obwohl künstlerisch von geringer Bedeutung, mag er vielleicht doch an dieser Stelle eine eingehendere Behandlung
erfahren. Sich mit ihm allein, in einer gesonderten Arbeit, zu beschäftigen, wäre kaum der Mühe wert. Aber in Ver-
bindung mit seinem Sohn erhält er immerhin einige Bedeutung. Erstens ist die Konstatierung seines Lebens für die
seines Sohnes nötig. Zweitens kann mit einem Katalog seiner Bilder seine Persönlichkeit ein für allemal umschrieben
werden. Und drittens wirft seine Persönlichkeit ein Licht auf die Erkenntnis seines höchst merkwürdigen Jahrhunderts.

Ältere Quellenschriftsteller, wie Neudörffer, Quadt von Kinkelbach, Sandrart, Doppelmayr, nennen ihn überhaupt
nicht. Neuere wie Füßli, Retberg, Nagler und andere geben sein Todesdatum verschieden an. Die einen nennen 10(31,
die andern 1558. Wir werden daher zwischen den beiden Angaben zu entscheiden haben.

1558 ist die richtige und festzuhaltende Angabe. Denn sie wird von dem Totenbuch in S. Sebald, lit. C, pag. 41,
angegeben. Über die näheren Umstände seines Todes meldet diese Quelle ebenfalls einiges, was im Verlauf dieses
Kapitels noch erzählt werden wird.

Ebenso läßt sich sein Geburtsdatum mit einer höchst wahrscheinlichen Sicherheit feststellen, und diese Feststellung
stimmt mit der Angabe Füßlis überein. 1552 hat ihn nämlich sein Sohn in Kupfer gestochen (B. 2) mit der Umschrift:
■ Paulus Lautensack der elter Maler zu Nurmberg, seines Alters im LXXIIIIJar«. Dasgibtalso — zurückgerechnet — 1 178.

Somit wäre sein Leben von 1478 bis 1558 festgelegt.

Die Hauptstaffeln seines Lebens können teilweise aus den Nürnberger Ratsverlässen, teilweise aus den Libri
litterarum, die im Nürnberger Stadtarchiv liegen, teilweise aus den Angaben seiner. Schriften festgestellt werden. 1528
mag er nach Nürnberg gekommen sein, dena die Ratsverlässe vom 13. Juli melden: »Paulus Lautensack soll man zu
bürget- annehmen, so feer er recht leiden mag«. Seine religiösen Umtriebe müssen aber schon in Bamberg begonnen
haben, denn gleich nach seiner Ankunft in Nürnberg gibt sein Gevatter Johannes Schwanhauser, der Prediger zu
St. Katharina, einen öffentlichen Traktat an ihn heraus, der eine Schrift des Paul widerlegen soll: »Vom Abendmahl
Christi. Dem Ersamen und weisen maister Paulus Lautensack, Maler und mitburger etwan zu Bamberg yetzunt zu
Nurmberg, meinem günstigen lieben gefatter«. Vielleicht mußte Paul wegen seiner revolutionären Ansichten über das
Abendmahl Bamberg verlassen.

Beinahe zwei Jahrhunderte spater ist diese Schrift Lautensacks mit der Entgegnung seines Gevatters neu heraus-
gegeben worden, oder man kann zumindest mit der allergrößten Wahrscheinlichkeit annehmen, daß es sich bei der uns
erhaltenen Neuausgabe um kein anderes Werk handelt, weil Titel und Autor übereinstimmen. Der vollständige Titel
derNeuausgabe lautet: De Pauli Lautensack Fanatici Norimbergensis Fatis et PlacitisSchediasmaHistorico-Theologicum,
cui accessit Joannis Schvvanhauseri Praeconis Evangelii Bamberg, et Norimberg ad eundem Lautensackium Epistola de
 
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