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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.3629#0011
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II. Das Leben Hans Sobald Lautensacks.

Neudörfer,1 Quadt von Kinkelbach,2 Sandrart,8 Doppelmayr sprechen von Lautensack eigentlich gar nicht, nur
Kinkelbach erwähnt ihn und meint, daß er um das Jahr 1507 geboren sei. Einige der späteren Schriftsteller nehmen
ebenfalls dieses Datum auf, so Seubert, während Füßli das Jahr 1508 anfuhrt. Andere der späteren Schriftsteller aber,
wie Imhof,' Janitschek, Wessely, Kristeller, nehmen als sein Geburtsdatum das Jahr 1524 an, was einen Unterschied
von 17 Jahren bedeutet. Bartsch nennt sein Geburtsdatum überhaupt nicht, teilt nur mit, daß sich die Tätigkeit des
Künstlers über die Jahre 1544 bis 1560 erstreckt habe.

Nun aber enthält das Oeuvre des Meisters ein Selbstporträt aus dem Jahre 1554 (B. 1), auf welchem sich die
Angabe findet, daß es im MO. Lebensjahr des Dargestellten aufgenommen wurde. Das ergibt, zurückgerechnet, das Jahr
1 524. Man wird dieses Jahr also wohl als unzweifelhaftes Geburtsjahr anzusehen haben. Nagler spricht wohl von dieser
Tatsache, schreibt aber, daß diese Angabe handschriftlich auf dem Blatte angebracht, daher zweifelhaft sei. Davon
kann aber keine Rede sein. Es handelt sich hier wohl um einen Irrtum.

Das Jahr seines Todes wird uns von Schlager'1 mit 1563 angegeben, ebenso von Janitschek, Wessely, Kristeller.
Seubert nennt 1560; aus welcher Quelle erschöpft, ist unklar. Letztere Angabe ist auf alle Fälle falsch. Denn wir
besitzen von Lautensack eine Porträtradierung noch aus dem Jahre 1561. Es ist das Bild des Franz Straub (siehe
Katalog Nr. 53). Es ist die letzte Radierung des Künstlers. So erscheint 1563 sehr glaubhaft. Jedenfalls ist das Todes-
jahr vor 1566 anzusetzen. Denn in einer »Aufzeichnung über ein vergleichung und austhailung etlicher neuer unver-
wisner Schuldenposten von weiland kaiser Ferdinanden zwischen Kaiser Maximilian II. und den F'.rzherzogen Ferdinand
und Karl findet sich auch folgender Posten im Anteile Maximilians II.: »Barbara, weiland Hannsen Lautensagks,
gewesnen maiers, nachgelassen Wittib, für ir anforderung aines ausstands, von weiland der negstabgeleibten kais. maj.

herruerend, verordnet 20 gülden, id est......20 IL« Diese Notiz ist vom 6. Jänner 1566. Wir haben daher das Leben

Lautensacks zwischen 1524 und ungefähr 1563 anzusetzen.

Da sein Vater erst 1528 nach Nürnberg gekommen ist, wird man als seine höchstwahrscheinliche Geburtsstadt
Bamberg annehmen dürfen. Da er die letzten Jahre seines Lebens in Wien ansässig und in Diensten Kaiser Ferdinands
war, und da auch — wie wir gelesen — seine Witwe dort verblieb, so nehmen wir Wien mit Sicherheit als seine
Sterbestadt an.

LIrsprünglich ist er in Nürnberg tätig gewesen. Ob er in der Werkstatt seines Vaters gearbeitet hat, darüber ist
uns nicht berichtet. Da Weigeli ihn als »nicht trivialen Maler« nennt, kann man vielleicht annehmen, daß er in Nürnberg
Bilder verfertigt hat, und es ist dann naheliegend, daß er dem Vater bei der Arbeit an den bestellten Altartafeln einen
Gesellen stellte. Allem Anschein nach hat er ja in Wien die Malerei aufgegeben, und es wird sich daher sein Ruf als Maler
noch auf seinen Nürnberger Aufenthalt beziehen. Wann er endgültig nach Wien übersiedelt ist, läßt sich nicht sagen.
In den Stadtrechnungen von Nürnberg findet sich vom 3. Mai 1550 die Notiz, daß er 1 Pfund neu 1 Schilling Nachsteuer
von 10 Gulden in Aufgebung seines Bürgerrechten■< gezahlt hat. Wahrscheinlich ist er also schon damals \ on Nürnberg
fortgezogen, muß aber doch bald zurückgekehrt sein, aus welchen Gründen wissen wir nicht. Denn 1552, am 21. März,
erhält er vom Rat ein Geschenk von 50 fl„ weil er -die stat Nürnberg mit großem Fleyss abgeryssen und conterfett,
auch meinen Herrn durch ein supplication ain zierlig ausgestrichenes, und ainem jeden Herrn insonderhait ain unaus-
gestrichens exemplar vereert und dediciert« hat. Es handelt sich hierum die großen Ansichten von Nürnberg, die sich
noch in seinem Oeuvre finden und nach der Natur gezeichnet sind. Er hat sie also in Nürnberg selbst gemacht, und da
der Ratschreiber keineswegs erwähnt, daß es sich um einen außerhalb Nürnbergs wohnenden Maler handelt, so ist er
wahrscheinlich 1552 dort gewesen. Wie lange er seit 1550 fort war und wo, bleibt unbekannt. Welleicht daß er schon
damals nach Wien zog, um eine bestellte Arbeit zu leisten, mit der Absicht, sich dauernd hier niederzulassen, und daß
er, aus Mangel an Aufträgen, noch einmal nach Nürnberg zurückkam. Das sind Möglichkeiten, die jedoch nur genannt
und nicht behauptet werden sollen. Ebensogut könnte er ja auch in eine andere Stadt gezogen sein.

Wann er dann endgültig nach Wien übersiedelte, läßt sich beiläufig feststellen. Wir haben gesehen, daß er 1552 —

allem Anschein nach — noch in Nürnberg war. Eine Hofzahlamtsrechnung aus dem Jahre 1554 (4(3. August) nennt ihn

maller und burger zu Nüernberg«, während ihn eine zweite aus dem Jahre 1550 (20. August) nur mehr als den »Römisch

khgl. maj. etc. antiquitetabconterfetter« bezeichnet. Man darf nun vielleicht annehmen, daß dazwischen, vielleicht 1555.

um ihn nach einer zufriedenstellenden Leistung zum »Antiquitetabconterfetter« zu ernennen, womit seine Position in
Wien gesichert war. Seine Aufgabe war es, »die haidnischen phening in khupfer abreissen und zum druckt) darbringen«,

1 Nachrichten über Künstler und Werkleule. Herausgegeben von Lochner. Quellenschriften v.uv Kunstgeschichte. Band X.

2 Teutscher Nation Herligkeit. Köln, 160'J.

'■' Teutsche Akademie. Nürnberg, 1675—79.

-r Hans, Sebald Lautensacks Ansichten von Nürnberg (Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt \m nbei g, ^. Hell. 1880)

5 J. Schlager im Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen, [II, S. 737 ff.
 
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