Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1917

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.3629#0049
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 46 —

Moritz von Schwinds« in der Berliner Nationalgalerie 1904: »Heilige mit Palmzweig«1 und »Christus und Heiliger«,2
beide ebenfalls aus dem Besitze des Großherzoglichen Museums zu Darmstadt.11

III. (Sonneberg).

Für die neue, von Karl Heideloff erbaute evangelische Kirche zu Sonneberg in Thüringen entwarf Schwind im
Auftrage des damaligen Erbprinzen von Sachsen-Meiningen drei Kartone (Verklärung Christi, Jünger zu Emaus und
Taufe Christi). Bei der Verklärung schloß er sich, nach Führich (S. 87) auf Wunsch des Bestellers, aufs engste an die
berühmte Komposition Fra Angelicos an, was auch eine Mitteilung seines Schülers Eduard Ille in seinem Nachruf auf
Schwind4 bekräftigt. Der Irrtum Illes, der dabei statt der Sonneberger Kirche die Glasgower Kathedrale nennt, ist
leicht erklärlich, da Schwind ungefähr gleichzeitig mit seinem ersten Fenster für Glasgow (s. u.) beschäftigt war. »Im
Februar 1859«, schreibt Führich a. a. 0., »waren beide Arbeiten in den Cartons fertig«. Die einzige und sozusagen
unausgesprochene Erwähnung der Sonneberger Kartone in einem Briefe Schwinds erfolgt denn auch gleichzeitig mit
einer Nachricht über die ersten Glasgower Kartone (s. u.).

Nach freundlicher Mitteilung Gustav Glücks besitzen Schwinds Tochter und Schwiegersohn Frau Helene und
Herr Professor Paul von Ravenstein in Karlsruhe eine Aquarellskizze zu den drei Sonneberger Fenstern. Die Kartone
selbst sollen sich gegenwärtig in der Industrieschule (?) zu Sonneberg befinden.

IV. (Glasgow).

Vor uns liegt ein stattlicher Folioband mit dem Titel: The Painted Windows of Glasgow Cathedral. A Series of
lorty-three Photographs, taken by Thomas Annan. (Glasgow: p'ublished by Thomas Annan, Photographer .... 1867).
Die vom April 1867 datierte Vorrede — außer ihr und einer Widmung hat das Werk keinen Text — lautet (mit einigen,
Kürzungen) wie folgt: »The people of Glasgow are justly proud of their Cathedral; it was saved by them from destruc-
tion, when other ecclesiastical edifices of the same description in Scotland were cast to the ground. Thus preserved,
the Cathedral has of late years been carefully restored ... On the completion of the repairs, it was suggested by
Mr. Matheson, architect to Her Majesty's Board of Works in Scotland, that the Windows should be filled with painted
glass. Negotiations were commenced with this object, and . . . a Committee of noblemen and gentlemen was
appointed, and it was resolved at a meeting of Subscribers that a harmonious plan of illustration, suggested by the
secretary of the Committee, should be carried out. The Committee, after much inquiry and deliberation, resolved to
infamst the whole of the Windows to the Royal establishment for Glass-painting at Munich, and some of the leadings
artists of Munich school agreed to supply designs. The flrst of the Series of painted Windows, in the western front,
was finished and placed in November, 1859; and, in October, 1864 the whole of those in the nave and choir were
completed, containing one hundred and twenty-three Bible subjects, designed by ten artists of reputation . . . The
names of the artists are appended to the photographs, and those of Heinrich von Hess, Mauritz von Schwinde [so!],
and Johann von Schraudolph,5 may be specially noticed . . . The Veteran Chevalier Maximilian Ainmiller, archi-
tectural painter, inspector of the Royal Glass-painting establishment of Munich, composed the ornamental portions,
and directed the entire execution of the work in glass . . . The Windows indoubtedly constitute the greatest work
of the kind undertaken in Great Britain, excelling all others in the completeness of the plan, and the unity of purpose
with which it has been carried out.«

Die hier nach Annans Photographien gegebenen Abbildungen, so unvollkommen sie auch ausgefallen sind und
vielleicht ausfallen mußten, werden helfen, den Sachverhalt von Schwinds Arbeiten für die Glasgower Kirchenfenster
klarzustellen.

Schwind hat zwei Fenster für Glasgow gezeichnet. Die vier Darstellungen des ersten Fensters sind: Moses mit
den Gesetzestafeln, Israel geht mit der Bundeslade trockenen Fußes durch den Jordan, die Einweihung des Tempels
durch Salomo und die trauernden Juden in Babylon. Nach Führich (S. 86 f.) wurden die Farbenkartone für dieses
Fenster im Herbst 1858 begonnen und waren, wie wir oben schon gehört haben, im Februar 1859 fertig. Damit ver-
gleiche man den Brief Schwinds an Hähnel vom 1. Juni 1859: »Es ist nichts fertig, was des Schickens werth wäre,
obgleich ich seit Vollendung der sieben Raben ziemlich fleißig war. Sieben6 Cartons für Glasmalereien, worunter,
komisch genug, auch die trauernden Juden vorkommen, kosten schon eine hübsche Zeit. Seit Ostern arbeite ich aus-

1 Jedenfalls die »Maria« auf S. 313 des erwähnten Bandes der »Klassiker der Kunst«.

2 Nach den angegebenen Maßen doppelt so breit als die anderen Kartone; vielleicht ist der »Heilige« der bei Führich usw. angeführte
»Johannes«.

3 Hier wäre der Zeit nach allenfalls einzureihen der bei H. Holland (Moritz von Schwind, Stuttgart 1873) S. 181 angeführte, um 1855 »für den
seltsamen Glasmaler Mittermaier zu Lauingen« gezeichnete »Carton mit dem heiligen Leonhard«.

* Im 31. Bd. des Oberbayerischen Archivs (1871), S. 78.

6 Die übrigen Namen sind : Heinrich Ainmiller (ein Sohn Max Emanuels), Georg Fortner, Franz Fries, Claudius Schraudolph, Engelbert
Seibertz und Alexander Strähuber.

6 Davon drei für Sonneberg, vgl. oben.
 
Annotationen