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der Figur des Hohenpriesters ist ebenfalls im Besitz des Cassianeums und in den »Klassikern der Kunst« a. a. 0.
S. 386 abgebildet.1
V. (London).
Im November 1863 berichtet die »Bayerische Zeitung« (Nr. 318, S. 1009): »Die Cartons, welche ... Moriz von
Schwind vor nicht langer Zeit für die Kathedrale in Glasgow zeichnete, . . . fanden in England so außerordentlichen Bei-
fall, daß derselbe Meister kürzlich eingeladen wurde, eine Reihe von zehn Cartons für ein großes Fenster in der neuerbauten
dem heiligen Michael und allen Engeln geweihten Kirche zu London herzustellen. Auch sie werden unter der Leitung
des k. Inspektors v. Ammüller in der Glasmalerei-Anstalt dahier ausgeführt werden. Professor von Schwind beschäftigt
sich gegenwärtig mit der Lösung dieser Aufgabe, wobei sein Genius indeß durch ebenso bestimmte als eingehende
Weisungen Seitens der betreffenden Kirchenverwaltung an freier Gestaltung mehr als wünschenswerth gehindert ist.
Abgesehen davon, daß es ihm nicht gegönnt war, den gegebenen Gesammtraum durch Eine Composition auszufüllen,
beschränken ihn auch die architektonischen Gliederungen des Fensters aufs Äußerste. Aber gerade darin scheint fin-
den Künstler ein eigentlicher Reiz zu liegen und es ist für den Beschauer ein großer Genuß zu sehen, wie Schwind
in dem Raum von etwa sechs Fuß Höhe und nicht zwei Fuß Breite seine Gedanken mit der größten Klarheit entwickelte«.
Es folgt dann eine Aufzählung der zehn Kartone, aus der ganz unzweifelhaft hervorgeht, daß diese Arbeit dieselbe ist
wie das von Führich (S. 91 ff., vgl. auch S. 94) beschriebene »große fünfgliederige Kirchenfenster mit correspondirenden
Darstellungen aus der Geschichte der Engel im alten und neuen Testamente, dessen Cartons auch durch die Photo-
graphie vervielfältigt sind-.'- Unsere Abbildungen sind nach diesen alten, sehr seltenen Photographien hergestellt;
bedauerlicherweise konnten wir nur eines unvollständigen Exemplars habhaft werden, so daß eine Darstellung fehlt.
Die zehn Kompositionen, in zwei Reihen von je fünf Bildern übereinander angeordnet, behandeln (von links nach rechts)
folgende Vorwürfe: Die drei Engel verheißen Abraham die Gehurt eines Sohnes, darüber Maria Verkündigung; die
Opferung Isaks, darüber die Verkündigung der Gehurt des Erlösers an die Hirten; der Erzengel Michael verteidigt den
Leichnam Mosis gegen den Teufel, darüber die Auferstehung Jesu; Jakobs Traum von der Himmelsleiter, darüber
Christus auf dem Ölberg; Josua und der Fürst über das Heer des Herrn im Läget vor Jericho, darüber die Frauen am
Grabe Jesu.
Nach Führich ist das Fenster während der zwei Jahre der Reichenhaller Arbeiten, also 1862 und 1863 entstanden.
In einer Anmerkung sagt er noch: »Das Spruchband3 eines Engels trägt die Jahreszahl 1863«. Fr. Haack dagegen, der
in seinem »Schwind- (Knackfuß' Künstler-Monographien, 31. Bd.) als Erster zwei der Kartone, nach den Photographien,
abgebildet hat, glaubt zu lesen »September 1862«. Aus den Briefen Schwinds können nur zwei Stellen herangezogen
werden, die eine vom 3. November 1862 an Schädel: »Nebst zehn großen biblischen Figuren für Glasmalereien nach
Glasgow [s. oben] — zehn Compositionen für Glasmalereien nach London — ist im Laufe der Zeit die bewußte
Sammlung lyrischer Lieder [Reisebilder] bis gegen 40 angewachsen« — und die zweite vom 8. November 1863 an
denselben: »Von der Kirchen Arbeit [in Reichenhall] bin ich recht müd nachHaus gekommen, und habe seitdem nichts
gemacht als 5 alt und 5 neutestamentliche Compositionen für ein gemaltes Fenster in eine neue Kirche in London«.
Name und Lage dieser Kirche festzustellen, hat bisher nicht gelingen wollen.1 A. Trosl.
1 Dagegen ist die an demselben Orte abgebildete .Madonna, wenn überhaupt von Schwind, sicher nicht für Glasgow gezeichnet.
- Leider ist hier einmal Führichs Darstellung nicht klar. Es scheint ihm unbekannt geblieben zu sein, daß dieses Fenster für eine Kirche in
London bestimmt war, und er spricht daher noch von einem (anderen) im Winter 1861/62 komponierten Fenster für London.
:i Gemeint ist die Notenrolle des singenden Engels auf »Jakobs Traum«.
4 Etwa St. .Mary of the Angels, Westmoreland Road. Bayswatei ?
Verzeichnis der Porträtminiaturen der Sammlung der Fi
iirstin
Melanie Metternich.1
Die meisten Bilder sind mit dem Namen der dargestellten Person, und in der Regel von dieser selbst eigenhändig, bezeichnet, ebenso ist auf
der Mehrzahl derselben das Datum beigeschrieben. Auch der Namenszug des Malers fehlt selten. Bisweilen ist auch diesem wenigstens die Jahreszahl
beigesetzt. Von den wenigen Bildnissen, die ohne Namen sind oder deren Unterschrift mir zu entziffern nicht gelungen ist und deren Identität nicht
auch ohnedies festzustellen war, sind die hinsichtlich der Persönlichkeit oder der künstlerischen Ausführung bedeutenderen in einem Anhang zusammen-
gestellt. Im ganzen blieb so nur etwa ein halbes Dutzend von Bildern unberücksichtigt. Die literarischen Angaben beschränken sich meist auf Hin-
weise auf Wurzbach, die Allgemeine Deutsche Biographie (A.D. B,), die Nouvelle Biographie generale ed. Hoefer (Paris, Firmin Didot, 1S57 f.) und das
Dictionary of National Biography ed. Leslie Stephen (I 885 f.), auf die Gothaischen Taschenbücher und das österreichische Hof- und Staatshandbuch;
die Ergänzungen dazu erstreben durchaus nicht bibliographische Vollständigkeit. Aus den Tagebüchern der Fürstin Melanie M. (Tgb. F. M.) in den
l Vgl. Graphische Künste, 1917, S. 71 ff.
der Figur des Hohenpriesters ist ebenfalls im Besitz des Cassianeums und in den »Klassikern der Kunst« a. a. 0.
S. 386 abgebildet.1
V. (London).
Im November 1863 berichtet die »Bayerische Zeitung« (Nr. 318, S. 1009): »Die Cartons, welche ... Moriz von
Schwind vor nicht langer Zeit für die Kathedrale in Glasgow zeichnete, . . . fanden in England so außerordentlichen Bei-
fall, daß derselbe Meister kürzlich eingeladen wurde, eine Reihe von zehn Cartons für ein großes Fenster in der neuerbauten
dem heiligen Michael und allen Engeln geweihten Kirche zu London herzustellen. Auch sie werden unter der Leitung
des k. Inspektors v. Ammüller in der Glasmalerei-Anstalt dahier ausgeführt werden. Professor von Schwind beschäftigt
sich gegenwärtig mit der Lösung dieser Aufgabe, wobei sein Genius indeß durch ebenso bestimmte als eingehende
Weisungen Seitens der betreffenden Kirchenverwaltung an freier Gestaltung mehr als wünschenswerth gehindert ist.
Abgesehen davon, daß es ihm nicht gegönnt war, den gegebenen Gesammtraum durch Eine Composition auszufüllen,
beschränken ihn auch die architektonischen Gliederungen des Fensters aufs Äußerste. Aber gerade darin scheint fin-
den Künstler ein eigentlicher Reiz zu liegen und es ist für den Beschauer ein großer Genuß zu sehen, wie Schwind
in dem Raum von etwa sechs Fuß Höhe und nicht zwei Fuß Breite seine Gedanken mit der größten Klarheit entwickelte«.
Es folgt dann eine Aufzählung der zehn Kartone, aus der ganz unzweifelhaft hervorgeht, daß diese Arbeit dieselbe ist
wie das von Führich (S. 91 ff., vgl. auch S. 94) beschriebene »große fünfgliederige Kirchenfenster mit correspondirenden
Darstellungen aus der Geschichte der Engel im alten und neuen Testamente, dessen Cartons auch durch die Photo-
graphie vervielfältigt sind-.'- Unsere Abbildungen sind nach diesen alten, sehr seltenen Photographien hergestellt;
bedauerlicherweise konnten wir nur eines unvollständigen Exemplars habhaft werden, so daß eine Darstellung fehlt.
Die zehn Kompositionen, in zwei Reihen von je fünf Bildern übereinander angeordnet, behandeln (von links nach rechts)
folgende Vorwürfe: Die drei Engel verheißen Abraham die Gehurt eines Sohnes, darüber Maria Verkündigung; die
Opferung Isaks, darüber die Verkündigung der Gehurt des Erlösers an die Hirten; der Erzengel Michael verteidigt den
Leichnam Mosis gegen den Teufel, darüber die Auferstehung Jesu; Jakobs Traum von der Himmelsleiter, darüber
Christus auf dem Ölberg; Josua und der Fürst über das Heer des Herrn im Läget vor Jericho, darüber die Frauen am
Grabe Jesu.
Nach Führich ist das Fenster während der zwei Jahre der Reichenhaller Arbeiten, also 1862 und 1863 entstanden.
In einer Anmerkung sagt er noch: »Das Spruchband3 eines Engels trägt die Jahreszahl 1863«. Fr. Haack dagegen, der
in seinem »Schwind- (Knackfuß' Künstler-Monographien, 31. Bd.) als Erster zwei der Kartone, nach den Photographien,
abgebildet hat, glaubt zu lesen »September 1862«. Aus den Briefen Schwinds können nur zwei Stellen herangezogen
werden, die eine vom 3. November 1862 an Schädel: »Nebst zehn großen biblischen Figuren für Glasmalereien nach
Glasgow [s. oben] — zehn Compositionen für Glasmalereien nach London — ist im Laufe der Zeit die bewußte
Sammlung lyrischer Lieder [Reisebilder] bis gegen 40 angewachsen« — und die zweite vom 8. November 1863 an
denselben: »Von der Kirchen Arbeit [in Reichenhall] bin ich recht müd nachHaus gekommen, und habe seitdem nichts
gemacht als 5 alt und 5 neutestamentliche Compositionen für ein gemaltes Fenster in eine neue Kirche in London«.
Name und Lage dieser Kirche festzustellen, hat bisher nicht gelingen wollen.1 A. Trosl.
1 Dagegen ist die an demselben Orte abgebildete .Madonna, wenn überhaupt von Schwind, sicher nicht für Glasgow gezeichnet.
- Leider ist hier einmal Führichs Darstellung nicht klar. Es scheint ihm unbekannt geblieben zu sein, daß dieses Fenster für eine Kirche in
London bestimmt war, und er spricht daher noch von einem (anderen) im Winter 1861/62 komponierten Fenster für London.
:i Gemeint ist die Notenrolle des singenden Engels auf »Jakobs Traum«.
4 Etwa St. .Mary of the Angels, Westmoreland Road. Bayswatei ?
Verzeichnis der Porträtminiaturen der Sammlung der Fi
iirstin
Melanie Metternich.1
Die meisten Bilder sind mit dem Namen der dargestellten Person, und in der Regel von dieser selbst eigenhändig, bezeichnet, ebenso ist auf
der Mehrzahl derselben das Datum beigeschrieben. Auch der Namenszug des Malers fehlt selten. Bisweilen ist auch diesem wenigstens die Jahreszahl
beigesetzt. Von den wenigen Bildnissen, die ohne Namen sind oder deren Unterschrift mir zu entziffern nicht gelungen ist und deren Identität nicht
auch ohnedies festzustellen war, sind die hinsichtlich der Persönlichkeit oder der künstlerischen Ausführung bedeutenderen in einem Anhang zusammen-
gestellt. Im ganzen blieb so nur etwa ein halbes Dutzend von Bildern unberücksichtigt. Die literarischen Angaben beschränken sich meist auf Hin-
weise auf Wurzbach, die Allgemeine Deutsche Biographie (A.D. B,), die Nouvelle Biographie generale ed. Hoefer (Paris, Firmin Didot, 1S57 f.) und das
Dictionary of National Biography ed. Leslie Stephen (I 885 f.), auf die Gothaischen Taschenbücher und das österreichische Hof- und Staatshandbuch;
die Ergänzungen dazu erstreben durchaus nicht bibliographische Vollständigkeit. Aus den Tagebüchern der Fürstin Melanie M. (Tgb. F. M.) in den
l Vgl. Graphische Künste, 1917, S. 71 ff.