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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.3682#0015
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Notizen über holländische Zeichner des XVI. Jahrhunderts.1

III. Jan Swart van Groningen.

Unter den holländischen Künstlern aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts verdient vor allem Jan Swart
van Groningen den Namen eines Zeichners. Seine Gemälde sind auffallend selten. Bisher sind nur zwei Bilder seiner
Hand, die Predigt Johannes des Täufers in der Münchner Pinakothek und die Anbetung der Könige im Antvverpner
Museum, allgemein anerkannt. Beide stammen aus den zwanziger Jahren, in letzterem ist ein starker Einfluß des
Lucas van Leyden erkennbar. Ein drittes Gemälde, die Taufe Christi im Berliner Museum, gehört wohl dem vierten
Jahrzehnt des Jahrhunderts an. Mit Ludwig Burchard möchte ich es auf Grund der Typen nicht Jan van Scorel, sondern
gleichfalls Jan Swart zuschreiben. Zahlreicher sind seine Holzschnitte. Infolge des sehr unterschiedlichen Könnens der
Holzschneider sind diese qualitativ sehr verschieden. Nur einzelne Schöpfungen dieser Art wie die berühmte Schiffs-
predigt Christi, wie der Johannes auf Patmos2 und die Mahlzeit des Reichen3 geben ein klares Bild vom Können
Jan Swarts. Die über Gebühr gerühmten Illustrationen zur Vorstermannschen Bibel von 1528 würden verleiten, den
Künstler für einen ziemlich geistlosen Kompilator zu halten, wären nicht die Holzschnitte des Lucas van Leyden im
selben Buche von ebenso geringer Qualität. In seinem Hauptberufe scheint der Künstler Zeichner gewesen zu sein.
Die ziemlich bedeutende Anzahl von Federzeichnungen seiner Hand, die auf uns gekommen ist, besteht mit einer
einzigen Ausnahme aus geschlossenen bildmäßigen Kompositionen. Wie bei den Zeichnungen des Pieter Cornelisz
scheint es sich fast ausschließlich um Vorzeichnungen für Glasscheiben— vielleicht vereinzelt auch für Holzreliefs1 —

zu handeln. Seine Auftrag-
geber scheinen in erster
Linie reiche Bürgersleute
gewesen zu sein, befindet
sich doch unter den Zeich-
nungen keine einzige, die
für ein kirchliches Glas-
fenster bestimmt zu sein
scheint. Obwohl die meisten
Darstellungen dem Alten
und Neuen Testament und
den heiligenLegenden ent-
nommen sind und nur ver-
einzelt weltliche Themen
aus der antiken Götterwelt
oderMonatsbilder und sym-
bolische Gegenstände vor-
kommen, eignet sich doch
weder das kleine Format
der vorhandenen Scheiben
und Scheibenrisse noch die
detaillierte Art der Schil-

Abb. 1. Jan Swart, Kabinettscheibe. Wien Österreichisches Museum.

1 Vgl. diese »Mitteilungen«,
1915, Nr. 2, S. 25 ff. und 1916,
Nr. 1, S. 4 ff.

2 Abgebildet in meinem Auf-
satz: Die niederländische Land-
schaftsmalerei von Patinir bis
Bruegel, Jahrbuch der kunst-
historischen Sammlungen d.Aller-
höchsten Kaiserhauses, XXXIV.

3 Abgebildet bei Beets, Oud-
Holland, 1014, PI. IV.

4 Beets schreibt,in dem zi-
tierten Aufsatz Jan Swart drei
Hochreliefs des Nederlandsch
Museum zu Amsterdam zu. Sie
sind möglicherweise wirklich nach
Visierungen dieses Künstlers ge-
schnitzt.

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