Abb. 6. Jan Swart, Die Äbren lesende Ruth. (Kat.-Nr. 69).
Wien, Albertina.
Abb. 7. Jan Swart, Scheibeniiß. (Kat.-Nr. 40).
London, Britisches Museum.
(Abb. 9), wie die Frau vor dem Fürsten bei Nebehey, das zweite signierte Blatt des Meisters (Abb. 10), die Gastmähler
in Amsterdam und Rotterdam und der reiche Prasser in Amsterdam.1 Es ist anzunehmen, daß diese Zeichnungen
bereits in die Zeit nach der durch Karel van Mander beglaubigten italienischen Reise des Künstlers fallen. Vor allem die
klassisch ruhige und einfache Architektur, die in striktem Gegensatz steht zu den phantastischen Gebilden der ersten
Romanisten, spricht für eine Kenntnis Italiens aus eigenem Augenschein. Auch die Figuren haben eine einfach ruhige
Haltung, eine Klarheit des Konturs, eine Ausgeglichenheit der Bewegung, einen Fluß des Faltenstils, die wohl auf Swarts
venezianischen Aufenthalt zurückzuführen sind.2
Bereits in den Werken der zwanziger Jahre war die unbeholfene Linienführung der Frühwerke verschwunden
und der Kontur lang, fest und sicher gezogen, mußte er doch dem Glasmaler als sicherster Anhaltspunkt dienen. In
den dreißiger Jahren steigert sich noch die reinliche Sauberkeit der Zeichnung. Der Stil wird stets klarer und einfacher,
aber auch nüchterner. Nebendinge werden weggelassen, die Landschaft verliert immer mehr an Bedeutung. Der
verlorene Sohn bei Nebehey (Abb. 11), die Circezeichnung in Weimar und die Leipziger Tobiasfolge (Abb. 13) sind
besonders klare Beispiele des beginnenden Spätstils.
Noch etwas später dürften einige Zeichnungen entstanden sein, die erneuten italienischen Einfluß aufweisen und
in anderer Technik dargestellt sind. An Stelle der sorgsam geführten Umrißzeichnungen mit vorsichtigen Lavierungen
treten breit getuschte und weiß gehöhte Blätter auf dunklem Grund. Die Gewandung — man vergleiche die Begegnung
(Abb. 12) und das Gastmahl in Berlin — wird reicher und bauschiger, die Bewegungen — man sehe die Londoner
Kindermordszenen (Abb. 14) — werden lebhafter und ausladender. Letzterem Blatt — das man sich eher als Kompositions-
entwurf als als Scheibenriß denken möchte — haftet vor allem in den kleinen Figuren des Hintergrundes etwas stark
Skizzenhaftes an. Den Schlußpunkt der Entwicklung bilden dann die Berliner Eisenstiche,3 die die stark konturierende
Art der ersten nachitalienischen Zeit mit der tiefschattenden Manier der Spätzeit verbinden.
1 Die von Beets (a.o.O-, PL VIII) als Swart publizierte Epiphanie imTeyler-Museum zu Haarlem rührt von einem anderen Romanisten um 1540 her.
Ebenso ist der Triumph des JacobusCastricus ausderListederHoIzsehnitteSwarts zu streichen. Das sicher von einem Antwerpner Künstler herrührende
Blatt wurde in jüngster Zeit von Friedländer (Jahrbuch der Kgl. preuß. Kunstsammlungen, XXXVIII, S. 83) dem Pieter Coecke van Alost zugeschrieben.
2 Die von Beets, a. a. 0., aufgestellten Beziehungen zu spaten Holzschnitten Jörg Brets beruhen auf bloßem Zeitstil.
3 Siehe L. Burchard in diesen Mitteilungen, 1914, S. 1 f. Ein Stich ist 1553 datiert
15
Wien, Albertina.
Abb. 7. Jan Swart, Scheibeniiß. (Kat.-Nr. 40).
London, Britisches Museum.
(Abb. 9), wie die Frau vor dem Fürsten bei Nebehey, das zweite signierte Blatt des Meisters (Abb. 10), die Gastmähler
in Amsterdam und Rotterdam und der reiche Prasser in Amsterdam.1 Es ist anzunehmen, daß diese Zeichnungen
bereits in die Zeit nach der durch Karel van Mander beglaubigten italienischen Reise des Künstlers fallen. Vor allem die
klassisch ruhige und einfache Architektur, die in striktem Gegensatz steht zu den phantastischen Gebilden der ersten
Romanisten, spricht für eine Kenntnis Italiens aus eigenem Augenschein. Auch die Figuren haben eine einfach ruhige
Haltung, eine Klarheit des Konturs, eine Ausgeglichenheit der Bewegung, einen Fluß des Faltenstils, die wohl auf Swarts
venezianischen Aufenthalt zurückzuführen sind.2
Bereits in den Werken der zwanziger Jahre war die unbeholfene Linienführung der Frühwerke verschwunden
und der Kontur lang, fest und sicher gezogen, mußte er doch dem Glasmaler als sicherster Anhaltspunkt dienen. In
den dreißiger Jahren steigert sich noch die reinliche Sauberkeit der Zeichnung. Der Stil wird stets klarer und einfacher,
aber auch nüchterner. Nebendinge werden weggelassen, die Landschaft verliert immer mehr an Bedeutung. Der
verlorene Sohn bei Nebehey (Abb. 11), die Circezeichnung in Weimar und die Leipziger Tobiasfolge (Abb. 13) sind
besonders klare Beispiele des beginnenden Spätstils.
Noch etwas später dürften einige Zeichnungen entstanden sein, die erneuten italienischen Einfluß aufweisen und
in anderer Technik dargestellt sind. An Stelle der sorgsam geführten Umrißzeichnungen mit vorsichtigen Lavierungen
treten breit getuschte und weiß gehöhte Blätter auf dunklem Grund. Die Gewandung — man vergleiche die Begegnung
(Abb. 12) und das Gastmahl in Berlin — wird reicher und bauschiger, die Bewegungen — man sehe die Londoner
Kindermordszenen (Abb. 14) — werden lebhafter und ausladender. Letzterem Blatt — das man sich eher als Kompositions-
entwurf als als Scheibenriß denken möchte — haftet vor allem in den kleinen Figuren des Hintergrundes etwas stark
Skizzenhaftes an. Den Schlußpunkt der Entwicklung bilden dann die Berliner Eisenstiche,3 die die stark konturierende
Art der ersten nachitalienischen Zeit mit der tiefschattenden Manier der Spätzeit verbinden.
1 Die von Beets (a.o.O-, PL VIII) als Swart publizierte Epiphanie imTeyler-Museum zu Haarlem rührt von einem anderen Romanisten um 1540 her.
Ebenso ist der Triumph des JacobusCastricus ausderListederHoIzsehnitteSwarts zu streichen. Das sicher von einem Antwerpner Künstler herrührende
Blatt wurde in jüngster Zeit von Friedländer (Jahrbuch der Kgl. preuß. Kunstsammlungen, XXXVIII, S. 83) dem Pieter Coecke van Alost zugeschrieben.
2 Die von Beets, a. a. 0., aufgestellten Beziehungen zu spaten Holzschnitten Jörg Brets beruhen auf bloßem Zeitstil.
3 Siehe L. Burchard in diesen Mitteilungen, 1914, S. 1 f. Ein Stich ist 1553 datiert
15