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Abb. 4. J. W. Baur, Perseus und Phineus. Radierung.
Kardinals Aldobrandini in Frascati zu Nr. 34, Wasserkunst in Frascati zu 38, Fontana in dem Lustgarten Monte Dragone
zu 37, Lusthof des Großherzogs von Florenz zu Livorno zu 33, Fontäne in dem Lustgarten des Kardinals von Medici
zu 31, Prospekt von Zypressen in der Vigna des Kardinals Mont Alto zu 32, Prospekt zu Rom in dem Lustgarten des
Kardinals Mont Alto zu 35 und Platz zu Napoli an dem Meer, wo die Ciarletani feilhaben, zu 36 — sind nicht mit den
anderen Blättern verschollen, sondern in der oben angegebenen Reihenfolge in dem zweiten Klebeband der Liechten-
steinschen Bibliothek erhalten. (Abb. 6.)1
Die Blätter aus dem Leben Christi haben alle beiläufig die gleiche Größe (203 cm breit, ca. 10 cm hoch) und sind
durchwegs reine Federzeichnungen, noch weit mehr verblaßt als die Entwürfe zu den Metamorphosen. In den figuren-
reichen Szenen scheint dem Künstler die Bewältigung der Menge besonders am Herzen gelegen zu sein; in immer kleiner
werdenden Gruppen, die mit der Entfernung auch die Einzelglieder immer mehr lösen, füllt er die schmale Tiefe seiner
Bühne, deren Architekturen er überwältigend türmt. So wird das Verhältnis zwischen Raum und Figuren gegen die
Metamorphosen ein anderes; die Figuren sind nicht mehr die Dominanten, sie sinken in dem hohen Raumausschnitt ein,
die Darstellung wird zur naturgetreuen Wiedergabe einer Theaterszene. Trotz der großartigen Aufmachung blieb für Baur
die figurale Szene der Ausgangspunkt: bei dem Kindermord (Abb.7) und der Darstellung, zwei unvollendeten Zeichnungen,
sind die figuralen Gruppen im wesentlichen festgelegt (nur das eigentlicheEccehomo,Christus,der rechts erhöht zu denken
ist, fehlt noch) und bis ins kleinste Detail ausgeführt, bevor auch nur eine Linie der Architektur angegeben wurde! Als
Küsel die Blätter stach — diesmal ist jeder Strich der Vorzeichnung durch den Griffel nachgeritzt, so daß die Oberfläche
des Papiers mit den eingegrabenen Furchen sich reliefartig abtasten läßt —, galt es ihm vor allem, das Oeuvre Baurs
festzuhalten; darum behielt der gewandte Stecher auch diese fragmentarischen Blätter unverändert bei und verzichtete
auf ihre Vollendung zum klaren inhaltlichen Ausdruck: sowohl in der Iconographia als auch in den späteren Ausgaben,
die allein das Leben Christi als ein künstlerisch geschmücktes Andachtsbuch bringen (Verleger Ulrich Kraus, Augs-
burg 1703), erscheint das Eccehomo ohne Christus!
Der Zeichnungsstil weicht von dem der Metamorphosen ab. Dort ging er mehr in der Richtung des Stefano della
Bella, ohne seinen kapriziösen Reiz erreichen zu können. Bei Bella sind alle Außen- und Innenkonturen völlig in den
Strich aufgelöst, bei Baur bleibt das Figurale von der Architektur und Landschaft stofflich getrennt. Baur setzt den Strich
1 Am Schlüsse sind noch vier weitere Blatter eingeklebt, eine unruhige Federzeichnung, Landschaft mit einem Bui-geingang zur Linken und
.geringer Staffage von Reitern und Fußgängern, und drei kleinlich ausgeführte lavierte Federzeichnungen mit mythologischer Staffage, in der Art eines
Elsheimer-Nachfolgers. Ich kann mich nicht dazu entschließen, diese vier Blatter selbst mit dem jungen Baur in Zusammenhang zu bringer.
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Abb. 4. J. W. Baur, Perseus und Phineus. Radierung.
Kardinals Aldobrandini in Frascati zu Nr. 34, Wasserkunst in Frascati zu 38, Fontana in dem Lustgarten Monte Dragone
zu 37, Lusthof des Großherzogs von Florenz zu Livorno zu 33, Fontäne in dem Lustgarten des Kardinals von Medici
zu 31, Prospekt von Zypressen in der Vigna des Kardinals Mont Alto zu 32, Prospekt zu Rom in dem Lustgarten des
Kardinals Mont Alto zu 35 und Platz zu Napoli an dem Meer, wo die Ciarletani feilhaben, zu 36 — sind nicht mit den
anderen Blättern verschollen, sondern in der oben angegebenen Reihenfolge in dem zweiten Klebeband der Liechten-
steinschen Bibliothek erhalten. (Abb. 6.)1
Die Blätter aus dem Leben Christi haben alle beiläufig die gleiche Größe (203 cm breit, ca. 10 cm hoch) und sind
durchwegs reine Federzeichnungen, noch weit mehr verblaßt als die Entwürfe zu den Metamorphosen. In den figuren-
reichen Szenen scheint dem Künstler die Bewältigung der Menge besonders am Herzen gelegen zu sein; in immer kleiner
werdenden Gruppen, die mit der Entfernung auch die Einzelglieder immer mehr lösen, füllt er die schmale Tiefe seiner
Bühne, deren Architekturen er überwältigend türmt. So wird das Verhältnis zwischen Raum und Figuren gegen die
Metamorphosen ein anderes; die Figuren sind nicht mehr die Dominanten, sie sinken in dem hohen Raumausschnitt ein,
die Darstellung wird zur naturgetreuen Wiedergabe einer Theaterszene. Trotz der großartigen Aufmachung blieb für Baur
die figurale Szene der Ausgangspunkt: bei dem Kindermord (Abb.7) und der Darstellung, zwei unvollendeten Zeichnungen,
sind die figuralen Gruppen im wesentlichen festgelegt (nur das eigentlicheEccehomo,Christus,der rechts erhöht zu denken
ist, fehlt noch) und bis ins kleinste Detail ausgeführt, bevor auch nur eine Linie der Architektur angegeben wurde! Als
Küsel die Blätter stach — diesmal ist jeder Strich der Vorzeichnung durch den Griffel nachgeritzt, so daß die Oberfläche
des Papiers mit den eingegrabenen Furchen sich reliefartig abtasten läßt —, galt es ihm vor allem, das Oeuvre Baurs
festzuhalten; darum behielt der gewandte Stecher auch diese fragmentarischen Blätter unverändert bei und verzichtete
auf ihre Vollendung zum klaren inhaltlichen Ausdruck: sowohl in der Iconographia als auch in den späteren Ausgaben,
die allein das Leben Christi als ein künstlerisch geschmücktes Andachtsbuch bringen (Verleger Ulrich Kraus, Augs-
burg 1703), erscheint das Eccehomo ohne Christus!
Der Zeichnungsstil weicht von dem der Metamorphosen ab. Dort ging er mehr in der Richtung des Stefano della
Bella, ohne seinen kapriziösen Reiz erreichen zu können. Bei Bella sind alle Außen- und Innenkonturen völlig in den
Strich aufgelöst, bei Baur bleibt das Figurale von der Architektur und Landschaft stofflich getrennt. Baur setzt den Strich
1 Am Schlüsse sind noch vier weitere Blatter eingeklebt, eine unruhige Federzeichnung, Landschaft mit einem Bui-geingang zur Linken und
.geringer Staffage von Reitern und Fußgängern, und drei kleinlich ausgeführte lavierte Federzeichnungen mit mythologischer Staffage, in der Art eines
Elsheimer-Nachfolgers. Ich kann mich nicht dazu entschließen, diese vier Blatter selbst mit dem jungen Baur in Zusammenhang zu bringer.
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