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Abb. 6. J. W. Baur, Zeichnung aus der Vedutenfolge (Nr. 311.
markiert, muß nur durch die Innenzeichnung erst gefüllt werden. Dem Graphiker wird es leicht, den geplanten Eindruck
zu erzielen, denn Baur ist diesmal auf die wesentlichen Einzelheiten liebevoll eingegangen und hat auch in den
kompliziertesten Abschlußkulissen jedes Gemäuer, die feinsten Linien des hügeligen Ausblicks sicher vorbereitet.
Der Unterschied zwischen beiden Vorlagewerken ist auch durch die andere zeitliche Entstehung bedingt. Die
Metamorphosen sind durch die oft beigesetzten Daten für die letzten Lebensjahre Baurs sichergestellt; für die biblischen
Blätter fehlt diese Hilfe, doch dürften sie in dem kurzen Leben des Künstlers einer bedeutend früheren Schaffenszeit
angehören. Es zeigen nämlich die Kompositionen einen lebendigen Zusammenhang mit Callots großer Passion (1625),
mit seinem Durchgang durchs Rote Meer (1629). Es ist die charakteristische Abstufung der als Repoussoirs verwendeten
und doch entrückten Vordergrundsfiguren zu den immer kleiner zusammenschrumpfenden Zügen, die bis in die letzten
Fugen der Landschaft Bewegung tragen; es sind die überhängenden Felstrümmer an dem See, da Christus seine
Wunder tut, die an die ragenden Ufer des Roten Meeres erinnern. Der Graphiker lernt vom Graphiker, die Radierung
schöpft aus der Radierung; die direkte Beeinflussung durch Callot liegt näher als eine aus Elsheimers Malereien
entnommene Umsetzung.1 Wie in della Bellas früheren Lehrjahren, in denen er sich vom Goldschmied zum Graphiker
bildete, das Studium Callots die bedeutendste Rolle spielte, hat auch Baur vor allem an Callots Kunst gelernt. Die
gleiche Grundlage ihres graphischen Stiles wird die beiden Altersgenossen della Bella und Baur auch in das freund-
schaftliche Verhältnis gebracht haben, das für die Zeit von Baurs italienischem Aufenthalt überliefert ist; in dieser neuen
Beziehung entwickelte sich dann Baurs Kunst nach der Richtung des stärker begabten Freundes. Die biblischen Blätter
l W. v. S. in Tiiiemes Künstlerlexikon: ». . . theatralisch aufgebaute Szenen in Anlehnung an Elsheimer, doch wichtig als Innendarstellungen
der Zeit um 1640«. Andere Zusammenhange mit Elsheimer scheinen mir überzeugender zu sein; zum Beispiel das Blatt Baur-Küsel G5, sumpfige Muß-
landschaft mit zwei Satyrn, erinnert in der malerischen Behandlung der Landschaft an Elsheimers Blatt von 1608, Tobias mit dem Engel (H. Goudt).
Die als Masse behandelten Baumgruppen wie Laubkulissen in einem Mittelton stechen in verwandter Art von der andeien weißeren oder
sclnvarzeren ab.
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Abb. 6. J. W. Baur, Zeichnung aus der Vedutenfolge (Nr. 311.
markiert, muß nur durch die Innenzeichnung erst gefüllt werden. Dem Graphiker wird es leicht, den geplanten Eindruck
zu erzielen, denn Baur ist diesmal auf die wesentlichen Einzelheiten liebevoll eingegangen und hat auch in den
kompliziertesten Abschlußkulissen jedes Gemäuer, die feinsten Linien des hügeligen Ausblicks sicher vorbereitet.
Der Unterschied zwischen beiden Vorlagewerken ist auch durch die andere zeitliche Entstehung bedingt. Die
Metamorphosen sind durch die oft beigesetzten Daten für die letzten Lebensjahre Baurs sichergestellt; für die biblischen
Blätter fehlt diese Hilfe, doch dürften sie in dem kurzen Leben des Künstlers einer bedeutend früheren Schaffenszeit
angehören. Es zeigen nämlich die Kompositionen einen lebendigen Zusammenhang mit Callots großer Passion (1625),
mit seinem Durchgang durchs Rote Meer (1629). Es ist die charakteristische Abstufung der als Repoussoirs verwendeten
und doch entrückten Vordergrundsfiguren zu den immer kleiner zusammenschrumpfenden Zügen, die bis in die letzten
Fugen der Landschaft Bewegung tragen; es sind die überhängenden Felstrümmer an dem See, da Christus seine
Wunder tut, die an die ragenden Ufer des Roten Meeres erinnern. Der Graphiker lernt vom Graphiker, die Radierung
schöpft aus der Radierung; die direkte Beeinflussung durch Callot liegt näher als eine aus Elsheimers Malereien
entnommene Umsetzung.1 Wie in della Bellas früheren Lehrjahren, in denen er sich vom Goldschmied zum Graphiker
bildete, das Studium Callots die bedeutendste Rolle spielte, hat auch Baur vor allem an Callots Kunst gelernt. Die
gleiche Grundlage ihres graphischen Stiles wird die beiden Altersgenossen della Bella und Baur auch in das freund-
schaftliche Verhältnis gebracht haben, das für die Zeit von Baurs italienischem Aufenthalt überliefert ist; in dieser neuen
Beziehung entwickelte sich dann Baurs Kunst nach der Richtung des stärker begabten Freundes. Die biblischen Blätter
l W. v. S. in Tiiiemes Künstlerlexikon: ». . . theatralisch aufgebaute Szenen in Anlehnung an Elsheimer, doch wichtig als Innendarstellungen
der Zeit um 1640«. Andere Zusammenhange mit Elsheimer scheinen mir überzeugender zu sein; zum Beispiel das Blatt Baur-Küsel G5, sumpfige Muß-
landschaft mit zwei Satyrn, erinnert in der malerischen Behandlung der Landschaft an Elsheimers Blatt von 1608, Tobias mit dem Engel (H. Goudt).
Die als Masse behandelten Baumgruppen wie Laubkulissen in einem Mittelton stechen in verwandter Art von der andeien weißeren oder
sclnvarzeren ab.
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