Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1928

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6491#0031
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Barockzeichn

Abb. 1. Barth. Spranger, Herakles und Omphale. Zeichnung. Preßburg.

Komposition beherrschend. Von ihrem Haupte hängt das
Lövvenfell den Rücken hinab.

Herakles ist ähnlich wie auf dem Gemälde struppig und
bärtig dargestellt. Sein Haupt ist mit dem gleichen weiblichen
Kopfputz und Schleier geschmückt, und er trägt ein faltiges
Frauenkleid, das an der Schulter von einer Spange zusammen
gehalten wird. Das Armband, das auf dem Bild das Handgelenk
schmückt, ist auf der Zeichnung am Oberarm angebracht. Die
Bewegung des Spinnenden ist ganz ähnlich wie auf dem Bild. Die
spottende Dienerin des Gemäldes fehlt jedoch auf der Zeichnung.

Obgleich die Zeichnung nicht mit dem Bild übereinstimmt,
ist sie sicherlich zur selben Zeit entstanden wie dieses und bietet
daher einen willkommenen Anhaltspunkt für dessen Datierung.
Wir dürfen also annehmen, daß auch das Wiener Gemälde 1599
für Kaiser Rudolf entstand. 1621 wird es schon in einem In-
ventar erwähnt.2

n.

In der Bildergalerie der Abtei von Pannonhalma befindet
sich eine Ölskizze von Franz Anton Maulbertsch; sie stellt
den hl. Franziskus in Extase dar. Dieses Gemälde wurde aus
dem Nachlaß des Raaber Großpropstes Bischof Berghoffer im

i Vergl. Abb. E. Die z, Der Hofmaler Bartholomäus Spranger, Jahrb. d.
kunsthistorischen Sammlungen, Bd. XXVIII, Heft 3(1909), p. 114, Fig, 12.
G. Glück, Gemäldegalerie. Wien, 1923, Taf. 157. — - Diez, 1. c. p. 142.

gen in Preßburg.

Beide hier zu besprechenden Zeichnungen waren in der
Ausstellung »Alte Kunst bis 1800« im April 1928 in Preßburg
ausgestellt. Beide sind besonders für Österreich von Interesse.

Die erste, ein Werk des Hofmalers Kaiser Rudolfs II.,
Bartholomäus Spranger, ist eine datierte, etwas ab-
weichende Fassung des Themas »Herakles und Omphale«,
das auch Gegenstand des Bildes im Kunsthistorischen Museum
zu Wien ist (Abb. 1).

Die zweite ist eine Skizze des erst neuerdings richtig
eingeschätzten spätbarocken österreichischen Malers F. A.
Maulbertsch (Abb. 2).

I.

Die Zeichnung Sprangers wurde im Prager Kunsthandel
erworben und befindet sich in Privatbesitz. Es ist eine weißge-
höhte, lavierte Federzeichnung, 20-3:14cm groß. Sie ist stellen-
weise beschädigt und rechts, vielleicht auch unten, leicht be-
schnitten. Oben trägt sie folgende handschriftliche Aufzeichnung:
»Bartolomeus Spranger fecit A lanno 1599 cio per Compiaser«.

Das Thema ist, wie erwähnt, dasselbe wie auf dem
Wiener Bild. Die Auffassung weicht jedoch ab. Vor allem
begnügt sich die Zeichnung mit Halbfiguren, und auch diese
sind entgegengesetzt gesehen: Herakles im Vordergrund vom
Rücken, Omphale hinter ihm von vorne, während es auf dem
Bilde gerade umgekehrt der Fall ist.1

Eros, der auf dem Bild den Vorhang über dem Liebes-
paarhebt, hält auf der Zeichnung die Keule, auf die Omphale
ihre linke Hand stützt. Ihr Oberkörper erscheint unbekleidet
zwischen den Vertikallinien von Rocken und Keule, die

Abb. 2. F. A. Maulbertsch, Hl. Franz. Zeichnung. Stadtmuseum, Preßburg.

26 —
 
Annotationen