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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.6491#0021
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MITTEILUNGEN

DER

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER »GRAPHISCHEN KÜNSTE.,.

1928. WIEN. Nr. 2 3.

Studien und Forschungen.

Hat Dürer den Basler Hieronymus von 1492 selbst geschnitten?

Der Hieronymus-Holzschnitt des 1492 in
Basel erschienenen Epistolare1 geht auf Dürer
zurück, wie die Dürersche Signierung auf der
Rückseite des zugehörigen Holzstockes'- er-
weist. Diese Aufschrift ist in ihrer Echtheit nie
ernstlich angefochten, aber wechselnd auf den
Entwurf oder die Stockzeichnung oder die
Schnittausführung bezogen worden. Bei einer
Untersuchung der Schnittechnik ist neuerdings
Thoene3 zu dem Ergebnis gekommen, daß
Dürer eigenhändig den Schnitt besorgt habe.
.Meine entgegengesetzte Feststellung4 hat
Römer5 abgelehnt mit der Begründung,
Thoenes Beweisführung sei zwingend. Wäre
sie dies, so hätte sie entscheidende Bedeutung
für die noch ungeklärte Frage von Dürers
Tätigkeit als Holzschneider, insbesondere für
die Beurteilung des »Doppelgänger«problems.
Um so dringlicher müßte darum aber auch
Römer widersprochen werden, wenn Thoenes
Beweis nicht gelungen ist; und das ist der Fall.

Die Signatur des Stockes braucht keines-
falls mehr zu besagen, als daß der Entwurf
oder die Stockzeichnung von Dürer stammt.
Sie auf den Schnitt zu beziehen, besteht aber
nicht der mindeste Zwang. Aus der Schneide-
technik Schlüsse zu ziehen, ist solange

Der hl. Hieronymus.Basel 1402.

Holzschnitt (verkl.).

1 S. Hieronymus: Epistolae; Basel, Keslev 1492,
H*8561, Sehr. 4227.

~ Basel, Kupferstichkabinett. Die Inschrift lautet:
Albrecht dürer von Xormergk.

3 Thoene, Einleitende Erörterungen zu einer kriti-
schen Betrachtung des Dürerschen Holzschnittwerkes.
Ungedruckte Frankfurter Diss.

i Mitt. d. Ges. f. verv. Kunst 1927, S. 19, Anm. 1.

6 Jahrb. d. preuö. Kunstsamml., Bd. 48, 1927,
S. 169, Anm. 4.

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