Moritz von Schwind, Mangel und Armut überfallen den Müßigen.
Federzeichnung.
Neue Briefe Schwmds.
I. Schwind und die Cottasche Bilderbibel.
Vor einigen Jahren fand sich in den Lagerverzeichnissen einer Wiener Autographenhandlung ein Brief Schwinds
aufgeführt; wie üblich waren Stellen aus dem Briefe abgedruckt, mit denen aber die Leser des Verzeichnisses im all-
gemeinen wohl ebensowenig wie dessen Verfasser etwas Rechtes anfangen konnten. Zufällig lösten sie dem Schreiber
dieser Zeilen ein kleines Rätsel, auf das er seinerzeit bei der Beschäftigung mit den deutschen Romantikern und
Nazarenern gestoßen war. Wenn wir nun jetzt den Brief ganz mitteilen können, so wird damit der reiche Schatz an
Briefen des Künstlers — die schöne Sammlung Otto Stoessls hat ihn vor kurzem auch weiteren Kreisen zugänglich
gemacht — gewiß nicht um ein irgendwie besonders bedeutendes Stück vermehrt, aber vielleicht ist es doch ganz hübsch,
wieder einmal zu sehen, wie schriftliches Zeugnis und Bild wechselseitig einander erhellen.
Der Brief lautet:
Verehrtester Freund! Frankfurt 14! Febr. 1847.
Sie erhalten hier die Zeichnung meines Freundes. Ich habe ihm die alte Idee von mir nach Ihrem Wunsche skiz-
ziert, und ihn dadurch wahrscheinlich mehr geängstigt als gefördert. Ich glaube aber die Zeichnung ist so dass sie sich
selbst empfiehlt, und weder Steinles noch meiner Empfehlung bedarf, die übrigens in aller Weise zu Diensten stehen.
Es sind weitere Compositionen da, und unsrer Abrede gemäß erwarte ich den Auftrag von Ihnen an die Ausführung zu
gehen — nicht sowohl ich als Hr. v. Strahlendorf, Historienmaler, vor dem Schau Main Thor, an den Sie sich am besten
selbst wenden mögen. (Das Panzerhemd wird gebeten etwas heller zu schneiden.)
Hr. Dr. Helmsdörfer den ich vor ein Paar Tagen bei mir hatte grüßt freundschaftlichst. Meine Wenigkeit wird in
4 Wochen in München eintreffen, nach einer Abwesenheit von 6 Jahren. Sehr lieb wäre es mir die Stralendorfsche
Angelegenheit noch vor meiner Abreise geordnet zu sehen — man muß solche Talente nicht außer Umlauf lassen. Alle
Bekannten schönstens grüßend, und der Frau Gemalin mich bestens empfehlend, lebe der Überzeugung Ihnen einen
tüchtigen Mann empfohlen zu haben als Ihr ergebenster Freund Schwind.
— 6 —
Federzeichnung.
Neue Briefe Schwmds.
I. Schwind und die Cottasche Bilderbibel.
Vor einigen Jahren fand sich in den Lagerverzeichnissen einer Wiener Autographenhandlung ein Brief Schwinds
aufgeführt; wie üblich waren Stellen aus dem Briefe abgedruckt, mit denen aber die Leser des Verzeichnisses im all-
gemeinen wohl ebensowenig wie dessen Verfasser etwas Rechtes anfangen konnten. Zufällig lösten sie dem Schreiber
dieser Zeilen ein kleines Rätsel, auf das er seinerzeit bei der Beschäftigung mit den deutschen Romantikern und
Nazarenern gestoßen war. Wenn wir nun jetzt den Brief ganz mitteilen können, so wird damit der reiche Schatz an
Briefen des Künstlers — die schöne Sammlung Otto Stoessls hat ihn vor kurzem auch weiteren Kreisen zugänglich
gemacht — gewiß nicht um ein irgendwie besonders bedeutendes Stück vermehrt, aber vielleicht ist es doch ganz hübsch,
wieder einmal zu sehen, wie schriftliches Zeugnis und Bild wechselseitig einander erhellen.
Der Brief lautet:
Verehrtester Freund! Frankfurt 14! Febr. 1847.
Sie erhalten hier die Zeichnung meines Freundes. Ich habe ihm die alte Idee von mir nach Ihrem Wunsche skiz-
ziert, und ihn dadurch wahrscheinlich mehr geängstigt als gefördert. Ich glaube aber die Zeichnung ist so dass sie sich
selbst empfiehlt, und weder Steinles noch meiner Empfehlung bedarf, die übrigens in aller Weise zu Diensten stehen.
Es sind weitere Compositionen da, und unsrer Abrede gemäß erwarte ich den Auftrag von Ihnen an die Ausführung zu
gehen — nicht sowohl ich als Hr. v. Strahlendorf, Historienmaler, vor dem Schau Main Thor, an den Sie sich am besten
selbst wenden mögen. (Das Panzerhemd wird gebeten etwas heller zu schneiden.)
Hr. Dr. Helmsdörfer den ich vor ein Paar Tagen bei mir hatte grüßt freundschaftlichst. Meine Wenigkeit wird in
4 Wochen in München eintreffen, nach einer Abwesenheit von 6 Jahren. Sehr lieb wäre es mir die Stralendorfsche
Angelegenheit noch vor meiner Abreise geordnet zu sehen — man muß solche Talente nicht außer Umlauf lassen. Alle
Bekannten schönstens grüßend, und der Frau Gemalin mich bestens empfehlend, lebe der Überzeugung Ihnen einen
tüchtigen Mann empfohlen zu haben als Ihr ergebenster Freund Schwind.
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