University Press, Humphrey Mtlford, MCMXXIX. (Price:
63 s. net.)
Die vorliegende Veröffentlichung, deren Zustandekommen ehedem
die Berliner »Graphische Gesellschaft« angebahnt hatte, entspricht im
Größten wie im Kleinsten den hochgespannten Erwartungen, zu denen
der allverehrte N'ame ihres Urhebers die Fachwelt berechtigt: die Akribie
des Textes und die im Lichtdruck erzielte — und nur in diesem
Verfahren erzielbare! — Vollkommenheit der Abbildungstafeln begründen
eine Mustergültigkeit, die sich von der Drucktype bis zum Einband auch
auf sämtliche Einzelheiten der buchtechnischen Ausstattung erstreckt. Da
der reichhaltige Besitz des Ashmolean-Museums an frühen Formschnitten
zwar seit längerer Zeit aufs beste geordnet, doch nicht eben leicht
zugänglich ist, war die um so dankenswertere Mühewaltung des Heraus-
gebers und des Verlegers einem bisher fast gänzlich unausgeschöpften
Quellenmaterial gewidmet; hat doch selbst Schreiber das Versäumnis des
»Manuel« erst im vierten Bande des neu bearbeiteten »Handbuches« (1927)
gutzumachen begonnen, so daß die überwiegende Mehrzahl der an Ort
und Stelle bewahrten Unica gemäß dem Anlageplan des Werkes nur mehr
in einem Nachtragsbande Aufnahme finden kann.
Wie Dodgson einleitend ausführt, gehen die einschlägigen Bestände
des Oxforder L'niversitätsinstituts ihrem Kerne nach auf die großherzige
Stiftung des englischen Bibliophilen Francis Douce (geb. 1757) zurück, die
im Jahre 1835 der Bodleiana zugefallen war und neben einer seither zum
Weltruhm gelangten Handzeichnungs-Sammlung kaum minder wichtige
Handschriften, Wiegendrucke und Erzeugnisse der vervielfältigenden Kunst
umfaßte. Wenn die wie immer geartete Hinneigung zu den Frühwerken
der Graphik schon als grundsätzliche Erscheinung ein der Epoche des
Spenders vorauseilendes Einfühlungsvermögen verkündet, fordert eine
Durchmusterung der fraglichen Erwerbungen vom Standpunkte der Gegen-
wart, die auch diesem Teile des reichen Vermächtnisses ein nach den
verschiedensten Richtungen erleichtertes und verfeinertes Verständnis
entgegenbringt, eindringlicher denn je zuvor dessen fortwirkende künst-
lerische und kunstwissenschaftliche Bedeutsamkeit zutage. Von Anbeginn
genügen bereits die drei von Dodgson hervorgehobenen Blätter, um das
stärkste Interesse des heutigen Forschers und Liebhabers zu fesseln:
Während in rein künstlerischer Beziehung das herrliche »Doppelporträt
eines Orientalen und seines Weibes« (PI. V), laut Dodgsons einleuchtender
Vermutung ein niederländischer Metallschnitt der sechziger Jahre, sowie
der dem gleichen Kunstkreis entstammte »hl. Jakobus d. J.« (PI. VI)
unzweifelhaft den Ausschlag geben, gewinnt der in einem vortrefflichen
Farbenlichtdruck reproduzierte »Samtteigdruck« als Vertreter einer
lediglich in sechs anderen Beispielen nachweisbaren Sondertechnik
einen ganz unschätzbaren Kuriositäts- und Seltenheitswert. Über diese
Hauptstücke hinaus nimmt den Betrachter sodann die ungewöhnliche
Fülle und Mannigfaltigkeit des Gebotenen gefangen, die nach den Lehren
der chronologisch angeordneten Publikation zwischen einer noch der
ältesten Stilstufe angehörenden »Kreuzigung« (PI. I) und dem von
dem berufensten Kenner als Jugendarbeit Burgkmairs bezeichneten
»Schmerzensmann mit der heiligen Brigitte« (N. 39, PI. XXXIII)* keine
Entwicklungsphase des »primitiven» Holzschnittes unberücksichtigt läßt;
im Hinblick auf die örtliche Herkunft der jeweiligen Untersuchungs-
objekte erobert freilich wieder einmal Deutschland einen von vornherein
unerreichbaren Vorsprung, demgegenüber sich die Niederlande mit sechs,
Frankreich mit zwei unter zweiundvierzig Nummern bescheiden.
In dem beschreibenden Verzeichnis der also in ihren wesentlichen
Zügen charakterisierten Formschnitt-Sammlung weiß der Herausgeber
allen Forderungen der Spezialforschung mit vorbildlicher Knappheit
und umsichtiger Bedachtsamkeit Rechnung zu tragen. An die Schilderung
jener äußeren Merkmale, deren unmittelbare Veranschaulichung die
durchweg originalgroßen Tafeln verweigern — zu ihnen zählen zum
Beispiel Wasserzeichen, Kolorierung und Erhaltungszustand —, schließen
sich technische und ikonographische Erläuterungen; die stilkritische
Bestimmung beruht auf systematischer Prüfung des zum Vergleich
verfügbaren Denkmälervorrates und der an ihn geknüpften Literatur.
Der strenge Tatsachensinn des englischen Gelehrten, der sich aus ähnlichen
Anlässen so oft schon aufs höchste bewährt hat, widerstrebt auch in diesem
Falle der landläufigen Versuchung, die Unzulänglichkeit der heutigen
Erkenntnismöglichkeiten durch die Vortäuschung übertriebenerSicherheit
in das Trugbild des Gegenteils zu verkehren: Wie Dodgson den Spielraum
seiner Datierungen lieber zu weit als zu eng abgrenzt, so befleißigt er
sich in den noch schwierigeren Lokalisierungsfragen einer Zurück-
haltung, die von der auf diesem Gebiete vorherrschenden Leichtfertigkeit
sehr wohltuend absticht. Angesichts solch ungewöhnlicher Sorgfalt darf
der Referent in derRegel auf selbständige Meinungsäußerungen verzichten;
wofern er sich trotzdem mit eigenen Beobachtungen hervorwagt, lassen
es diese gut und gerne bei Ergänzungsvorschlägen bewenden, die sich
den Aufstellungen des Herausgebers mühelos anbequemen und auf folgende
Katalognummern verteilen:
1 (Titelbild). »Christus am Kreuz«: Die Technik des
»Samtteigdruckes« wird von Dodgson — unter Berufung auf Leidingers
grundlegende Arbeiten — mit der eindringlichen Klarheit erhellt, durch
die sich inhaltlich verwandte Erörterungen des gleichen Verfassers
auszuzeichnen pflegen. Wahrend ihm bei seinen Studien lediglich die
echtbürtigen Sprößlinge jener Kunstgattung vor Augen standen, die
bekanntlich an den Fingern einer Hand aufzuzählen sind, vermittelt
zumal dem Oxforder Erzeugnis ein erst in jüngster Zeit zu Lublin
entdeckter »Kreuzigungs«-Teigdruck (vgl. Heitz' Einblattdrucke Bd.LXIX
[1929], T. 33) einen Zuwachs beziehungsreicher Analogien: Abgesehen
davon, daß das von Z. Ameisenowa wohl etwas zu spät angesetzte
Fundstück schon durch seine Größe aus der Reihe der einfachen Teig-
drucke um so deutlicher herausfällt, je mehr es sich anderseits dem
thematisch zugehörigen Blatte des Ashmolean-Museums nähert, dürfte
auch die Gewandbehandlung, insoweit die ruinenhafte Erhaltung
überhaupt ein L'rteil erlaubt, eine gewisse Übereinstimmung zeigen; vor
allem aber bildet die Benutzung eines durch Pressung gerippten Papiers
ein Bindeglied zu den klassischen »Samtteigdrucken«, deren nur vom
Zeugdruck her verständliches Wesen ja in noch viel höherem Grade
durch den Wetteifer mit den Wirkungen der Textilkunst determiniert wird.
Nebenher sei sodann eine Bemerkung zur örtlichen Provenienz dieser
seltsamen Zwitterprodukte gestattet, deren Heimat Leidinger mit Recht
in Südostdeutschland gesucht hat: scheint mir doch sogar der gelegent-
liche Hinweis auf Nürnberg, den der genannte Forscher ohne eigentliche
Begründung verlautbart, zumindest im Falle der in zwei Exemplaren
(München und Erlangen) erhaltenen »hl. Katharina« eine volle Bestätigung
zu finden. Wer sich nämlich durch die Person der Heiligen an das Nürn-
berger Katharinenkloster erinnert fühlt, dessen Bibliothek ein frühes,
auch von Dodgson erwähntes Rezept zur Verfertigung von Samtteigdrucken
auf Leinwand überliefert, wird auch auf stilgeschichtlichen Wegen in
denselben Kunstkreis gelangen; denn die Raumgestaltung mit dem
durch Ranken gemusterten Teppichhintergrund und dem Fliesenboden,
wenn nicht auch die (schwer erkennbare) Faltengebung sind vermutlich
durch Holzschnitte von der Art der Pariser hl. Anna selbdritt und
hl. Helena (Sehr. 1194« bzw. 1495 », Abb.bei Lemoisne. Les xylographies...,
Paris 1927'28, PI. XXI u. XXII) angeregt, die ich in den »Mitteilungen der
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst«, Jahrgang 1928, S. 52, und Jahr-
gang 1929, S. 54, der Nürnberger Entwicklung einordnen konnte. Dem-
gegenüber wird eine von der Fachliteratur meines Wissens übersehene An-
nahme W. F. Volbachs (vgl. Heitz' Studien zur deutschen Kunstgeschichte,
H. 199, S. 67/68), die den hl. Georg der Weigeliana für mittelrheinisch
erklärt, eher zweifelhaftbleiben, weil der a. a.O. behauptete Zusammenhang
mit einem Niersteiner Tonmodel trotz mancher kompositioneller Ähnlich-
keiten der zwingenden Schlagkraft entbehrt.
6 (PI. IV). »Christus am Kreuz« : Ein von Dodgson unbeachteter
Nachschnitt im Besitze der Münchener Staatsbibliothek (Leidinger-Heitz,
Bd. XXI, T. 5 = Sehr. 2892 [398a]), der sich im Hinblick auf die Gering-
fügigkeit der Abweichungen nur bei genauester Betrachtung in solcher
Eigenschaft enthüllt, offenbart die gewaltsame Verkürzung des Oxforder
i Im ersten Hefte dieses Jahrgangs der »Mitteilungen« (S. 2,3) hat Dodgson soeben die frühen ,.Schmerzensmann"-Darstellungen des Künstlers
in einem größeren Zusammenhange behandelt.
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63 s. net.)
Die vorliegende Veröffentlichung, deren Zustandekommen ehedem
die Berliner »Graphische Gesellschaft« angebahnt hatte, entspricht im
Größten wie im Kleinsten den hochgespannten Erwartungen, zu denen
der allverehrte N'ame ihres Urhebers die Fachwelt berechtigt: die Akribie
des Textes und die im Lichtdruck erzielte — und nur in diesem
Verfahren erzielbare! — Vollkommenheit der Abbildungstafeln begründen
eine Mustergültigkeit, die sich von der Drucktype bis zum Einband auch
auf sämtliche Einzelheiten der buchtechnischen Ausstattung erstreckt. Da
der reichhaltige Besitz des Ashmolean-Museums an frühen Formschnitten
zwar seit längerer Zeit aufs beste geordnet, doch nicht eben leicht
zugänglich ist, war die um so dankenswertere Mühewaltung des Heraus-
gebers und des Verlegers einem bisher fast gänzlich unausgeschöpften
Quellenmaterial gewidmet; hat doch selbst Schreiber das Versäumnis des
»Manuel« erst im vierten Bande des neu bearbeiteten »Handbuches« (1927)
gutzumachen begonnen, so daß die überwiegende Mehrzahl der an Ort
und Stelle bewahrten Unica gemäß dem Anlageplan des Werkes nur mehr
in einem Nachtragsbande Aufnahme finden kann.
Wie Dodgson einleitend ausführt, gehen die einschlägigen Bestände
des Oxforder L'niversitätsinstituts ihrem Kerne nach auf die großherzige
Stiftung des englischen Bibliophilen Francis Douce (geb. 1757) zurück, die
im Jahre 1835 der Bodleiana zugefallen war und neben einer seither zum
Weltruhm gelangten Handzeichnungs-Sammlung kaum minder wichtige
Handschriften, Wiegendrucke und Erzeugnisse der vervielfältigenden Kunst
umfaßte. Wenn die wie immer geartete Hinneigung zu den Frühwerken
der Graphik schon als grundsätzliche Erscheinung ein der Epoche des
Spenders vorauseilendes Einfühlungsvermögen verkündet, fordert eine
Durchmusterung der fraglichen Erwerbungen vom Standpunkte der Gegen-
wart, die auch diesem Teile des reichen Vermächtnisses ein nach den
verschiedensten Richtungen erleichtertes und verfeinertes Verständnis
entgegenbringt, eindringlicher denn je zuvor dessen fortwirkende künst-
lerische und kunstwissenschaftliche Bedeutsamkeit zutage. Von Anbeginn
genügen bereits die drei von Dodgson hervorgehobenen Blätter, um das
stärkste Interesse des heutigen Forschers und Liebhabers zu fesseln:
Während in rein künstlerischer Beziehung das herrliche »Doppelporträt
eines Orientalen und seines Weibes« (PI. V), laut Dodgsons einleuchtender
Vermutung ein niederländischer Metallschnitt der sechziger Jahre, sowie
der dem gleichen Kunstkreis entstammte »hl. Jakobus d. J.« (PI. VI)
unzweifelhaft den Ausschlag geben, gewinnt der in einem vortrefflichen
Farbenlichtdruck reproduzierte »Samtteigdruck« als Vertreter einer
lediglich in sechs anderen Beispielen nachweisbaren Sondertechnik
einen ganz unschätzbaren Kuriositäts- und Seltenheitswert. Über diese
Hauptstücke hinaus nimmt den Betrachter sodann die ungewöhnliche
Fülle und Mannigfaltigkeit des Gebotenen gefangen, die nach den Lehren
der chronologisch angeordneten Publikation zwischen einer noch der
ältesten Stilstufe angehörenden »Kreuzigung« (PI. I) und dem von
dem berufensten Kenner als Jugendarbeit Burgkmairs bezeichneten
»Schmerzensmann mit der heiligen Brigitte« (N. 39, PI. XXXIII)* keine
Entwicklungsphase des »primitiven» Holzschnittes unberücksichtigt läßt;
im Hinblick auf die örtliche Herkunft der jeweiligen Untersuchungs-
objekte erobert freilich wieder einmal Deutschland einen von vornherein
unerreichbaren Vorsprung, demgegenüber sich die Niederlande mit sechs,
Frankreich mit zwei unter zweiundvierzig Nummern bescheiden.
In dem beschreibenden Verzeichnis der also in ihren wesentlichen
Zügen charakterisierten Formschnitt-Sammlung weiß der Herausgeber
allen Forderungen der Spezialforschung mit vorbildlicher Knappheit
und umsichtiger Bedachtsamkeit Rechnung zu tragen. An die Schilderung
jener äußeren Merkmale, deren unmittelbare Veranschaulichung die
durchweg originalgroßen Tafeln verweigern — zu ihnen zählen zum
Beispiel Wasserzeichen, Kolorierung und Erhaltungszustand —, schließen
sich technische und ikonographische Erläuterungen; die stilkritische
Bestimmung beruht auf systematischer Prüfung des zum Vergleich
verfügbaren Denkmälervorrates und der an ihn geknüpften Literatur.
Der strenge Tatsachensinn des englischen Gelehrten, der sich aus ähnlichen
Anlässen so oft schon aufs höchste bewährt hat, widerstrebt auch in diesem
Falle der landläufigen Versuchung, die Unzulänglichkeit der heutigen
Erkenntnismöglichkeiten durch die Vortäuschung übertriebenerSicherheit
in das Trugbild des Gegenteils zu verkehren: Wie Dodgson den Spielraum
seiner Datierungen lieber zu weit als zu eng abgrenzt, so befleißigt er
sich in den noch schwierigeren Lokalisierungsfragen einer Zurück-
haltung, die von der auf diesem Gebiete vorherrschenden Leichtfertigkeit
sehr wohltuend absticht. Angesichts solch ungewöhnlicher Sorgfalt darf
der Referent in derRegel auf selbständige Meinungsäußerungen verzichten;
wofern er sich trotzdem mit eigenen Beobachtungen hervorwagt, lassen
es diese gut und gerne bei Ergänzungsvorschlägen bewenden, die sich
den Aufstellungen des Herausgebers mühelos anbequemen und auf folgende
Katalognummern verteilen:
1 (Titelbild). »Christus am Kreuz«: Die Technik des
»Samtteigdruckes« wird von Dodgson — unter Berufung auf Leidingers
grundlegende Arbeiten — mit der eindringlichen Klarheit erhellt, durch
die sich inhaltlich verwandte Erörterungen des gleichen Verfassers
auszuzeichnen pflegen. Wahrend ihm bei seinen Studien lediglich die
echtbürtigen Sprößlinge jener Kunstgattung vor Augen standen, die
bekanntlich an den Fingern einer Hand aufzuzählen sind, vermittelt
zumal dem Oxforder Erzeugnis ein erst in jüngster Zeit zu Lublin
entdeckter »Kreuzigungs«-Teigdruck (vgl. Heitz' Einblattdrucke Bd.LXIX
[1929], T. 33) einen Zuwachs beziehungsreicher Analogien: Abgesehen
davon, daß das von Z. Ameisenowa wohl etwas zu spät angesetzte
Fundstück schon durch seine Größe aus der Reihe der einfachen Teig-
drucke um so deutlicher herausfällt, je mehr es sich anderseits dem
thematisch zugehörigen Blatte des Ashmolean-Museums nähert, dürfte
auch die Gewandbehandlung, insoweit die ruinenhafte Erhaltung
überhaupt ein L'rteil erlaubt, eine gewisse Übereinstimmung zeigen; vor
allem aber bildet die Benutzung eines durch Pressung gerippten Papiers
ein Bindeglied zu den klassischen »Samtteigdrucken«, deren nur vom
Zeugdruck her verständliches Wesen ja in noch viel höherem Grade
durch den Wetteifer mit den Wirkungen der Textilkunst determiniert wird.
Nebenher sei sodann eine Bemerkung zur örtlichen Provenienz dieser
seltsamen Zwitterprodukte gestattet, deren Heimat Leidinger mit Recht
in Südostdeutschland gesucht hat: scheint mir doch sogar der gelegent-
liche Hinweis auf Nürnberg, den der genannte Forscher ohne eigentliche
Begründung verlautbart, zumindest im Falle der in zwei Exemplaren
(München und Erlangen) erhaltenen »hl. Katharina« eine volle Bestätigung
zu finden. Wer sich nämlich durch die Person der Heiligen an das Nürn-
berger Katharinenkloster erinnert fühlt, dessen Bibliothek ein frühes,
auch von Dodgson erwähntes Rezept zur Verfertigung von Samtteigdrucken
auf Leinwand überliefert, wird auch auf stilgeschichtlichen Wegen in
denselben Kunstkreis gelangen; denn die Raumgestaltung mit dem
durch Ranken gemusterten Teppichhintergrund und dem Fliesenboden,
wenn nicht auch die (schwer erkennbare) Faltengebung sind vermutlich
durch Holzschnitte von der Art der Pariser hl. Anna selbdritt und
hl. Helena (Sehr. 1194« bzw. 1495 », Abb.bei Lemoisne. Les xylographies...,
Paris 1927'28, PI. XXI u. XXII) angeregt, die ich in den »Mitteilungen der
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst«, Jahrgang 1928, S. 52, und Jahr-
gang 1929, S. 54, der Nürnberger Entwicklung einordnen konnte. Dem-
gegenüber wird eine von der Fachliteratur meines Wissens übersehene An-
nahme W. F. Volbachs (vgl. Heitz' Studien zur deutschen Kunstgeschichte,
H. 199, S. 67/68), die den hl. Georg der Weigeliana für mittelrheinisch
erklärt, eher zweifelhaftbleiben, weil der a. a.O. behauptete Zusammenhang
mit einem Niersteiner Tonmodel trotz mancher kompositioneller Ähnlich-
keiten der zwingenden Schlagkraft entbehrt.
6 (PI. IV). »Christus am Kreuz« : Ein von Dodgson unbeachteter
Nachschnitt im Besitze der Münchener Staatsbibliothek (Leidinger-Heitz,
Bd. XXI, T. 5 = Sehr. 2892 [398a]), der sich im Hinblick auf die Gering-
fügigkeit der Abweichungen nur bei genauester Betrachtung in solcher
Eigenschaft enthüllt, offenbart die gewaltsame Verkürzung des Oxforder
i Im ersten Hefte dieses Jahrgangs der »Mitteilungen« (S. 2,3) hat Dodgson soeben die frühen ,.Schmerzensmann"-Darstellungen des Künstlers
in einem größeren Zusammenhange behandelt.
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