53. EINNAHME DER BURG. 54. EINDRUCK IN EUROPA. 63
und Tage lang wüthete das Feuer auf der mit Menschen überfüllten Burg: der
Sturz des Tempels zog die Vernichtung der Häuser die ihn umgaben nach sich.
Aber erst nachdem der Pascha mit seinem Sohne gefallen und nachdem ein Versuch
von Theben aus die Festung zu entsetzen durch Königsmark abgewiesen worden
war, zog man gegen Abend des 28 September die weisse Fahne auf. Am folgen-
den Morgen ward die Kapitulation abgeschlossen. Die Besatzung erhielt, auf König-
marks Verwendung, freien Abzug mit Sack und Pack, doch ohne Waffen ; und am
4 Oktober verliessen etwa dreitausend Personen den engen Kaum der Akropolis,
um sich, von den zügellosen Truppen insultiert und beraubt, im Piräeus einzuschiffen.
Der Graf Tommaso Pompei ward zum Commandanten der Festung ernannt und
hatte vor allem die Aufgabe sie von den Leichen zu .säubern und nothdürftig wieder
in Verteidigungszustand zu setzen. Es 'wurde alles auf dem Kastell wieder er-
bauet, was zerbrochen gewesen ward', meint ein naiver deutscher Lieutenant: der
Parthenon blieb von seinen strahlenförmig ausgestreuten Trümmerhaufen umgeben 2M).
Der stolze Sieger aber schrieb am 10 Oktober am Bord seiner Galere die Depesche,
welche die 'erfreuliche' Kunde von dem 'glücklichen Schuss' nach Venedig bringen
sollte; es war ja nur eine 'ruchlose Moschee, in welche der majestätische Tempel
Minervens verwandelt gewesen war' ***)! Mit etwas grösserem Mitgefühl sprach sich
die schwedische Kammerfrau der Gräfin Königsmark aus, welche im Gefolge ihrer
Gebieterin, vom gichtischen Consul Giraud geleitet und durch die Lecture von Spous
Heise vorbereitet, die zerstörten Herliclikeiten betrachtete; ungern habe Seine Excel-
lenz den schönen Tempel zerstören- wollen, 'aber es half ja nichts, die Bomben ver-
richteten ihr Werk, und nun kann der Tempel in dieser Welt nie mehr aufgerichtet
werden"2-'5). Auch unter den Offizieren wurden Stimmen des Bedauerns laut. Der
Tempel den Xerxes Wutli verschont — so wähnten sie — sei nun durch ihre Hand
zerstört251') — eine traurige Variation des römischen quod mm fecerunt barbari fece-
runl Darberini. Allein sie wüsten sich darüber zu trösten, indem sie unter den
herumliegenden Skulpturen transportable Stückchen wählten, um sie als Andenken
heimzubringen oder den Ihrigen zu senden257). Die Ingenieure endlich machten sich
daran Pläne aufzunehmen und Zeichnungen anzufertigen, in denen auch die Bombe
und ihre Wirkung nicht vergessen ward25s).
Dil; Kunde von dem ausserordentlichen Ereignis — eine für uneinnehmbar gel- .r>4
tende Festung binnen weniger Tage, durch eine einzige Bombe, erobert! — ver-
breitete sich rasch in Europa, und wer bis dahin von 'Minerva Tempel' nichts
gewust, begann jetzt sich dafür zu interessieren. Schon am 22 November meldeten
253) S. Abschn. III, die Elnl. zu den Nordmetopen Taf. IV.
-&) Anh. III, IG. 17.
•255 j Anh. III, 22. In demselben Brief an ihren Bruder heisst es: Alla de Antiqniteter som
här finnas, är miy om'jjliyt all beskrifoa. En fransk bok nf or 1G75 och 1076 Jacob Spons och en
Engetsmans, synes mycket juste derom skrifoit. Densamme Konsul Giraud harr och fördt oss om-
kriny, som den hafver beledsayat, men med stör miida. efter han war incommoderat i sina fötter.
-™) Anh. III, 20, vgl. 24 und Anrrt. 25!).
'^") Kapitän Hartmand nach Kopenhagen s. zu Siidmet. IV. Andres kam nach Venedig, s. zu
Tal. VIII, (i. Nordfr. XXVII A, Inschriften nach Kassel (Gesner comment. soc. Gott. II (1752), 281).
"*) Unter der Direction des ungeschickten Oberintendanten der Artillerie Grafen San Kelice
entwarf der Kapitän Verneda einen recht genauen Plan der Festungswerke (Fanelli AI. AU. S. .'117.
Laborde II zu §. 180 vgl. Taf. I, 3), ferner eine Ansicht der ganzen Stadt (Laborde zu S. 170).
eine Ansicht der Akropolis nach der Belagerung (Kanelli S. 30s. Laborde zu S. 150) und einen
Specialplan derselben (Kanelli ebda. Laborde zu S. 176, vgl. Taf. I. 3|. Eine andere Ansicht gibt
Fanelli S. 313 (113 ist Stichfehler auf der Platte)
und Tage lang wüthete das Feuer auf der mit Menschen überfüllten Burg: der
Sturz des Tempels zog die Vernichtung der Häuser die ihn umgaben nach sich.
Aber erst nachdem der Pascha mit seinem Sohne gefallen und nachdem ein Versuch
von Theben aus die Festung zu entsetzen durch Königsmark abgewiesen worden
war, zog man gegen Abend des 28 September die weisse Fahne auf. Am folgen-
den Morgen ward die Kapitulation abgeschlossen. Die Besatzung erhielt, auf König-
marks Verwendung, freien Abzug mit Sack und Pack, doch ohne Waffen ; und am
4 Oktober verliessen etwa dreitausend Personen den engen Kaum der Akropolis,
um sich, von den zügellosen Truppen insultiert und beraubt, im Piräeus einzuschiffen.
Der Graf Tommaso Pompei ward zum Commandanten der Festung ernannt und
hatte vor allem die Aufgabe sie von den Leichen zu .säubern und nothdürftig wieder
in Verteidigungszustand zu setzen. Es 'wurde alles auf dem Kastell wieder er-
bauet, was zerbrochen gewesen ward', meint ein naiver deutscher Lieutenant: der
Parthenon blieb von seinen strahlenförmig ausgestreuten Trümmerhaufen umgeben 2M).
Der stolze Sieger aber schrieb am 10 Oktober am Bord seiner Galere die Depesche,
welche die 'erfreuliche' Kunde von dem 'glücklichen Schuss' nach Venedig bringen
sollte; es war ja nur eine 'ruchlose Moschee, in welche der majestätische Tempel
Minervens verwandelt gewesen war' ***)! Mit etwas grösserem Mitgefühl sprach sich
die schwedische Kammerfrau der Gräfin Königsmark aus, welche im Gefolge ihrer
Gebieterin, vom gichtischen Consul Giraud geleitet und durch die Lecture von Spous
Heise vorbereitet, die zerstörten Herliclikeiten betrachtete; ungern habe Seine Excel-
lenz den schönen Tempel zerstören- wollen, 'aber es half ja nichts, die Bomben ver-
richteten ihr Werk, und nun kann der Tempel in dieser Welt nie mehr aufgerichtet
werden"2-'5). Auch unter den Offizieren wurden Stimmen des Bedauerns laut. Der
Tempel den Xerxes Wutli verschont — so wähnten sie — sei nun durch ihre Hand
zerstört251') — eine traurige Variation des römischen quod mm fecerunt barbari fece-
runl Darberini. Allein sie wüsten sich darüber zu trösten, indem sie unter den
herumliegenden Skulpturen transportable Stückchen wählten, um sie als Andenken
heimzubringen oder den Ihrigen zu senden257). Die Ingenieure endlich machten sich
daran Pläne aufzunehmen und Zeichnungen anzufertigen, in denen auch die Bombe
und ihre Wirkung nicht vergessen ward25s).
Dil; Kunde von dem ausserordentlichen Ereignis — eine für uneinnehmbar gel- .r>4
tende Festung binnen weniger Tage, durch eine einzige Bombe, erobert! — ver-
breitete sich rasch in Europa, und wer bis dahin von 'Minerva Tempel' nichts
gewust, begann jetzt sich dafür zu interessieren. Schon am 22 November meldeten
253) S. Abschn. III, die Elnl. zu den Nordmetopen Taf. IV.
-&) Anh. III, IG. 17.
•255 j Anh. III, 22. In demselben Brief an ihren Bruder heisst es: Alla de Antiqniteter som
här finnas, är miy om'jjliyt all beskrifoa. En fransk bok nf or 1G75 och 1076 Jacob Spons och en
Engetsmans, synes mycket juste derom skrifoit. Densamme Konsul Giraud harr och fördt oss om-
kriny, som den hafver beledsayat, men med stör miida. efter han war incommoderat i sina fötter.
-™) Anh. III, 20, vgl. 24 und Anrrt. 25!).
'^") Kapitän Hartmand nach Kopenhagen s. zu Siidmet. IV. Andres kam nach Venedig, s. zu
Tal. VIII, (i. Nordfr. XXVII A, Inschriften nach Kassel (Gesner comment. soc. Gott. II (1752), 281).
"*) Unter der Direction des ungeschickten Oberintendanten der Artillerie Grafen San Kelice
entwarf der Kapitän Verneda einen recht genauen Plan der Festungswerke (Fanelli AI. AU. S. .'117.
Laborde II zu §. 180 vgl. Taf. I, 3), ferner eine Ansicht der ganzen Stadt (Laborde zu S. 170).
eine Ansicht der Akropolis nach der Belagerung (Kanelli S. 30s. Laborde zu S. 150) und einen
Specialplan derselben (Kanelli ebda. Laborde zu S. 176, vgl. Taf. I. 3|. Eine andere Ansicht gibt
Fanelli S. 313 (113 ist Stichfehler auf der Platte)