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Lübecker Kunst-Auktions-Haus Cornelius C. M. Michaelsen [Hrsg.]
Antiquitäten des XV. bis XIX. Jahrhunderts: Sammlungen u. a. des weil. Geheimen Sanitätsrat Dr. W. in B., Gemäldegalerie d. vorm. Konsuls F., aus Hamburg, II. Teil Freytag (Lübeck) ; Porzellan, Kristall, Delfter Fayencen, Arbeiten in Gold und Silber, Email, Arbeiten in Kupfer, Messing, Bronze, Zunftsachen, Miniaturen, Uhren, Webereien und Volkstrachten, Möbel und Einrichtungen, Pesel (Bauernstube), Stiche und Stammbücher, Sammlung französischer Spitzen, Gemäldesammlung usw. ; Auktion in Lübeck vom 13. bis 17. November 1911 — Lübeck, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.21653#0005
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Vorwort.

Norddeutschland ist der Sitz einer sehr alten Kultur mit ausgeprägter Eigenart. Der Sammeleifer hat
sich schon vielfach mit dem befriedigendsten Erfolge den Erzeugnissen nordischer Kunst und blühenden Kunst-
gewerbes zugewandt, so daß es schon recht schwierig geworden ist, gute echte Stücke zusammenzutragen.
Verschiedene glückliche Umstände und eine besonders geschickte Hand haben in jahrelangen Bemühen es trotz-
dem vermocht, in der hier zur Versteigerung gelangenden Kollektion eine ganz große Zahl guter und bester
Sachen zusammenzutragen, die sicher von verständnisvollen Liebhabern gewürdigt werden. Aus allen Gebieten
ist diese selten reiche Auswahl entnommen; und nicht nur das Inland, das bodenständige Handwerk und Kunst-
gewerbe ist vertreten, sondern auch, wie es die Nähe der verschiedenen Küsten und die Handelsbeziehungen aus
Jahrhunderten mit sich bringen, das Ausland, vor allem England und Frankreich.

Unter den Fayencen und Porzellanen sind die beliebten Erzeugnisse der bekannten Manufakturen und die
fast noch selteneren der schleswig-holsteinischen (z. B. Schleswig, Kiel, Kellinghusen, Stockelsdorf), auch Delfter,
ausgezeichnet vertreten; ein großes Alt-Japan-Service ist eine wahre Perle.

Die Möbel aus Holz aller Art (z. B. Mahagoni, Eiche, Harthölzer, Obsthölzer usw.) sind teilweise einzig
schön und geben ein vollständiges Bild der Wohnungskultur dreier Jahrhunderte: figürlich geschnitzte

Renaissance- und Barockschränke, wundervolle Lübecker Intarsienschränke des 17. Jahrhunderts, stilvolle Empire-
und gemütliche Biedermeiermöbel und sonstige Truhen und Schränke, Stühle und Bänke, Sekretäre und
Schatullen, Sofas und Tische und Wandschmuck aller Art, die sich unschwer zu ganzen Zimmereinrichtungen
zusammenstellen lassen.

Sogar ein Dithmarscher Pesel (Bauernstube) mit ganz geschnitzten Wänden und Türen und herrlichen
Kachelwänden ist vorhanden, um den sich sicher die Museen und Sammler streiten werden.

Unter den Silber- und Goldsachen ist eine umfangreiche Sammlung der gesuchten Riechdosen, bester
Goldschmiedearbeit und von einer Reichhaltigkeit, daß sie sicher zum zweitenmal nicht existiert, ferner Schmuck
und Geräte aller Art; dahin gehören auch die Platedsachen, darunter ein Empire-Tafelaufsatz reinsten und
edelsten Stils aus königlichem Besitz, ferner Leuchter und Tafelgeräte.

Elfenbein und Bernstein schließen sich an, weiter Metallarbeiten in Messing, Bronze, Kupfer, Zinn, meist
reich getrieben oder ziseliert.

Herrliche Webereien (Beiderwand) sind da, auch Volkstrachten (Röcke, Hauben, Mieder, Anzüge) mit
allem zugehörigen Bauernschmuck; alle Techniken aufzuzählen fehlt hier der Raum.
 
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