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Michałowski, Kazimierz; Dziewanowski, Andrzej [Ill.]
Alexandria — Wien [u.a.], 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.44740#0015
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zählten die berühmtesten griechischen Denker der hellenistischen Epoche, wie der
Mathematiker Euklid, der Astronom Aristarch und der Geograph Eratosthenes. Die
Dichter Theokrit und Kallimachos sowie die Maler Apelles und Antiphilos - ersterer
gilt als der größte Maler der Antike überhaupt - trugen auf ihre Weise zum Glanz
des geistigen und künstlerischen Zentrums Alexandria bei.
Zu den wichtigsten Bauten, die sich in der Nähe des Hafens befanden, zählen, neben
dem Leuchtturm auf Pharos, das Posidonium mit dem Tempel das gleichnamigen
Gottes, die großen Stapelplätze Timonium und Apostases, die ausgedehnten Lager-
hallen des Hafens, die Werften Neoria oder Navalia, die Paläste und das Theater im
Königsviertel, der Isistempel und das Arsinoeion. Heute ist davon nichts mehr
erhalten. Ähnlich verhält es sich mit den Bauwerken, die einst das Zentrum der
Stadt schmückten. Es handelt sich um die Agora, das Tetrapylon, die Stoa, das
Adrianeion, die Sanktuarien des Agathodaimon, des Dionysos, des Hermes, des
Hephaistos, des Kronos, der Tyche und um verschiedene Isistempel. In der Nähe
sollen sich auch der Palast Hadrians, das Grabmal Alexanders des Großen, das Gym-
nasion, das Paneion, die durch Antoninus Pius errichteten Tore des Mondes und der
Sonne und das Dikasterion befunden haben, weiter die berühmten Grabbauten der
Ptolemäer, das große Familienmausoleum der Ptolemäerkönige, das sogenannte
Ptolemaion, sowie das Grabmal, das Kleopatra für sich und Antonius errichten ließ.
DAS GRAB ALEXANDERS DES GROSSEN
Von den erwähnten Bauwerken verdient das Grab Alexanders des Großen beson-
dere Aufmerksamkeit, stellt es doch seit Jahrzehnten ein gleichermaßen rätselhaftes
wie leidenschaftlich umstrittenes Problem dar. Zu diesem Thema sind auf einer bis
heute nicht bewiesenen Grundlage eine ganze Anzahl von Publikationen erschienen,
von denen es jedoch viele nicht verdienen, als ernsthafte wissenschaftliche Studien
bezeichnet zu werden. Jeder Archäologe, der an den mit Unterbrechungen durch-
geführten Ausgrabungen teilnahm - bis vor kurzem ausschließlich unter der Leitung
ägyptischer Behörden wurde von den Einwohnern der Stadt als ein nach dem
Grabmal Alexanders des Großen Suchender angesehen. Es entstanden sogar private
Gesellschaften, die mit Genehmigung der städtischen Behörden kostspielige und
vergebliche Suchaktionen auf einem Gelände durchführten, das auf Grund phan-
tastischer Gerüchte ausgewählt worden war.
Als die polnische Ausgrabungsmission im Jahre 1965 den römischen Theaterbau
freigelegt hatte, berichtete die örtliche Presse der gesamten Welt vom Auffinden des
Grabes Alexanders des Großen durch die Polen. Der Autor dieses Textes erhielt sogar
einen telegrafischen Auftrag der Redaktion der „New York Times”, für ein sehr
hohes Honorar einen Artikel über die polnische Entdeckung zu verfassen. Das
Grabmal Alexanders des Großen hat jedoch bis jetzt niemand gefunden. Bereits am
Ende der antiken Epoche führten die Kirchenväter, wie der hl. J ohannes Chrysosto-
mus, wenn sie von der Vergänglichkeit des irdischen Ruhmes sprachen, das Beispiel
an, daß es niemandem mehr in dieser Stadt bekannt sei, wo sich das Grabmal Alexan-

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