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Millin, Aubin L.; Parthey, Gustav [Hrsg.]
A. L. Millin's Mythologische Gallerie: eine Sammlung von mehr als 750 antiken Denkmälern, Statuen, geschnittenen Steinen, Münzen und Gemälden, zur Erläuterung der Mythologie, der Symbolik und Kunstgeschichte der Alten ; sorgfältig übersetzt und mit den 190 Original-Kupferblättern der französischen Ausgabe begleitet (Band 1): Text — Berlin, Stettin, 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.7991#0287
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282

IIET.niSNSAGEN.

VERGÖTTERTE FÜRSTEN.

Wenn gleich die Griechen ihren Heroen und ab-
geschiedenen Königen, so wie den mythischen Gründern
der Städte und Pflanzstädte, göttliche Ehre erwiesen, so
findet sich doch erst bei den Nachfolgern Alexanders der
Gebrauch, dafs die Herrscher auf ihren Henkmalen den
Beinamen Gott annehmen. So die Könige von Syrien,
673, cixxvii bis, und Aegypten, 672, ib.

Mehrere Jahrhunderte hindurch vergötterten die Rö-
mer nur den Romulus, dann erhielt Cäsar zuerst diese
Ehre. Schon bei seinem Leben hatte ihm der Senat den
Götterwagen (l/iensa), die geweihte Trage (^ferculum),
Altäre und Bildsäulen neben denen der Götter, ein Tem-
pelkisscn (pulvinar), einen Priester ( flamcn) und Luperci
zuerkannt; nach seinem Tode aber, bei den Leichenspie-
len, welche Augustus feiern liefs, erschien ein Komet,
675, ctxxvu, welchen das Volk für ein Zeichen von
Cäsar's Aufnahme in den Himmel hielt; Augustus gab
dem Cäsar den Beinamen Hivus, und versetzte ihn un-
ter die Götter. Bald widerfuhr dem Augustus dieselbe
Ehre. Zuerst verlangten die Provinzen des Reichs, ihm
Tempel errichten zu dürfen; er erlaubte es nur unter
der Bedingung, dafs man zugleich die Göttin Roma
verehre; sogleich errichtete man gemeinschaftliche Altäre,
664, clxxviii, nach seinem Tode aber hatte er in Rom
einen eigenen Tempel.

Seitdem wurde die Feierlichkeit der Vergötterung
durch das Wort consecratio (Heiligung) bezeichnet, 681,
cr.xxix. Sie sollte freiwillig durch den Senat zuerkannt
werden; aber das Volk, die Heere und selbst die Kai-
ser, erzwangen oft die Entscheidung. Auch Kaiserinnen
wurde diese Ehre zu Thcil, 682, clxxx; 683, cxxxix.

Die Vergötterung eines Kaisers geschah mit vielem
Gepränge; nachdem der Leichnam in ein Tuch gewickelt
war, legte man ihn auf ein elfenbeinernes Lager, und
 
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