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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0271
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Die Aufstellung des Reiters vom Lateran durch Michelangelo

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195. Die Stirnseite des Sockels mit dem Papstwappen und der Inschrift der Conservatoren
vom 1.—2. Trim. 1536 und die Südseite mit der antikisierenden Gemeindewidmung

Bestreben, den bescheidenen Ausmaßen Rechnung zu tragen und den Platz nicht durch die Masse eines
mächtigen Sockels zu bedrängen, hatte vielleicht seinerzeit sogar dazu geführt, diesen sowohl für das
Auge als für die Tragfähigkeit etwas zu schmal und zu schlank zu gestalten, der Grundgestalt einer Säule
zu stark anzunähern. Begreiflicherweise war wohl Michelangelo sehr daran gelegen, einem etwaigen
Mangel oder neuen Bedürfnissen noch selber zu begegnen.
Indem an der Stelle, wo, den Richtungen des Platzes antwortend, sich die beiden Grundbewegungen
des Gebildes überschneiden, vier schlanke Pfeiler mit einer Kante leicht hervortreten, wird dieser wesent-
liche Einschnitt keineswegs verdeckt, sondern noch deutlicher hervorgehoben. Zudem kommt nun auch
die Bedeutung der Eckrisalite des Senatorenpalastes für den Kapitolsplatz am kaiserlichen Standbild
viel klarer zum Ausdruck. Daß kaum etwas auch vom geistigen Gehalt, nicht bloß vom stofflichen
Bestand am Werke verloren ging bei diesem Vorgang, ergibt sich wohl am auffälligsten daraus, daß
sogar trotz dem eindringlichen Hinweise der Urkunden, trotz dem auffallenden Unterschied in der
Bearbeitung des Marmors, trotz den unmißverständlichen Verhältnissen an der Deckplatte des Sockels
so lange nicht auffiel, daß ohne diese fraglichen „membretti“ hier genau ebenso viel und ebenso wörtlich
gleichwie im Stich von Beatrizet43 und bereits in der Zeichnung von Francisco d’Ollanda44 (Abb. 189) wie
auch auf der Schaumünze von Paul III 45 schon abgebildet war, noch immer vorhanden ist. Dabei ist bis
43 Vgl. Ch. Hitelsen, Das Speculum Romane Magnificentiae des Antonio Lafreri, in den Collectanea variae doctrinae für L. S.
Olschki, München 1921, S. 152, Nr. 48.
44 Francisco d’OiZLANDA, Codex-Album des Escorial, fol. 7v, ed. E. Tobmo, Os desenhos das antigualhas que vio F. D’Ollanda
Pintor Portugues ( . . . 1539-1565 . . . ), Madrid 1940, Erklärung S. 57f., ed. A. Pellizzari, Opere: Francisco de Hollanda II,
Neapel 1915, Tafel 14.
45 Ph. Bonanni, Numismata Pontificum Romanorum I, Roma 1699, Taf. 199, Nr. VIII und pp. 206-209. Es ist mir bisher nicht
gelungen, in irgendeiner Sammlung eine solche Münze nachzuweisen; deshalb verliert aber das Zeugnis von Bonanni nichts an
 
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