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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Suchos und Pramarres.

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Abb. 83.

darum eine innere Beziehung hergeleitet werden. Sondern wir also den gemeinsamen Faktor
Helios ab, so stehen Sarapis mit dem Krokodil und der Jugendliche mit dem Krokodil und
seiner ägyptischen Krone einander gegenüber. Fanden wir nicht schon einen solchen Gegensatz
in Heliosarapis und Helioshermanubis4)?
Jung werden und dann mit ihnen ver-
schmelzen konnte er nicht; so blieb ihm
nur Anlehnung, Zusammenschluß mit ihnen,
indem das ihm fremde, in ihren Attributen
symbolisierte Wesen der beiden seine Macht
erweiterte, als er im Zug war, ein allum-
fassender Gott zu werden, der das Wirken
aller Götter in seiner Einheit erhielt, und
aus ihr machtvoll hervorquellen ließ. Der
jugendliche Gott aber ist wie jener Herma-
nubis durch die hellenistische Kunstsprache
aus seiner ägyptischen Isoliertheit dem ge-
samten ägyptisch - griechischen Volke er-
schlossen: nur in seinem Attribut lebt noch
etwas von seiner früheren Gestalt, die den
Griechen zur Anbetung nicht sonderlich
reizte5).

Den Namen dieses Gottes zu suchen, bleibt nun als nächste Aufgabe; denn ,,Helios- R'e"
schien uns nicht zwingend, weil mit diesem Begriff nur gelehrte Spekulation der alten Tempel,
von der die Griechen nichts wußten, auch das Attribut Krokodil zu verbinden erlaubt6).
Dies Krokodil ist heiliges Tier, Erscheinungsform eines Gottes. Man hält es in der Stadt
der Krokodile, in Krokodilopolis, und im ganzen Gau des Faijum wird ihm unter verschiedenen
Namen Verehrung erwiesen7)- In späterer Zeit ist es eine Sehenswürdigkeit für die Fremden;
die Szene der Fütterung und Bekränzung der heiligen Tiere, die unter Musik und Tanz von
den Priestern des Heiligtums vollzogen wird8), amüsiert manchen unter ihnen. Denkmäler
bezeugen auch die Verehrung eines falkenköpfigen Krokodils, also einer besonderen Form, die

4) S. oben S. 45, Anm. 22. Meine drei Untersuchungen S. 17, Anm. 52.

5) Vgl. die Gaumünze des Ombites Anm. 3, wo der im ägypt. Stil krokodilsköpfige Gaugott Sobk ein Gott mit Menschen-
kopf und Krokodil auf der Hand geworden ist.

6) Erman, Religion2 71, 97.

7) Literatur zu häufen wird unnötig sein, da die Tatsachen bekannt sind. In meinem Resultat werde ich bestärkt
dadurch, daß Wilcken, Grundzüge I, 107 Anm. 2 einen der entscheidenden Punkte der Beweisführung in anderem Zusammen-
hang ausgesprochen hat, nachdem diese schon in ihren Einzelheiten feststand.

8) Es sind die Stellen, die Wilcken, Chrest. I, 2 Nr. 3 beigebracht hat. Vgl. Erman, Rel.2 241 m. Anm. 2. Das Mosaik
(Abb 183, Nuova descr. del Mus. Cap. 1882 App. XI Nr. 26) ist nun im Konservatorenpalast, Mosaikzimmer, am Fenster.
Gr. etwa 46:46. Stark fragmentiert: Vorn Wasserpflanzen, ein Papyrusboot. Ein Krokodil steigt nach 1. aus dem Wasser,
es trägt ein Rosenkränzlein auf dem Schädel, reißt das Maul auf, ein braunhäutiger, kahlköpfiger Priester (Gewand bis
Brust) füttert es mit einem Brot, das er dem Korb daneben entnommen hat. Ein anderer, hinter einem Baum, drückt sich
heran mit einem zweiten Kranz. L. zwei Zuschauer, Mann im Mantel, Frau im (Isis-)Mantel, hohe Pflanzen. Im Hintergrund
von 1. nach r., Frau (s. auch Abb. 84) nach r. schreitend mit großer Leier, r. von ihr lebhaft bewegt drei Tanzende (Mann
m. Mantel, r. Schulter und Brust frei, nach r., ihm entgegen Frau im Isismantel, dann dicker tanzender Marin von herkulischen
Formen (braun), um die Lenden ein Tuch; vgl. den Bes unten S. 155 und zum Ganzen Schreiber, Kom esch-Schukäfa S 233
Abb. 167). Vgl. auch die Fütterung der heiligen Krokodile auf der Rundbasis in der Galleria Candelabri. Auf dem Bauch
eines fragmentierten Kruges, Berlin 12 610, die gleiche Szene: das Krokodil wartend, ein Mann streckt ihm ein Brot hin.
(Schwarze, flüchtige Umrißzeichnung.)

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