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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Suchos und Pramarres.

mit der Sonne in Beziehung steht9). (Helios aber schien unser Gott mit dem Krokodil zu
sein.) Und schließlich wurden Krokodilmumien im sogenannten „Labyrinth", dem Totentempel
des Königs Amenemhet III. beigesetzt10).
Für uns kommt also nur der Krokodilsgott Sobk, den die Griechen Suchos nennen, in
Betracht. Und bleibt die Wahl zwischen Sobk von Kom Ombo, der in griechischem Bild das
Tier auf der Hand trägt, wie 213 (Anm. 5) und dem
des Faijum, so fällt in Rücksicht auf die Herkunft
der Terrakotte und andere Gründe (s. unten) die Ent-
scheidung für Suchos von Krokodilopolis nicht schwer.
Sobk-Suchos, der Gott dieses Gaues, spielt schon in
der Zeit der gewaltigen Könige der 12. Dynastie, die



Φ , das Land dem See abgewonnen haben11), und erst
recht wieder in der späten Zeit eine wichtige Rolle12).
Jetzt treten die Münzen des Gaus als Zeugen ein: Sie zeigen ein Krokodil, auf seinem
Haupt eine Sonnenscheibe; einen ägyptischen König; einen bärtigen Gott mit Krone von Hörnern,
Federn und Scheibe, zu seinen Füßen ein Krokodil, einen unbärtigen gleichen Typus ohne
Krokodil; denselben mit einer Sichel, oder mit einer Sichel in der einen, dem Kopf eines
ägyptischen Königs in der anderen Hand13). Sie alle repräsentieren den Gau, bilden
darum eine gedankliche Einheit, die zuläßt, daß ihre Elemente in der oder jener Verbindung
auftreten. Der Gegensatz „alter und junger Gott" wird aufgehoben, da ihr Wesen, wie ihre
Attribute, identisch ist, sie daher verschiedene Erscheinungsformen der gleichen Grundform
bilden müssen — und der König gehört dazu, wie gleich sich erweisen wird. Der jugendliche
also muß unser Suchos sein, auch wenn das Krokodil fehlt; da es zu Füßen des Alten sitzt,
so ist dieser bärtige — bärtig wie der in Kom Ombo — nur zu verstehen als der, an dessen
Stelle Heliosarapis treten konnte.
Und der Gestus der erhobenen r. Hand 14)? Gewöhnlich wird er als Ausdruck des Segnens
gedeutet; man kennt ihn bei Sonnengöttern nicht selten 15). So könnten wir zusammenfassend

9) Vgl. Hilton Price Coll. II, XXIX Nr. 4826, dazu Fragment eines Tellerchens aus grünem Stein (Abb. 84). Innen:
Isis (?) mit einer Leier (Trigonon) vor dem falkenköpfigen Krokodil mit der Doppelkrone, das auf Lotosblumen sitzt, in der
1. Klaue einen Palmzweig hält. (Louvre, Zimmer der kleinen Marmorfragmente.) (Ist das die gleiche Unterhaltung des heiligen
Tieres, wie wir sie eben sahen (Abb. 83) und sie vom Apis kennen? Also mythologisches Vorbild jener Szene? Das
gleiche Tier mit der Doppelkrone auf einem Fries ägyptisierender Figuren, ehemals in der Slg. des Kardinals Polignac. Dann
zwei rohe Kalksteinreliefs des Kairiner Museums, Edgar, Greek Sculpt. 27575 (pl. XXVIII) und Milne, Greek Inscr. (Cat. gen.
Caire) 9202. In zwei Berliner Stücken, Inv. Nr. 20 598 und 20 902 in einem Brustamulett von der Mumie getragen, Petrie,
Memphis IV, Taf. XXI (Hawara). Als ίερακοπρόσωπος beschrieben bei Dieterich, Abraxas 175, 7, 11. In dem einen Fall heißt
der Gott Soknopaios. — Zu erwähnen ist hier noch die Nomenmünze des Menelaites Dattari, 6309 (Taf. XXXIV), vgl. 901
(Taf. XIV)ff., auf der ein Gott mit Krokodilleib und Harpokrateskörper mit der Geste des Knaben erscheint. Ist hier Har-
pokr. gleich jenem Falkenkopf? Wie ich nachträglich sehe, hat v. Bissing bei Wolters, Bonner Jahrb. 1909, 271 die Gleichung
Hor-Soknopaios konstatiert. S. eben noch Junker, Götterdekret a. d. Abaton S. 42, Denkschr. Wiener Ak. 1913.

10) Herodot II, 148; Wilcken, Chrest. I, 107, 2; Edgar, Greek Sculpt. 27575, S. 59, 1 hat das Relief, das er bespricht,
ganz mißverstanden. Das Labyrinth Baedecker, Aegypten 186 u. sonst.

n) Breasted-Ranke, Gesch. Äg. 176ff.

12) Lefebvre, Annales IX, 231 ff. bes. 241. Σούχφ Οεω μεγάλε, μεγάλε, πατροπάτορι u. sonst .

13) Belege bei Dattari 6206—6212, Taf. XXXIII, XXXV. Die Sichel oder Harpe, ähnlich wie Kronos und Perseus sie
tragen, trägt auch der von Komombo Abb. 85, Anm. 3. Wie sie dazu kommen, ist mir nicht klar.

14) An den Fingern trägt er wohl Ringe wie Soknebtynis, Berlin 15978, Anm. 1.

15) Vgl. den Harpokrates oben Nr. 42, 43, 136, 137 Leipzig, Univ.-Slg. 1109. Auch andere Götter z. B. Berlin 8166
(Röm. Zeit): Hathor und Satis mit der gleichen Geberde hinter Horos, vor dem geopfert wird. Baur, Philologus Suppl. VIII,
505; Cumont, Monum. Mithra II, 202, Fig. 29 = Daremberg-Saglio s. v. Sol. Fig. 6498; es ist der Gestus des Betens im äg.
Dienst, z. B. des Königs vor dem Gott; so auch Olympias vor der Amonschlange, Weinreich, Nektanebos 9, 14. — Tiefere
Bedeutung als helfende Hand des Gottes Sarapis, der Wind und Wellen gebietet und aus Seenot errettet φανείς 6 θεός χεϊρα
 
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