Suchos und Pramarres.
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sagen, es sei 213 das Bild des segnenden Helios- Suchos 16). — Jedoch, vielleicht findet sich
noch eine Erklärung:
Fig. 214, unbekannter Herkunft: Ein ägyptischer König in alter Tracht, die aus ge-
streiftem Kopftuch mit Uräus und gestreiftem Lendenschurz besteht. Sie ist nicht vereinzelt 17),
imitiert den alten Stil nicht ungeschickt und trotz der kunstlosen Ausführung recht genau.
Ist es etwa einer der römischen Kaiser, wie man sie in alter Tracht an den Wänden der
späten Gebäude abbildete? Ein ägyptischer König hellenistischer Zeit, eine Statue, wie sie in
und außerhalb Ägyptens in den ägyptischen Heiligtümern gefunden werden 18)? In den Münzen
des Gaus begegnete uns ein ägyptischer König und der jugendliche Gott mit dem Kopf eines
ägyptischen Königs auf der Hand. Was bedeutete das? Gori 19) hat aus dem Floren-
tiner Museum eine Gemme abgebildet (Abb. 86), die uns hier das Rätsel löst:
Sehen wir doch darauf nach r. das Brustbild unseres Königs im Kopftuch mit dem
Uräus und gegen ihn die Hand erhebend einen Gott mit Locken, Strahlenkranz,
Abb. 86.
Sonnenscheibe und Federn, auf dessen 1. Hand ein Krokodil sitzt! Nun muß, da kein Kundiger
mit dem alten Gori die beiden für „Isis und Osiris" halten wird, Zufall ausgeschlossen sein;
denn wir gewinnen von allen Seiten das Resultat: Dieser König stand dem Gott Suchos
mit dem Krokodil gegenüber, Helios-Suchos begrüßt segnend den König. Zeigt auch
213 den Gott allein, so wird man gleichwohl nicht mehr zweifeln, daß dieses Bildchen indirekt
ein großes, plastisches Werk kopiert, die Tempelstatue, zu welcher der König gehört; und man
wird nicht mehr zweifeln, daß die Gemme uns die Gruppe selbst erhalten hat.
Mit diesem Schluß ist auch des Königs Name gegeben. Wissen wir doch schon längere
Zeit, daß mit Suchos der Kult des Pramarres, des königlichen Beschirmers des Faijum ver-
bunden war20), wie im Totentempel des Pramarres die heiligen Tiere des Suchos beigesetzt
wurden (Anm. 10). Pramarres stand, wie wir nun sehen, als Gott in der Königstracht vor
seinem göttlichen Freunde Suchos.
Jetzt bietet sich auch die Erklärung für jene Königsstatuen in den Tempeln des ägypti-
schen Kultus (Anm. 17). Denn dieses Gruppenschema ist auf Suchos und Pramarres nicht be-
schränkt: Ebenso tritt Kaiser Hadrian im Sarapeion dem Sarapis entgegen, der mit erhobener
ώρεξεν, Ael. Aristides II 237 p. 10 Κ.; vgl. II, 362 § 33 Κ.; Weinreich, Antike Heilungswunder 14, ebd. andere Beispiele. Als
Gestus der Begrüßung z. B. Daremberg-Saglio, Fig. 5779. Gestus eines Priesters aus Karthago: Collignon, Stat. funer. 365,
Fig. 232; so wohl auch Perdrizet, Fouilles de Delphes V, Fig. 98.
16) So wird nun auch für die πλατύμματα B. G. U. 162, 3f., die Schubart, Goldschmiedearbeiten S. 194 nicht recht
erklären konnte, sich das richtige sagen lassen: εν ω οψις θεού Σοκροπαίον; da es goldene und silberne, abgerundete, bald
mit Bild des Gottes geschmückte, bald glatte Platten sein sollen, liegt es nicht nahe, sie für Rahmenbilder mit Bildrelief
zu halten, wie das unserige, dann auch die Tazza Farnese sie bieten?
17) Ich kenne noch eine Alabasterstatuette in der Slg. Dimitriu in Athen, eine Bronze bei Guimet, eine Terrakotte
im Ottom. Museum in Konstantinopel. Auch eine Königsbüste auf einer Kamee ptol. Zeit, Babelon, Camees de la Bibl. Nat.
pl. XII, 139 gehört daher.
18) Otto, Priester und Tempel I, 348 ff. passim. Die äg. Königsstatue aus Abukir und viele Fragmente in Alexandrien;
die Statue des Ptol. in Athen; Rhodos; die des Philadelphos und der Königin im Vatikan, Hermestempel S. 12, Anm. 45,
dann die zahlreichen fragmentierten, ergänzten aus Tivoli; Marucchi, Vaticano Egizio; zwei Statuen aus dem Iseum von
Benevent; der Kopf des Vatikan, der Antinoos aus Villa Adriana, Marucchi, Vat. Eg. 36; ein Kopf (damals Borgia)
Neapel Mus.Naz. Borgia Nr. 428; zwei bärtige Köpfe mit Kopftuch und Uräus, Neapel, Inv. 6516, 120037.
19) Museum Florentinum, Gemmae 1731, Taf. LVIII Nr. III, „Insc. laspidi rubro ex Mus. Med." S. 123; „Isis sociatur
Osiridi". Die Beschreibung hat Reinach, Pierres grav. 33 übernommen. Durch Christian Hülsens freundliche Vermittlung
konnte ich von Comm. Milani einen Abdruck bekommen, nach dem Abb. 86 hergestellt ist (jetzt Nr. 1335 „rosso antico" nach
L. Milani). Erwähnt soll hier werden, daß vielleicht auch der Ring, Marshall, Fingerrings pl. XXVII, 1062 S. 170 ein Bild
unseres Gottes, sitzend, auf der Hand das Krokodil haltend, darstellt.
20) Rubensohn, Äg. Zeitschr. 1906, lllff. Wilcken, Archiv f. Pap. IV, 211 ff., jetzt Chrestom. I, 107, 1. Pramarres
mit Isis und Harpokrates zus., Dittenberger Or. Gr. 175.
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sagen, es sei 213 das Bild des segnenden Helios- Suchos 16). — Jedoch, vielleicht findet sich
noch eine Erklärung:
Fig. 214, unbekannter Herkunft: Ein ägyptischer König in alter Tracht, die aus ge-
streiftem Kopftuch mit Uräus und gestreiftem Lendenschurz besteht. Sie ist nicht vereinzelt 17),
imitiert den alten Stil nicht ungeschickt und trotz der kunstlosen Ausführung recht genau.
Ist es etwa einer der römischen Kaiser, wie man sie in alter Tracht an den Wänden der
späten Gebäude abbildete? Ein ägyptischer König hellenistischer Zeit, eine Statue, wie sie in
und außerhalb Ägyptens in den ägyptischen Heiligtümern gefunden werden 18)? In den Münzen
des Gaus begegnete uns ein ägyptischer König und der jugendliche Gott mit dem Kopf eines
ägyptischen Königs auf der Hand. Was bedeutete das? Gori 19) hat aus dem Floren-
tiner Museum eine Gemme abgebildet (Abb. 86), die uns hier das Rätsel löst:
Sehen wir doch darauf nach r. das Brustbild unseres Königs im Kopftuch mit dem
Uräus und gegen ihn die Hand erhebend einen Gott mit Locken, Strahlenkranz,
Abb. 86.
Sonnenscheibe und Federn, auf dessen 1. Hand ein Krokodil sitzt! Nun muß, da kein Kundiger
mit dem alten Gori die beiden für „Isis und Osiris" halten wird, Zufall ausgeschlossen sein;
denn wir gewinnen von allen Seiten das Resultat: Dieser König stand dem Gott Suchos
mit dem Krokodil gegenüber, Helios-Suchos begrüßt segnend den König. Zeigt auch
213 den Gott allein, so wird man gleichwohl nicht mehr zweifeln, daß dieses Bildchen indirekt
ein großes, plastisches Werk kopiert, die Tempelstatue, zu welcher der König gehört; und man
wird nicht mehr zweifeln, daß die Gemme uns die Gruppe selbst erhalten hat.
Mit diesem Schluß ist auch des Königs Name gegeben. Wissen wir doch schon längere
Zeit, daß mit Suchos der Kult des Pramarres, des königlichen Beschirmers des Faijum ver-
bunden war20), wie im Totentempel des Pramarres die heiligen Tiere des Suchos beigesetzt
wurden (Anm. 10). Pramarres stand, wie wir nun sehen, als Gott in der Königstracht vor
seinem göttlichen Freunde Suchos.
Jetzt bietet sich auch die Erklärung für jene Königsstatuen in den Tempeln des ägypti-
schen Kultus (Anm. 17). Denn dieses Gruppenschema ist auf Suchos und Pramarres nicht be-
schränkt: Ebenso tritt Kaiser Hadrian im Sarapeion dem Sarapis entgegen, der mit erhobener
ώρεξεν, Ael. Aristides II 237 p. 10 Κ.; vgl. II, 362 § 33 Κ.; Weinreich, Antike Heilungswunder 14, ebd. andere Beispiele. Als
Gestus der Begrüßung z. B. Daremberg-Saglio, Fig. 5779. Gestus eines Priesters aus Karthago: Collignon, Stat. funer. 365,
Fig. 232; so wohl auch Perdrizet, Fouilles de Delphes V, Fig. 98.
16) So wird nun auch für die πλατύμματα B. G. U. 162, 3f., die Schubart, Goldschmiedearbeiten S. 194 nicht recht
erklären konnte, sich das richtige sagen lassen: εν ω οψις θεού Σοκροπαίον; da es goldene und silberne, abgerundete, bald
mit Bild des Gottes geschmückte, bald glatte Platten sein sollen, liegt es nicht nahe, sie für Rahmenbilder mit Bildrelief
zu halten, wie das unserige, dann auch die Tazza Farnese sie bieten?
17) Ich kenne noch eine Alabasterstatuette in der Slg. Dimitriu in Athen, eine Bronze bei Guimet, eine Terrakotte
im Ottom. Museum in Konstantinopel. Auch eine Königsbüste auf einer Kamee ptol. Zeit, Babelon, Camees de la Bibl. Nat.
pl. XII, 139 gehört daher.
18) Otto, Priester und Tempel I, 348 ff. passim. Die äg. Königsstatue aus Abukir und viele Fragmente in Alexandrien;
die Statue des Ptol. in Athen; Rhodos; die des Philadelphos und der Königin im Vatikan, Hermestempel S. 12, Anm. 45,
dann die zahlreichen fragmentierten, ergänzten aus Tivoli; Marucchi, Vaticano Egizio; zwei Statuen aus dem Iseum von
Benevent; der Kopf des Vatikan, der Antinoos aus Villa Adriana, Marucchi, Vat. Eg. 36; ein Kopf (damals Borgia)
Neapel Mus.Naz. Borgia Nr. 428; zwei bärtige Köpfe mit Kopftuch und Uräus, Neapel, Inv. 6516, 120037.
19) Museum Florentinum, Gemmae 1731, Taf. LVIII Nr. III, „Insc. laspidi rubro ex Mus. Med." S. 123; „Isis sociatur
Osiridi". Die Beschreibung hat Reinach, Pierres grav. 33 übernommen. Durch Christian Hülsens freundliche Vermittlung
konnte ich von Comm. Milani einen Abdruck bekommen, nach dem Abb. 86 hergestellt ist (jetzt Nr. 1335 „rosso antico" nach
L. Milani). Erwähnt soll hier werden, daß vielleicht auch der Ring, Marshall, Fingerrings pl. XXVII, 1062 S. 170 ein Bild
unseres Gottes, sitzend, auf der Hand das Krokodil haltend, darstellt.
20) Rubensohn, Äg. Zeitschr. 1906, lllff. Wilcken, Archiv f. Pap. IV, 211 ff., jetzt Chrestom. I, 107, 1. Pramarres
mit Isis und Harpokrates zus., Dittenberger Or. Gr. 175.