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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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146 Totengöttin (Nr. 215—216).
standenen Löckchen 230; andere zeigen über dem Eulengesicht mit den Glotz- oder Mandel-
augen hohe Toupes mit Ketten, Rosetten, Bändern, oder menschliches Haar24). Der reiche
Schmuck um Hals, Brust und Arme, auch die Tücher erinnern wohl sehr an die früheren
Typen; im einzelnen spottet die meist wirre und unklare Bemalung der rekonstruierenden
Beschreibung. Warum alle den Nabelkreis so auffallend hervorheben 25), einzelne nur Halb-
figuren sind 26), andere die Haltung der (Anm. 21) erwähnten Frau wiederholen, ist schwer zu
sagen; nicht einmal die Grundidee ist eigentlich sicher zu gewinnen 27).
Nur auf eines ist noch hinzuweisen. Die in mehreren Exemplaren 28) bekannte Fig. 236
zeigt auf der Rückseite einen eingeritzten Zweig. Die gleiche Zeichnung auf dem Rücken einer
Frau kenne ich nur noch von dem Weib mit den Tieren, das zum Kreis der Zwerge gehört
(S. 77, Anm. 201). Ist da ein Zusammenhang?

215. Totengöttin? (Tafel 21.)
Berlin 9676. Nackte Göttin,
frontal, mit geschlossenen Beinen.
völlige Formen. Die Brüste sind

die Arme seitlich ausspannend. Sie steht aufrecht und
(Reste von Schwarz auf den Füßen: Sandalen?) Breite,
klein und sitzen zu hoch. Sie breitet die verkrüppelten


Abb. 87.

Arme aus: An den Oberarm setzt jeweils unmittelbar die Hand an. Auf dem
weißen Überzug des Körpers Reste von Farben (Schwarz und Rot): je zwei schwarze
Bänder von Schultern zu Hüften ziehend, kreuzten sich zwischen den Brüsten, ein
rotes vielleicht ebenso von 1. nach r. mit einer Schleife ebenda, der mons Veneris
schwarz. Um die Fußgelenke strickartig gedrehte Reifen; an den Armen glatte
(gelbe) Ringe. Ovales Gesicht, weitgeöffnete Augen. Die schwarzen Haare sind
in der Mitte gescheitelt; Ringellöckchen umschließen in drei ansteigenden Bogen

eng das Gesicht, die Ohren verdeckend und in jederseits drei die Schultern berührenden Dreh-
locken endend (von denen die vorderen geformt, die anderen aufgemalt sind). In einfachen Reihen,
von denen sich ein oder die andere Locke noch löst (gemalt), ist die Masse des Haares von
den Seiten her in einen starken Knoten gefaßt: an seiner Außenseite die Haare in 4 Reihen
gewellt, aus ihm hängen zwei Drehlocken in den Nacken (Abb. 87).
Rückseite: Haare, Rückenlinie und Schönheitsgruben, sonst Formen flüchtig skizziert.
Maß: H. 25,7 cm. — Herkunft: In Luxor gekauft. — Material: Lederbrauner Ton, Reste
von Farben. — Erhaltung: Intakt. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 369. — Erwähnt: 143.

216. Totenweib? (Tafel 21.)
Berlin 9324. Göttin (?), die Arme seitlich ausspannend. Runder Kopf, kurzes, krauses,
wolliges Haar, um den Hals einen mit Schleife umwundenen Kranz. Büste schwach, aber
wohl weiblich (vgl. 207). Die Hände sitzen unmittelbar an den Schultern an.

24) Andere Ex. erwähnt bei Strzygowski, Kopt. Kunst 201 (Slg. Forrer). Auch das ist keine neue Errungenschaft. Nach-

konstantinische Porträtstatuen im Alexandriner Mus. zeigen auf dem Schädel den gleichen Tuchbelag. Auch diese haben Perücken

gehabt. Aber auch schon altägyptische Werke: vgl. die kleine ,,Dienerin“, Schaefer, Amtliche Berichte 1913, 54: ,, Die Haargegend

ist bedeckt mit vielen Löchern, die zum Einfügen der langen, wohl aus Wolle und Ton zu denkenden Haarsträhnen dienen sollten.“

25) Nackt ist sicher 238. Die schematische Bemalung der Brüste beweist nicht unbedingt etwas, da die auch bei
bekleideten Mumien z. B. durch das Gewand durchschimmerten (Auflage von Rosa). Aber Brüste, Nabel mit vergoldetem
Wachs belegt, Ausf. Verz.2 344.

26) Leben da Formen fort wie die sitzende Halbfigur Nr. 77, 78.

27) Was ist mit dem Wort „Puppe“ erklärt? Soll das Kinderspielzeug sein? Strzygowski a. a. 0. 201.

28) Strzygowski, Kopt. Kunst S. 245, 7131, Abb. 298, 7132, 7133 (aus Kom Eschkaw). Leiden, Mon. Egypt. II, Taf.
XXVI, 154; Hildesheim 753; mehrere Ex. im Berliner Kaiser-Friedrich-Mus.; (Nr. 367 trägt auf der Rückseite das christl. Be-
kenntnis [Ε]Τς θεές. Strzygowski, Kopt. Kunst 201); vgl. weiter Anm. 22.
 
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