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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Geisberg, Max: Der verlorene Sohn aus dem Verlage Jobst de Negkers im Kupferstichkabinett zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0039
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DER VERLORENE SOHN

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DER VERLORENE SOHN
AUS DEM VERLAGE JOBST DE NEGKERS
IM KUPFERSTICHKABINETT ZU DRESDEN
Unter den Blättern großen Formates, die ihrer künstlerischen Bedeu-
tung halber im Dresdner Kabinett nicht in Mappen oder Rollen
aufbewahrt werden, sondern unter Glas und Rahmen an den Wänden
des Hauptsaales ausgestellt sind, ist der hier in starker Verkleinerung
wiedergegebene Einblatt-Holzschnitt mit der Darstellung der Parabel
vom verlorenen Sohn wohl der älteste. Für das riesige Bild mußten
6 oder 7 Blätter1 * * *) zusammengeklebt werden, und man kann aus einer
Unstimmigkeit in der Kolorierung, am Hängeärmel des stehenden
Mannes, erkennen, daß diese Einzelblätter nicht nur getrennt gedruckt,
sondern sogar zunächst getrennt bemalt worden sind, ehe sie zu-
sammengeklebt wurden. Da man in dem oberen Teile des Bildes,
16,5 cm vom oberen Blattrande entfernt, eine horizontale, quer durch
die ganze Darstellung laufende weiße Linie bemerkt, die nicht durch
Schnittlinien der Blätter sondern durch Fugen in den Holzstöcken
hervorgerufen ist, darf man schließen, daß das eigentliche Bild, ohne
die Ornamentumrahmungen, mit 9 Stöcken gedruckt ist. Sie alle sind
recht gleichmäßig im Schnitt, aber nicht im Druck; besonders der Teil
oben links ist augenfällig kräftiger gedruckt als die übrigen. Noch
eine interessante Eigentümlichkeit, die nur bei genauerem Zusehen zu
bemerken ist, sei hier erwähnt: die ganze rechte Wange des sitzen-
den Mädchens ist von einem besonderen, nachträglich eingesetzten
Holzstocke von unregelmäßig viereckiger Gestalt gedruckt. Die Fugen,
die etwa 2,2 : 7,3 : 3,9 : 9,4 cm messen, lassen sich genau verfolgen; sie
l) Das Ganze mißt heute 104,3 x 90,9 cm Blattgröße, das Bild selbst 74,6
x 78,1 cm Einfassung, die 6 cm breite Umrahmung an der Außenkante
100,1 x 90,1 cm. Der Papierrand ist oben 1,2, an den Seiten 0,3—4 cm
breit. Die sieben Einzelblätter setzen sich in der Weise zusammen, daß eine
horizontale und zwei vertikale Schnittlinien quer durch das ganze Bild laufen,
die erstere in einem Abstande von 52.8 cm vom oberen Blattrande, die beiden
letzteren in einem Abstande von 32,7 bzw. 32,2 cm vom linken bzw. rechten
Blattrande. Außerdem ist noch der mittlere Bogen der unteren Reihen aus zwei
Blättern, von denen das untere 16,2 cm in der Höhe mißt, zusammengestiickt,
aber dies muß bereits vor dem Drucke geschehen sein, wie sich aus dem
fetteren Abdrucke der auf diese Verbindungsstelle treffenden 8. und 9. Zeile
der 3. und 4. Textkolumne ergibt. Die bei Dodgson, Catalogue of early german
and flemish woodcuts in the British Museum, Bd. II, S. 207 Anm. 1 angegebenen
Maße sind unrichtig.

Mitteilungen a. d. Sachs. Kunstsammlungen II

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