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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Schinnerer, J.: Die Sammlung Becher im deutschen Buchgewerbemuseum zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0077
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DIE SAMMLUNG BECHER

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roquin gebundenen italienischen und deutschen Bände der Sammlung
beweisen. Auch die Kunst Jakob Krauses, des bedeutendsten deutschen
Buchbinders der Renaissance, der 1566—85 unter Kurfürst August in
Dresden gewirkt hat, ist vielleicht von Frankreich beeinflußt. Eines der
Prachtstücke der Becher-Sammlung, ein großer mit Emailfarben be-
malter Einband von der Art, wie auch die Dresdner Bibliothek einen
besitzt (Abb. Lier, Die Einbände der Dresdner Bibliothek Taf. 57),
vertritt seine Art neben kleineren Bänden vorzüglich.
Das Land, das die französischen Einflüsse am originellsten weiter-
gebildet hat, ist England, das vom Ende des 17. Jahrhunderts ein Jahr-
hundert lang eine hervorragende Rolle spielt, hauptsächlich durch die
Tätigkeit des Buchbinders Samuel Mearne, der eigenartige Formen
für das Flächenornament des Bucheinbandes — unter Übernahme ein-
zelner Motive vom Le Gascon-Stil — geschaffen hat. Die Art, den
Spiegel durch gabelförmige Linien zu gliedern, zwischen denen üppig
Ornamente, Blumenranken und Punktstempelmuster wuchern — der sog.
Cottage-Stil — ist jetzt im Buchgewerbemuseum besser als in irgend
einer andern deutschen Bibliothek zu studieren. Ebenso auch der
„All-over-Stil“ dieses Meisters, für den die merkwürdigen hörner-
artigen, oft durch Silberbemalung hervorgehobenen Ornamente charak-
teristisch sind, ferner die schottische Einbandkunst und nicht zuletzt
die in England blühende Kunst des gewirkten Bucheinbandes, dessen
Glanzstück der angeblich von den „Nonnen“ von Little Gidding ge-
fertigte Band mit den Porträts der Königin Henriette Maria und ihres
Sohnes Karl II. ist. J. Schinnerer

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