DOI Heft:
Ueber den Verfall der Kunst
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.52628#0003
r.
Ueber den Verfall der Kunst. *)
) England können alle Fremde an den akademi-
schen Preißgewinnungen Antheil nehmen, so
wie auch alle Jahre ihre Gemählde, Bildhauerwerke,
Zeichnungen und Steinschneiderey — Kupferstiche
werden nicht angenommen — öffentlich in der kö-
niglich akademischen Exhibition ausstellen. Dies sind,
nebst dem, daß es hier mehr, wie in andern kulti-
virten Ländern, schöne Menschen von beyderley Ge-
schlecht giebt, unstreitig große Vortheile für den
Künstler und für den betrachtenden Dilettanten.
Aber, nichts desto weniger müssen oft Künstler
in England verhungern, wenn sie nicht genug empi-
rischen Ruf haben, aus der Ursache weil ein Name
oft mehr nützet, wie Wissenschaft, und die Nation
keine Empfindung für die Kunst hat. Wäre für dies
epidemische Nebel irgend ein Mittel vorhanden; so
würde die arme Kunst sowohl hier, als in so vielen
andern Ländern höher thronen, und weniger darben.
A 2 Der
*) Geschrieben kn London am rsten Jun. 1788.
Ueber den Verfall der Kunst. *)
) England können alle Fremde an den akademi-
schen Preißgewinnungen Antheil nehmen, so
wie auch alle Jahre ihre Gemählde, Bildhauerwerke,
Zeichnungen und Steinschneiderey — Kupferstiche
werden nicht angenommen — öffentlich in der kö-
niglich akademischen Exhibition ausstellen. Dies sind,
nebst dem, daß es hier mehr, wie in andern kulti-
virten Ländern, schöne Menschen von beyderley Ge-
schlecht giebt, unstreitig große Vortheile für den
Künstler und für den betrachtenden Dilettanten.
Aber, nichts desto weniger müssen oft Künstler
in England verhungern, wenn sie nicht genug empi-
rischen Ruf haben, aus der Ursache weil ein Name
oft mehr nützet, wie Wissenschaft, und die Nation
keine Empfindung für die Kunst hat. Wäre für dies
epidemische Nebel irgend ein Mittel vorhanden; so
würde die arme Kunst sowohl hier, als in so vielen
andern Ländern höher thronen, und weniger darben.
A 2 Der
*) Geschrieben kn London am rsten Jun. 1788.