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Modderman, Pieter J.; Clason, Anneke
Die neolithische Besiedlung bei Hienheim, Ldkr. Kelheim (Band 1): Die Ausgrabungen am Weinberg 1965 bis 1970 — Kallmünz/​Opf.: Verlag Michael Lassleben, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.63701#0053
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GRUBEN

Weitaus die meisten Gruben wurden während des
Bestehens der Linearbandkeramik eingetieft und
gefüllt. In der anschließenden Periode der Stich-
bandkeramik und der Rössener Ware ist die Siedel-
aktivität beträchtlich geringer gewesen. Das gleiche
sehen wir bei der Chamer Gruppe, ungeachtet der
beiden Gräben. An nur einer Stelle ist Altheimer
Keramik in einer Grube gefunden worden. Abge-
sehen von dem Bechergrab und dem Grubenhaus
mit den beiden Scherbennestern aus der Frühen
Bronzezeit ist in der vorgeschichtlichen Zeit auf
dem bis einschließlich 1970 erforschten Gelände
nicht gesiedelt worden. Wohl sind aus der Acker-
krume einige latene-zeitliche Scherben geborgen
worden. Bleibt noch die Erwähnung einiger mittel-
alterlichen Gruben.
Es hat u. E. keinen Sinn, jede Grube einzeln zu
beschreiben. Was von Bedeutung erscheint, wird in
chronologischer Reihenfolge erörtert.
Linearbandkeramische Gruben
In der Regel sind die Umrisse der Gruben, auf
dem Niveau, wo wir sie erstmalig sahen, unregel-
mäßig geformt. Sie sind selten rund oder oval. Es
lassen sich folgende zwei Grubentypen unterschei-
den.
A. Die länglichen Gruben neben den Hausgrund-
rissen. In vielen Fällen stellte sich im Schnitt her-
aus, daß eine solche Grube im Grunde aus zwei
aneinandergereihten Gruben besteht. In einigen
Fällen wurden neben einer länglichen Grube keine
einwandfreien Spuren eines Gebäudes gefunden.
Ein gutes Beispiel dafür ist Grube 721 in den Qua-
draten B-4 und G4 (Taf. 8, 49 und 50). Aber auch
mit den länglichen Gruben in H-3, H-4, 1-3 und
1-4 (Taf. 6 und 7) können wir in dieser Hinsicht
nichts anfangen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Im Prinzip kann u. E. das Vorhandensein eines
Gebäudes an diesen Stellen nicht ausgeschlossen
werden, was von Bedeutung ist für die Schätzun-
gen in bezug auf die Anzahl von Hausgrundrissen
in der Fundstelle Hienheim.
B. Die Grubenkomplexe. An sieben Stellen sind
nahe beieinanderliegende Gruben gefunden worden,
die nicht immer alle in der linearbandkeramischen
Periode eingetieft worden sind, sondern zum Teil
auch in späteren Perioden. Dennoch werden all die-
se Komplexe im folgenden beschrieben, weil stets
eine linearbandkeramische Komponente vorhanden
ist.

1. Grubenkomplex J-5 und K-5 (Taf. 35—41)
Der Grubenkomplex ist während der Linearband-
keramik entstanden. Zwar sind in ihm Stichband-
keramische und Rössener Funde gemacht worden
(Taf. 41), aber diese stammen mit Sicherheit zu
einem großen Teil aus Fundnummern (498, 530,
531, 532 und 533), die sich auf die oberen 5—
10 cm der Grubenfüllung beschränken. Es muß
angenommen werden, daß diese Scherben dort erst
hineingelangt sind, als die Füllung mit Linearband-
keramik schon ein wenig eingesackt war.
Der 59 m2 große Komplex, der April—Mai 1970
erforscht wurde, setzt sich in nördlicher Richtung
noch über eine Oberfläche von 45 m2 fort, wie sich
bei den Grabungen von 1974 herausstellte. Wäh-
rend der Forschungsarbeiten von 1970 wurde zu-
nächst ein Netzwerk von Bohrungen bis zu 50 cm
über die Fläche gelegt, um Einsicht in die Tiefen-
unterschiede der Gruben innerhalb des Komplexes
zu erwerben. Auf Grund dieser Beobachtungen wur-
den Profile aufgestellt, wodurch Rechtecke von
1,60 m X 2,00 bis 2,60 m entstanden sind. Diese
Rechtecke wurden jeweils wieder in vier oder we-
niger Teile unterteilt, je nachdem es sinnvoll schien,
die Funde voneinander zu trennen (Taf. 36). Dann
wurde beim Ausgraben der Rechtecke jeweils in
einer Tiefe von 30 cm wieder eine Fläche gelegt
und gezeichnet. Dabei stellte sich heraus, daß bei
den Bohrungen mehrere Fehlinterpretationen vor-
gekommen waren, so daß die Profilschnitte nicht
durch die tiefsten Teile des Grubenkomplexes ver-
laufen. Die Tiefenlinienkarte (Taf. 35) wurde beim
Abschluß der Untersuchungen hergestellt; sie gibt
ein zuverlässiges Bild der vorgefundenen Situation.
Die Tiefe der Gruben im Komplex wechselt ziem-
lich stark. Es gibt eine tiefe Grube (etwa 1,30 m
unter der ersten gezeichneten Fläche) (Fundnum-
mern 586 und 593), in der Prof. Dr. M. J. Aitken
vom Research Laboratory for Archaeology and the
History of Art in Oxford Monitor-Kapseln aufge-
stellt hat zur Bestimmung der Radioaktivität in der
Erde, dies im Zusammenhang mit seinen Thermo-
lumineszenzmessungen. Die anderen Gruben sind
alle zwischen 50 und 70 cm tief.
Von manchen Gefäßen wurden die Scherben ver-
streut über verschiedene Rechtecke (= Fundnum-
mern) gefunden. Ein markantes Beispiel dafür ist
das ausschließlich mit Einstichen verzierte Gefäß
(Taf. 40), das aus den Fundnummern 530, 534, 598,
602, 603 und 613 stammt. Zwei von diesen Num-

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