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Modderman, Pieter J.; Clason, Anneke
Die neolithische Besiedlung bei Hienheim, Ldkr. Kelheim (Band 1): Die Ausgrabungen am Weinberg 1965 bis 1970 — Kallmünz/​Opf.: Verlag Michael Lassleben, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.63701#0055
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men von drei verschiedenen Gefäßen (Taf. 23). Die-
se Verzierungs weise wurde auf keiner einzigen
Scherbe aus den übrigen Fundnummern beobachtet.
Zweitens ist im Profilschnitt durch die betreffende
Grube eindeutig festgestellt worden, daß die Fül-
lung erheblich eingesackt ist, was bei einer 1 m
tiefen Grube auch nicht weiter verwunderlich ist.
Die Möglichkeit, daß die typologisch jüngeren Scher-
ben aus dem obersten Teil der Füllung stammen,
ist damit gegeben.
Die Fundnummern 758, 759, 760, 762 und 763
haben einige stichbandkeramische Scherben erbracht,
die wohl aus den obersten Zentimetern der Füllung
stammen werden. Die interessanteste Scherbe ist
zweifelsohne das Armbandfragment aus 763 (Taf.
47).
Im NW-Teil des Grubenkomplexes (Taf. 42 und 43)
sind überall stichbandkeramische Scherben gefunden
worden. Dennoch kann nur der südlichste Teil, wo
sich eine vereinzelte Grube befand, einwandfrei
während des Mittelneolithikums entstanden sein.
Die Fundnummern 795, 796, 797, 799 und 801
enthielten eine ausreichende Anzahl von Scherben
aus jener Periode, um diesbezüglich Gewißheit ha-
ben zu können. Nordwestlich von dieser mittelneo-
lithischen Grube wurde viel Tonware der Chamer
Gruppe gefunden. Die dort befindlichen Gruben
müssen in dieser Periode entstanden sein, während
bei der Auffüllung herumliegende Scherben älterer
Bewohner aus der Linearbandkeramikzeit und Mit-
telneolithikum hineingeraten sind. Mit Sicherheit
wird Grube 823 geschnitten von 820, aber außerdem
steht fest, daß beide in der Periode der Chamer
Gruppe entstanden sind. Der am meisten nordöst-
lich situierte Teil des Komplexes enthielt außer-
ordentlich wenig Funde. Das Inventar von Grube
326 erwähnt eine Randscherbe mit nach außen um-
gebogenem Rand, die zu der Altheimer Gruppe ge-
hören könnte. Auch in 802 ist eine Randscherbe
dieser Art gefunden worden, die auf Aktivitäten in
jener Periode deuten könnte.
3. Grubenkomplex C-5 und C-6 (Taf. 10)
Die hier gemeinte Gruppe von Gruben ist dem
Inhalt nach hauptsächlich zur Zeit der Linearband-
keramik entstanden. Erst nachdem von der Fläche
unter der Ackerkrume noch 20—-30 cm abgehoben
worden war, haben wir die einzelnen Gruben gut
erkennen können. Nahezu alle Gruben reichen 50—
75 cm unter die gezeichnete Fläche.
In SW befindet sich eine ovale Grube (Fundnum-
mer 465; größte Länge 1,60 m, Tiefe 0,16 m), die

der Chamer Gruppe zugezählt werden kann. Die
Füllung enthielt bemerkenswert viel Hüttenlehm.
Oben in der Füllung von Grube 489 wurde gleich-
falls viel Hüttenlehm in einem Chamer Kontext
gefunden.
Sehr viele Scherben sind aus Grube 489 zum Vor-
schein gekommen (Taf. 51, 52, 53, 54). Auch die
beiden nördlich angrenzenden Gruben 343 und 344
erbrachten ziemlich viel Tonware. An verzierten
Scherben handelt es sich um folgende Zahlen: 49,
20 und 17, Zahlen, die sich auf die zu rekonstruie-
renden Gefäße beziehen und nicht auf die absolute
Menge an Scherben. Die Gruben 343 und 489 müs-
sen gleichzeitig gefüllt worden sein, weil einige
Scherben zusammenpassen. Von keiner anderen Gru-
be (Fundnummern 466, 476, 477, 485 und 486)
kann mit Sicherheit etwas über die Gleichzeitigkeit
ausgesagt werden. Höchstens kann man sie auf
Grund des Eindrucks von den verwendeten Ver-
zierungsmotiven für höchstwahrscheinlich gleichzeitig
halten.
Es gibt keine Indikationen für die Möglichkeit,
den Grubenkomplex mit einem Hausgrundriß zu
verbinden.
4. Gruben auf den Grenzen der Quadrate D-7, E-6
und E-7 (Taf. 12)
Die betreffenden Gruben wurden während zweier
Grabungsperioden untersucht. Die Trennungslinie
zwischen ihnen fällt in etwa mit der zwischen
D und E zusammen. In allen Gruben sind
linearbandkeramische Scherben gefunden worden.
Außerdem kamen in den nordöstlich liegenden
zwei Dritteln des Komplexes, worin zwei Gruben
zu unterscheiden sind, mittelneolithische Scherben
zum Vorschein. Wahrscheinlich ist also lediglich
das südwestlich liegende Drittel zur Zeit der Linear-
bandkeramik entstanden (Fundnummern 142, 230
und 277). Der weitere Komplex wurde also später
eingetieft, wonach außer mittelneolithischen Scher-
ben auch Linearbandkeramik in die Füllung hinein-
geraten ist. Die wenig zahlreichen verzierten Scher-
ben aus beiden NO-Gruben unterscheiden sich so
wenig voneinander, daß Gleichzeitigkeit dieser bei-
den Gruben angenommen werden darf. Die am mei-
sten nördlich liegende (Fundnummern 144, 218 und
232) ist 50 cm tief, die andere (Fundnummern 58,
231, 318 und 446) reicht bis 60 cm unter die ge-
zeichnete Fläche.
Außer den bereits erwähnten Fundnummern stam-
men aus diesem Grubenkomplex noch die Nummern
143 und 217.

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