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Modderman, Pieter J.; Clason, Anneke
Die neolithische Besiedlung bei Hienheim, Ldkr. Kelheim (Band 1): Die Ausgrabungen am Weinberg 1965 bis 1970 — Kallmünz/​Opf.: Verlag Michael Lassleben, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.63701#0062
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2a) in der Ansicht horizontal-oval, im Querschnitt
regelmäßig rund oder spitz ausgezogen;
2b) in der Ansicht vertikal-oval, im Querschnitt
regelmäßig rund oder spitz ausgezogen;
2c) in der Ansicht quer-oval, im Querschnitt regel-
mäßig rund oder spitz ausgezogen;
3. hornförmige Knubben (Taf. 62 : 8—11) begeg-
nen nur auf mittelneolithischer Tonware, nament-
lich auf dem größten Bauchumfang verzierter Becher
(Taf. 66:1).
Die runden und horizontal-ovalen Knubben kön-
nen ein wenig nach oben ausgezogen sein; die hori-
zontal-ovalen Knubben weisen manchmal an der
Oberseite eine Fingerspitzendelle auf (Taf. 54 : 4)
oder sind am Ende sattelförmig eingedellt (Taf.
34 : 1). Die napfförmige Knubbe von Taf. 54 : 6
gehört zu den Sonderformen, ebenso wie die hori-
zontal-ovalen Knubben mit Dellen am Ende von
Taf. 69 : 10. Die letztere Form scheint nur in dem
mittelneolithischen Material aufzutreten (vgl. auch
Taf. 48 : 15 und 68 : 2).
Ösen werden auf dieselbe Weise wie Knubben be-
festigt und danach durchbohrt. Am häufigsten fin-
den sich runde Ösen mit horizontaler, vertikaler
oder schiefer Durchbohrung (Taf. 69 : 4). Daneben
gibt es horizontal-ovale Ösen mit vertikaler Durch-

bohrung und vertikal-ovale Ösen mit horizontaler
Durchbohrung. Die beiden zuletzt genannten Varian-
ten sind formal oft schwer von den Henkeln zu
unterscheiden, die aus Tonbändchen bestehen, die
an zwei Punkten an dem Gefäß befestigt sind. Sie
können ein waagerechtes oder ein senkrechtes Loch
haben. Im Querschnitt sind sie entweder regelmä-
ßig halbrund oder leicht eckig mit abgeflachtem
Ende. Als Sonderform ist der Henkel zu erwähnen,
der drei extra Durchlochungen hat (Taf. 52 : 2,
vgl. Stehli 1973, S. 65, Typ 5 und 6), sowie die
Öse mit Einkerbungen von Taf. 58 : 28).
Die plastischen Handhaben befinden sich meistens
an den strukturellen Hauptpunkten des Gefäßes:
in der Höhe des größten Durchmessers auf dem
Bauch, auf dem Halsansatz und, bei manchen Fla-
schen, in der Höhe des Mindestdurchmessers. An
oder auf dem Rand gibt es sie kaum (im Gegensatz
zur westlicheren Bandkeramik, vgl. Stehlis Knub-
ben 12 bis 16, Stehli 1973, S. 67).
Der wichtigste Unterschied zwischen linearband-
keramischer und „mittelneolithischer“ Tonware
liegt, was die Gefäßformen betrifft, in dem Ver-
hältnis zwischen den Zahlen von geschlossenen und
offenen Gefäßen, wie deutlich aus der Tabelle mit
„ Randwinkeln“ hervorgeht:

65 66—75 76—85 86—95 96—105 106—115 116—125 126 +

LBK 14 15 18 31 11 10 1 — %
MN 2 2 12 15 32 17 10 10 %
Tab. 1. „Randwinkel“ der linearbandkeramischen und mittelneolithischen Tonware

Anders gesagt: 47 % der linearbandkeramischen
Ränder sind einwärts gerichtet, 32% sind mehr oder
weniger senkrecht und 22 °/o auswärts gerichtet. Für
die mittelneolithische Tonware betragen diese Pro-
zentsätze: 16% einwärts gerichtet, 15% senkrecht
und 69% auswärts gerichtet. Diese Zahlen gründen
sich auf eine ziemlich kleine Stichprobe und dürfen
deswegen nicht allzu absolut genommen werden. Die
Tendenz ist aber klar.
Bei den einfachen offenen und geschlossenen For-
men (Form 1 bis 4) findet man in der Linearband-
keramik 75 % Kümpfe (Formen 2 und 4) und 25 %
Schalen, im Mittelneolithikum 35 % Kümpfe und
65 % Schalen (Form 1). Bei den Formen mit Bie-
gepunkt geschieht das gleiche: Form 5, die Schale

mit auswärts gebogenem Rand, ist mittelneolithisch;
in der Linearbandkeramik überwiegt Form 6, im
Mittelneolithikum Form 7.
Die mittelneolithischen Formen sind im allgemei-
nen schärfer profiliert, besonders bei den Bechern
ist die Krümmung des Bauches ziemlich prononciert.
Wenn sich auf dem Bauchumfang Knubben befinden,
scheint manchmal ein Bauchknick vorhanden zu sein
(Taf. 69 : 5). Wirkliche Bauchknicke sind äußerst
selten.
Schließlich ist noch eine Reihe von Fragmenten mit-
telneolithischer Tonarmringe zu erwähnen, verziert
mit parallelen Ritzlinien und, einmal, mit einer pla-
stischen Verdickung (Taf. 47 : 15; 61 : 3),

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