Das Wohnhaus des Herrn Hauptmann Ernst Wyss an der Arthnerstraße in Zug-Oberwil
NEUERE ARBEITEN VON KEISER & BRACHER IN ZUG
Wer die Schweiz besucht, ist immer aufs neue
überrascht, wie sehr gerade die Baukunst
der letzten Jahre auch in kleineren Orten leben-
dige Eigenart zeigt; und zwar keine Besonderheit,
die durch ungewohntes Neue aufzufallen bemüht
ist, sondern eine urwüchsige Kraft, die, durch for-
male Überlieferungen und handwerksgerechtes Kön-
nen geleitet, die mannigfaltigen Bauaufgaben prak-
tisch und heimatlich schön zu lösen bemüht ist.
Ganz besonders ist dies der Fall in jenen kleinen
schweizerischen Städtchen, die als Mittelpunkte in
sich abgeschlossener Staatswesen einen stark aus-
geprägten Charakter besitzen, der, wenn auch oft
unbewußt, von allen Bewohnern gekannt, gepflegt
und weiterentwickelt wird. So kommt es, daß der
Architekt, der die Besonderheiten des örtlichen
Baustils erfaßt hat und sie den neuzeitlichen Be-
dürfnissen anzupassen versteht, des Beifalls und
der Aufträge seiner Mitbürger sicher sein kann.
Bei der Vielseitigkeit der meist nur einmal mög-
lichen Bauaufgaben, die ein Spezialisieren auf be-
stimmte Baugebiete ausschließt, ist es nicht immer
leicht, die richtige Lösung für jede Aufgabe zu fin-
den. Auch die Architekten Keiser&Bracher, die
in den letzten lOJahren eine Reihe kleinerer und
größerer Bauten in Zug auszuführen erhielten, hatten
diese Schwierigkeit zu überwinden. Sie restau-
rierten zusammen mit den kunst- und bauverstän-
digen Besitzern ein weiträumiges altes Schloß,
bauten städtische und ländliche Wohnhäuser, Schu-
len und ein Theater, Sanatorien und Verwaltungs-
gebäude und leisteten dabei stets Arbeiten, die
über den Kreis ihrer engeren Heimat hinaus Be-
achtung verdienen und gefunden haben. Solides
Können, sicheres Gefühl für Form und Farbe, liebe-
volles Eingehen auch auf scheinbare Kleinigkeiten,
strenge Selbstzucht, Fleiß und unermüdliches Weiter-
lernen sind die Grundlagen dieses Schaffens, das
mit vorzüglichen Leistungen begann, und in ruhigem
Ausreifen begriffen, doch noch immer Besseres
zu geben verspricht. Das belegen die folgenden
Ansichten wohl besser als viele Worte; wo Einzel-
angaben nötigerschienen, sind sie unter den Bildern
gegeben.
MOD. BAUFORMEN 1915. X. 1.
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